idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
05.06.2015 14:12

Zum Tod von Prof. Dr. Arno Klönne (1931-2015)

Frauke Döll Stabsstelle Presse und Kommunikation
Universität Paderborn

    Die Universität Paderborn trauert um einen herausragenden Soziologen und Politikwissenschaftler. Ein Nachruf von Universitätspräsident Prof. Dr. Wilhelm Schäfer, Prof. Dr. Volker Peckhaus, Dekan der Fakultät für Kulturwissenschaften, und Prof. Dr. Birgit Riegraf, Sprecherin des Faches Soziologie.

    Die Universität Paderborn trauert um Prof. Dr. Arno Klönne, geboren am 4. Mai 1931, verstorben am 4. Juni 2015. Er lehrte von 1978 bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1996 Soziologie an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn. Nach dem Studium der Soziologie, Geschichte und Politik in Marburg und Köln kehrte Arno Klönne der Wissenschaft zunächst den Rücken, um als Landesjugendpfleger zu arbeiten. Fünf Jahre später kehrte er an die Universität zurück und nahm seine wissenschaftliche Arbeit erneut auf. Sein wissenschaftlicher Werdegang führte ihn zunächst an die Sozialforschungsstelle der Universität Münster in Dortmund, die Universitäten Göttingen und Bielefeld, bis er auf die Professur an der Universität Paderborn berufen wurde.

    Mit Arno Klönne verlieren die Soziologie, die Fakultät für Kulturwissenschaften und die Universität Paderborn einen immer streitbaren, manchmal recht unbequemen Kollegen und einen herausragenden Kenner des Faschismus und des Rechtsextremismus, der Geschichte der Arbeiterbewegung und der internationalen Politik. Seine 1982 veröffentlichte und mehrfach neu aufgelegte Studie zur Jugend im Dritten Reich gilt bis heute als Standardwerk zur Geschichte der Hitlerjugend und ihrer Gegner. In dieser Arbeit analysiert Arno Klönne anhand zahlreicher Dokumente und zeitgenössischer Berichte die faschistische Jugenderziehung und die Praktiken der Hitlerjugend, er arbeitet aber auch widerständige Jugendkulturen und jugendliche Widerstandsgruppen auf. Dieses Thema begleitete ihn Zeit seines Lebens.

    Es ist wohl die intensive soziologische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, seinen gesellschaftlichen Ursachen und Folgen, die eine der schier unerschöpflichen Quellen für sein unermüdliches politisches Engagement und sein kompromissloses Eintreten gegen jede Form des Rechtsextremismus und Rassismus und der Kriegstreiberei war. Arno Klönne wollte es nicht allein bei einer theoretischen Analyse gesellschaftlicher Prozesse vom Schreibtisch aus belassen, sondern er mischte sich Zeit seines Lebens sehr konsequent, engagiert und entschieden in politische Auseinandersetzungen ein. So gehörte er in den 1960er Jahren zu den Sprechern der Ostermarschbewegung.

    Mit seiner Streitschrift „Machte Wehner die SPD kaputt?“, eine Dokumentation über den Identitätsverlust der bundesdeutschen Sozialdemokratie, schockierte er 1975 die SPD. Diese Schrift ist ein Beleg dafür, dass sich Arno Klönne nicht davor scheute, die Auseinandersetzung mit den etablierten Parteien und Politikern dann zu suchen, wenn er befürchtete, dass demokratische Mitsprache und Freiheitsrechte beschnitten werden sollten. Nach seinem Austritt aus der SPD gehörte Arno Klönne zu den Gründern der Demokratischen Initiative Paderborn (DIP), die 2004 zum ersten Mal bei den Kommunalwahlen antrat. Bis zuletzt mischte sich Arno Klönne unermüdlich mahnend in die politische Debatte ein.

    Die Universität Paderborn wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Die Anteilnahme gilt seiner Familie.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).