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02.07.2015 09:08

Studie: Viele Lehramtsabsolventen kehren Sachsen den Rücken

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Pressestelle
Universität Leipzig

    Zahlreiche sächsische Lehramtsabsolventen wandern nach ihrem Studium in andere Bundesländer ab oder bewerben sich gar nicht erst für ein berufsvorbereitendes Referendariat. Das geht aus einer Studie des Zentrums für Lehrerbildung und Schulforschung (ZLS) der Universität Leipzig hervor, deren Ergebnisse kürzlich in einer Schriftenreihe veröffentlicht wurden.

    Im Fokus der Untersuchungen der Nachwuchsforschergruppe "Verbleib und berufliche Orientierung von Lehramtsabsolventen in Sachsen (VEBOLAS)" standen die Übergänge vom Lehramtsstudium in die Erwerbsarbeit der Abschlussjahrgänge 2009 bis 2012. Zunächst wurden etwa 700 Probanden in einer Onlineerhebung und später 35 in detaillierten Interviews zu ihren Berufsperspektiven befragt.

    Ein erheblicher Teil der sächsischen Absolventen geht entweder gar nicht in den Vorbereitungsdienst über - jeder Zehnte bewirbt sich nicht einmal für ein Referendariat - oder wandert nach dem Studium in andere Bundesländer ab, wie Dr. Jörg Eulenberger vom Institut für Bildungswissenschaften der Universität Leipzig berichtet. Er hat die Methodik der Studie entwickelt. Für die Abkehr von Sachsen spielten dabei weniger Kriterien wie die Verbeamtung von Lehrern in anderen Bundesländern oder die Dauer des Vorbereitungsdienstes eine Rolle. "In den Interviews ist beispielsweise deutlich geworden, dass die Nachwuchslehrkräfte nicht abgeneigt sind, in Sachsen einen Vorbereitungsdienst zu beginnen", sagt er. Dagegen seien andere Faktoren wie das als intransparent empfundene Auswahlverfahren im Vorbereitungsdienst in Sachsen kritisch betrachtet worden.

    In die Studie wurden sowohl Absolventen einbezogen, die den Lehrerberuf ergriffen haben als auch jene, bei denen das nicht der Fall war. VEBOLAS wurde vor dem Hintergrund des großen Mangels an Nachwuchslehrkräften im Freistaat Sachsen erarbeitet und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) finanziert. Der Freistaat Sachsen hatte mit Blick auf diese Situation im Jahr 2012 die Lehrerbildung reformiert und die Ausbildungszahlen in Studium und Vorbereitungsdienst verdoppelt.

    "Wo sind diese Absolventen geblieben? Die sächsischen Universitäten haben seit Jahrzehnten stetig und zuverlässig die notwendige Anzahl von Lehramtsstudierenden immatrikuliert, ausgebildet und ausreichende examinierte Absolventen in ein Referendariat entlassen", sagt Projektleiterin Prof. Dr. Barbara Drinck von der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät. In Sachsen habe es jahrelang Probleme bei der Übernahme der Studienabsolventen in das Referendariat gegeben. "Andere Bundesländer haben dies für sich genutzt und besonders in der zweiten Hälfte der 2010er Jahre kräftig geworben, um die von Sachsen gut ausgebildeten Lehramtsabsolventen für ein Referendariat und eine anschließende Beschäftigung an ihren Schulen in ihr Land zu holen", sagt sie. Seitdem habe der Freistaat eine ganze Menge getan, um junge Lehrkräfte zu qualifizieren und für eine Karriere im Freistaat zu begeistern.

    ZLS-Geschäftsführer Alexander Biedermann nennt in dem Zusammenhang die Marketingkampagne "Lehrer werden in Sachsen", das Bildungspaket und das Sachsenstipendium für Lehramtsstudierende als Beispiele für Investitionen, die zu Zeiten des Lehrerüberschusses undenkbar gewesen seien. Die VEBOLAS-Studie liefere nun das Know-how, die vorhandenen Maßnahmen zu schärfen, neue zu entwickeln und unfruchtbare Wege abzubrechen.

    "VEBOLAS schließt nicht nur eine Forschungslücke, sondern ist unmittelbar relevant für die Personalentwicklungsmaßnahmen des Kultusministeriums", betont der Geschäftsführende Direktor des ZLS, Dr. Jürgen Ronthaler. Die Datenerhebung der Studie schließe mit dem Abschlussjahrgang 2012 ab - zu dem Zeitpunkt, als die Reformen des Freistaates gegriffen haben. VEBOLAS 2 sei daher schon in Planung.

    Der sechste Band der Publikationsreihe zu der Studie ist ab sofort zum Preis von 24 Euro im Buchhandel erhältlich: Eulenberger, Jörg, Thiele, Anja und Piske, Alexander (2015): "Verbleib und berufliche Orientierung von Lehramtsabsolvent_innen in Sachsen (VEBOLAS)", Bd. 6, Univ.-Verlag Leipzig.

    Ansprechpartner:

    Alexander Biedermann
    Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung (ZLS)
    Telefon: +49 341 97-30481
    E-Mail: alexander.biedermann@uni-leipzig.de

    Dr. Jörg Eulenberger
    Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung (ZLS)
    Telefon: +49 341 97-31579
    E-Mail: joerg.eulenberger@uni-leipzig.de


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    Journalisten
    Pädagogik / Bildung
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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