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22.05.2003 12:36

Gezielte Prävention chronischer Erkrankungen

Jutta Reising Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Vorbeugung ist bekanntlich in vielen Fällen die beste Medizin. Voraussetzung einer erfolgreichen Prävention chronischer Erkrankungen ist jedoch zunächst einmal das Wissen um deren Ursachen und Risikofaktoren. Mit der Durchführung und Auswertung zahlreicher nationaler und internationaler bevölkerungsbezogener Studien hat das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin des Universitätsklinikums Münster (UKM) in den vergangenen zehn Jahren viel beachtete Beiträge zur Ursachenforschung und Risikoabschätzung weit verbreiteter Erkrankungen geleistet.

    "Wenn es uns gelänge, das gesamte epidemiologische Wissen der letzten Dekade in der Bevölkerung auch umzusetzen, könnte die Häufigkeit von zwei der wichtigsten vor dem 70. Lebensjahr auftretenden Volkskrankheiten drastisch reduziert werden", betont Institutsdirektor Prof. Dr. Ulrich Keil vor Auftakt eines vom 23. bis 24. Mai 2003 anlässlich des zehnjährigen Institutsjubiläums stattfindenden internationalen Symposiums in Münster. Der münstersche Epidemiologe und Sozialmediziner verweist dabei auf die koronare Herzerkrankung und den Schlaganfall, die in der westlichen Welt nach wie vor weit an der Spitze der Todesursachen-Statistik stehen.

    Dabei konnte mittlerweile nachgewiesen werden, dass der altersbedingte Rückgang der Volkskrankheit Herzinfarkt zu zwei Dritteln auf Prävention und nur zu einem Drittel auf verbesserte therapeutische Maßnahmen zurückzuführen ist. Dies hat die weltweite, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) koordinierte Herzkreislauf-Studie MONICA (Monitoring Trends and Determinants in Cardiovascular Diseases) ergeben. An diesem über 20 Jahre in weltweit 40 Zentren durchgeführten und im Jahr 2000 abgeschlossenen Projekt, aus dem weitere Studien zur zeitnahen Risikoabschätzung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der deutschen Bevölkerung hervorgegangen sind, war Prof. Keil als Studienleiter für die Region Augsburg maßgeblich beteiligt. Die durch diese Untersuchung nachgewiesene immense Bedeutung der Prävention ist eine wichtige Grundlage für die Entwicklung wirksamer Strategien zur Bekämpfung des Herzinfarktes.

    Dass bei Vorbeugung dieser Volkskrankheit allerdings vieles im Argen liegt, hat auch eine andere Studie ergeben. Dieses in 15
    Ländern durchgeführte EUROSPIRE-Projekt, bei dem Deutschland durch die Region Münster repräsentiert wurde, wurde die so genannte sekundäre Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Dies bedeutet, es wurde der Frage nachgegangen, inwieweit vorbeugende Maßnahmen bei denjenigen Menschen greifen, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben. Das ernüchternde Ergebnis dieser Studie auch für die Region Münster: Ärzte und Patienten schenken der Umsetzung entsprechender Leitlinien offensichtlich zu wenig Beachtung, die sekundäre Prävention muss daher nachhaltig verbessert werden.

    Neben Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten mit zunehmendem Alter aber auch gerade in höherem Lebensalter weit verbreitete neurologische Erkrankungen, wie insbesondere Demenz und Parkinson-Syndrom, in den Vordergrund und stellen neue Herausforderungen an die medizinische Versorgung. Vor dem Hintergrund der angesichts der demografischen Entwicklung immer größeren Bedeutung solcher Erkrankungen hat das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin zusammen mit der Neurologischen Klinik des UKM einen neuen Forschungsschwerpunkt aufgebaut. In zahlreichen bevölkerungsbezogenen Studien, die ebenfalls in nationale und internationale Verbundprojekte eingebunden sind, werden unter anderem Zusammenhänge zwischen individueller Lebensweise und Auftreten solcher Erkrankungen erforscht, Risikoabschätzungen vorgenommen und Möglichkeiten und Auswirkungen von Früherkennung und Prävention untersucht. Für die (künftig) Betroffenen als auch für das Gesundheitswesen sind solche Untersuchungen von großer Bedeutung. Denn Schlaganfall, Demenzerkrankungen und Parkinson-Syndrom ist gemeinsam, dass sie mit deutlichen Beeinträchtigungen in der Fähigkeit der Alltagsbewältigung und der selbst eingeschätzten Lebensqualität einhergehen und zudem hohe medizinische Kosten verursachen.

    Über die Forschungsaktivitäten auf dem Gebiet altersbedingter Erkrankungen und deren Prävention hinaus konzentriert sich das wissenschaftliche Interesse der münsterschen Epidemiologen und Sozialmediziner aber auch auf die junge Generation. So sind sie federführend an der weltgrößten epidemiologischen Studie zur Untersuchung von Asthma und Allergien bei Kindern und Jugendlichen beteiligt. Diese so genannte ISSAC-Studie (International Study of Asthma and Allergies in Childhood), in deren Rahmen weltweit bislang über 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche untersucht wurden, umfasst inzwischen über 200 Zentren rund um den Globus. Ergebnis der Untersuchungen in Münster, wo in den Jahren 1995 und 2000 jeweils 8000 Kinder und Jugendliche untersucht worden sind, war eine Zunahme der Erkrankungen von Asthma und Allergien in diesen nur fünf Jahren um bis zu 70 Prozent, wobei Mädchen deutlich häufiger betroffen sind als Jungen. Eine Erklärung für diese Entwicklung hat die Forschung bislang noch nicht parat.

    Im Rahmen des am 23. Mai 2003 um 11 Uhr im Hörsaal der Alten Medizinischen Klinik (Domagkstraße 3) beginnenden internationalen Symposiums werden Wissenschaftler aus aller Welt, mit denen das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin des UKM eng kooperiert, über den aktuellen Stand der in Münster verfolgten Forschungsschwerpunkte berichten und diskutieren. Dazu zählen unter anderem auch die Krebsepidemiologie sowie die Arbeits- und Umweltepidemiologie. Aufgrund der bisherigen Beiträge zur Arbeitsepidemiologie hat das münstersche Institut eine Stiftungsprofessur der Degussa AG erhalten, die im Laufe dieses Jahres besetzt wird.


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum.uni-muenster.de/institute/epi/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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