Frankfurt. Im bundesweiten Wettbewerb zur Verbesserung der Lehre gehört die
Goethe-Universität zu den erfolgreichsten Hochschulen: Für die Goethe-Universität
werden in der zweiten Förderperiode bis Ende 2020 noch einmal rund 21 Millionen
Euro erwartet. Vom Frankfurter Programm „Starker Start ins Studium“ profitieren
vor allem Studierende in den ersten drei Semestern.
Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff freut sich über das erfolgreiche Abschneiden der Goethe-Universität:„Das zeigt uns, dass wir einen guten Weg zur Verbesserung der Lehre eingeschlagen haben. Mit dieser Förderung haben wir übrigens eines der größten Drittmittel-Projekte in diesem Jahr eingeworben – und das für die Lehre!“ Gleichzeitig hebt Wolff hervor: „Die in Aussicht stehenden 21 Millionen Euro tragen dazu bei, die Betreuungsrelation trotz der seit 2008 um 40 Prozent gestiegenen Studierendenzahlen einigermaßen konstant zu halten. Insofern ist es schön und wichtig, dass es auch für die Lehre Drittmittel gibt. Allerdings ist es schade, dass wir so dringend auf sie angewiesen sind.“
Die 156 in der zweiten Förderperiode des „Qualitätspakts Lehre“ erfolgreichen
Hochschulen sind heute Vormittag bei der Pressekonferenz der Gemeinsamen
Wissenschaftskonferenz (GWK) von der Bundesbildungsministerin Prof. Johanna
Wanka bekannt gegeben worden. Wobei die 21 Millionen Euro für die Goethe-
Universität zu den höchsten Förderungen gehören. Dieses Bund-Länder-Programm
für die Lehre an Hochschulen läuft seit 2011. 2016 beginnt die zweite Förderphase;
insgesamt ist das Programm mit zwei Milliarden Euro dotiert, für die zweite Phase
stehen noch einmal 820 Millionen Euro zur Verfügung.
In der Studieneingangsphase werden die Weichen für ein erfolgreiches Studium
gestellt, darin sind sich Bildungsexperten einig. „Deswegen konzentrieren wir uns mit
dem Programm genau auf diese Phase. Die zweite Förderperiode gibt uns die
Möglichkeit, unsere gemeinsamen Konzepte für gute Lehre weiterhin und noch
besser umzusetzen.“, sagt die für die Lehre zuständige Vizepräsidentin der Goethe-
Universität, Prof. Tanja Brühl. Auswertungen der Goethe-Universität aus der ersten
Förderperiode bestätigen den richtigen Kurs eindrücklich: So ist beispielsweise der
Anteil der Studienabbrecher nach dem vierten Fachsemester in den Wirtschafts- und
Sozialwissenschaften von 35 Prozent auf 18 Prozent gesunken. Vielfältige zusätzliche
Angebote wie Brückenkurse im Mathe, Tutorien in Kleingruppen, individuellen
Betreuung beim wissenschaftlichen Schreiben schlagen dabei offensichtlich ebenso
positiv zu Buche, wie die etwa 60 zusätzlichen Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler in der Lehre und Hochschuldidaktik sowie umfangreiche
Qualifikationsangebote für alle Lehrenden, insbesondere auch für die 170
studentischen Tutorinnen und Tutoren.
Seit einigen Jahren beobachten die Lehrenden aller Universitäten, dass Abiturienten
mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Vorkenntnissen in ihr Studium starten.
Hier setzt das Konzept „Starker Start ins Studium“ an. Den Verantwortlichen ist
hierbei wichtig, dass die universitäre Lehre sowohl in den Lehrangeboten als auch im
Selbstverständnis der Lehrenden die zunehmende Heterogenität der Studierenden
berücksichtigt. „Heterogenitätssensible Lehre“ nennen das die Experten. Das
bedeutet: Jeder Studienanfänger soll mit seinen Stärken und Defiziten dort abgeholt
werden, wo es notwendig ist, um erfolgreich und selbstbestimmt studieren zu
können und um nach den ersten Semestern die methodischen und fachlichen
Grundkompetenzen zu beherrschen. Dass unterschiedliche Voraussetzungen ein
großes Thema an der Goethe-Universität sind, hat die universitätsweite
Studierendenbefragung gezeigt: 37 Prozent der Studierenden kommen aus Familien,
in denen kein Elternteil studiert hat; fast 24 Prozent haben einen
Migrationshintergrund, davon haben 40 Prozent Deutsch als zweite Sprache erlernt;
66 Prozent der Studierenden müssen für ihren Lebensunterhalt parallel zum Studium
arbeiten.
Nach der Zusage aus Berlin soll nun unter anderem ein Mathezentrum aufgebaut
werden: Hier werden Studienanfänger aus den Natur- und Sozialwissenschaften ihre
Wissenslücken in mathematischen Grundlagen, die für diese Fächer unabdingbar
sind, schließen können. Dazu Dr. Julia Sommer, Koordinatorin des Zentrums
Naturwissenschaften, das ebenfalls Teil des Starken Starts ist: „Wir wollen mit dem
Mathezentrum an das erfolgreiche Konzept des Schreibzentrums unserer Uni
anknüpfen und Studierende mit einem niedrigschwelligen Angebot unterstützen.“
Mit solchen Angeboten hat das Schreibzentrum gute Erfahrungen gemacht. So
berichtet die Tutorin, Parvin Djahani, von ihren Beratungsgesprächen für die
Kommilitonen „auf Augenhöhe“: „Weil ich selbst auch studiere, trauen sich
Studierende bei mir viel mehr zu fragen als bei ihren Dozenten.“
Mit den Geldern wird in der zweiten Förderphase auch das Konzept der
„Forschungsorientierten Lehre“ weiterentwickelt. Gerade zu Studienbeginn sollen
und wollen die Studierenden erste eigene Erfahrungen in kleineren Projekten
sammeln. Dies können auch „praxisorientierte Lehrforschungsprojekte“ sein, die
gesellschaftsrelevante Fragen aufgreifen, das sogenannte „Service-Learning“. So
könnten beispielsweise angehende Juristen Flüchtlinge zu ihrem rechtlichen Status
beraten, Ethnologie-Studierende ausländischen Kommilitonen nach Erfahrungen mit
der Lebenskultur in Frankfurt befragen, Marketing-Studierende ein Konzept für die
Mitgliederwerbung einer Hilfsorganisation entwickeln, oder angehende Historiker
eine Ausstellung zu den Anfängen der chemischen Industrie in Frankfurt
konzeptionieren.
Kern des Projekts sind und bleiben die vier Zentren für Lehre in den
Sozialwissenschaften, den Geisteswissenschaften, den Naturwissenschaften sowie in
der Lehrerbildung. Unterstützt werden sie von dem Verbund „Di³“, dem das
Interdisziplinäre Kolleg Hochschuldidaktik, „studiumdigitale“ sowie das
Gleichstellungsbüro angehören. Die Leiterin der Stabsstelle Lehre und
Qualitätssicherung und Projektleiterin Dr. Kerstin Schulmeyer resümiert: „Mit dem
Starken Start ist es uns gelungen, Strukturen für die Lehre zu schaffen, die einerseits
eine fachnahe Qualifizierung der Lehrenden und zum anderen Kommunikation über
und die Weiterentwicklung von guter Lehre ermöglichen, darauf sind wir stolz!“
Durch diese Kooperationsformen haben sich achtbare Erfolge eingestellt: Die
Erfolgsquoten in den naturwissenschaftlichen Grundlagenfächern sind beispielsweise
deutlich gestiegen, seitdem die Angebote in Mathematik, Physik, Chemie und
Biologie auf die Bedürfnisse der Studierenden abgestimmt und um zusätzliche Kurse
und Tutorien ergänzt wurden.
Die Auswahl für diese zweite Förderstaffel erfolgte in einem wissenschaftsgeleiteten
Verfahren: Zwölf im Bereich der Hochschullehre ausgewiesene Experten aus
Wissenschaft, Hochschulmanagement und Studierendenschaft urteilten über die
Förderwürdigkeit der 180 Anträge. 156 Hochschulen werden unterstützt, darunter
auch acht hessischen Universitäten und Hochschulen.
Informationen: Prof. Tanja Brühl, Vizepräsidentin für Lehre, bruehl@soz.unifrankfurt.
de; Dr. Kerstin Schulmeyer, Projektleitung und Leiterin Stabsstelle Lehre
und Qualitätssicherung, Telefon: (069) 798 12341, schulmeyer@pvw.unifrankfurt.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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fachunabhängig
überregional
Studium und Lehre
Deutsch
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