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16.06.2003 15:53

Chemie, Chemiker und die Kunst

Volker Schulte Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Chemie-Professor und Kunsthistoriker der Universität Leipzig legen den Band DE ARTES CHEMIAE vor.

    Die Naturwissenschaften und die Kunst stehen enger beisammen, als es die Schulweisheit mit ihrem Schubfachdenken uns glauben machen möchte. Davon legt auch der jetzt im Passage-Verlag erschienene, von dem Chemie-Professor Lothar Beyer und dem langjährigen Kustos der Universität Leipzig Rainer Behrends vorgelegte Band DE ARTES CHEMIAE Zeugnis ab. Dabei geht es nicht allein um Doppelbegabungen wie den Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald, der Chemiker und Künstler in einer Person war, sondern um ein vielfältiges Beziehungs- und Kommunikationsgeflecht, komme es nun in künstlerischen Abbildungen von Wissenschaftlern, ihren Labors und Wirkungsstätten, in kunstvoll gestalteten Buchbeständen aus dem Bereich der Chemie oder einfach in der Ästhetik der Chemie als der Lehre von den Veränderungen der Stoffe, in der Schönheit der "Schöpfungen" von Chemikern, z. B. farbigen Kristallen, zum Ausdruck. Die "Chemie" stellt aber auch die Materialien bereit - man denke an Mineralfarben, Ölfarben, Ton, Gips, farbiges Glas, Metalle, Legierungen und Edelsteine - , die der Künstler für sein Schaffen benötigt. Die Leipziger Rektorkette von 1855 aus Gold, Smaragden und Rubinen ist ein ergiebiges Beispiel, um diesen Zusammenhang zu verdeutlichen.
    Einen Sonderfall der weitgefassten Beziehungen stellt zweifellos Johannes Wislicenus dar, dem nicht nur eine Porträtbüste (von Carl Seffner) gewidmet wurde, sondern der auch ob seiner imposanten äußeren Erscheinung und wohl auch ob seiner patriotisch-deutschen Gesinnung Modell stand für das 1883 eingeweihte Niederwalddenkmal zur Erinnerung an die Reichsgründung von 1871 und auf einem Seitenrelief eine lebensgroße Abbildung als Vater, der seinen in den Krieg ziehenden Sohn segnet, erfuhr. Die Bekanntschaft mit dem Schöpfer des Denkmals, dem Bildhauer Johannes Schilling, wird für die Modellwahl ein Übriges getan haben.
    Da diese Zusammenschau von Chemie und Chemikern, so sie mit der Alma mater Lipsiensis verbunden waren, und ihrem künstlerischen Widerhall in Stein, auf Papier oder Leinwand über die phänomenologische hinaus eine fundierte historische Darstellung bietet, hält man mit diesem Band auch ein Geschichtswerk spezieller Art, eine ganz eigene Geschichte der Chemie in Leipzig, in den Händen, das sich würdig in die Reihe der Publikationen vor dem großen Universitätsjubiläum 2009 einreiht. Dazu werden überwiegend Kunstschätze der Universität Leipzig, ferner des Museums der bildenden Künste Leipzig, des Carl Bosch Museums Heidelberg, dem auch für die großzügige finanzielle Unterstützung zu danken ist, der Wilhelm-Ostwald-Gedenkstätte Großbothen und anderer Sammlungen herangezogen. Und ganz nebenbei ist es ein schönes, zur Nachahmung empfohlenes Beispiel dafür, was man als Ruheständler der Universität, der eine Professor für Anorganische Chemie, der andere Kunstwissenschaftler, mit der neu gewonnenen Freiheit und Freizeit anzufangen vermag. Die Autoren haben ihren Lohn schon während der Arbeit an diesem Band gefunden, wie sie selbst bekunden, "durch das Aufspüren bisher nicht bzw. nicht in diesem Zusammenhang bekannter Kunstwerke, Schriftzeugnisse und Querbeziehungen". Der Leser hat nunmehr das Vergnügen, an dieser Entdeckerfreude teilzuhaben. V. Schulte

    Lothar Beyer, Rainer Behrends: DE ARTES CHEMIAE. Chemiker und Chemie an der Alma mater Lipsiensis. Kunstschätze, Buchbestände und Archivdokumente der Universität Leipzig und anderer Sammlungen. Mit einem Geleitwort von Volker Bigl, Rektor der Universität Leipzig. Passage-Verlag Leipzig 2003. ISBN 3-932900-75-8.


    Bilder

    Wilhelm Ostwald, Hornvogel, farbig, farbgenormt
    Wilhelm Ostwald, Hornvogel, farbig, farbgenormt

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Wilhelm Ostwald, Hornvogel, farbig, farbgenormt


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