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30.05.2016 13:24

Lichtabhängiger Magnetkompass der Vögel

Dr. Anne Hardy Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Zugvögel, aber auch Hühner, besitzen in ihrem Auge einen lichtabhängigen Kompass. Er gibt ihnen Informationen über die Richtung des Erdmagnetfelds. Wie dieser Kompass auf molekularer Ebene funktioniert, hat die Arbeitsgruppe von Prof. Roswitha Wiltschko zusammen mit französischen Kollegen herausgefunden. Der entscheidende Schritt findet in Dunkelheit statt.

    FRANKFURT. Vögel haben zu ihrer Orientierung im Erdmagnetfeld zwei Sinnesorgane: Die Stärke des Magnetfeldes messen sie in ihrem Schnabel. Die Richtungsinformation wird im Auge wahrgenommen. Die dort vorhandenen Zapfen, die auf UV-Licht reagieren, enthalten eine Form des Proteins Cryptochrom. Bereits vor fünf Jahren vermutete ein Forscherteam der Goethe-Universität Frankfurt, in dem auch die Arbeitsgruppe von Roswitha und Wolfgang Wiltschko beteiligt war, dass dieses höchstwahrscheinlich für die Orientierung im Magnetfeld zuständig ist.

    Im Cryptochrom findet eine zyklische Reaktion statt, die aus einem lichtabhängigen und einem lichtunabhängigen Teil besteht. Insbesondere entstehen in diesem Zyklus zwei Radikalpaare, die aufgrund ihres ungepaarten äußeren Elektrons auf das Magnetfeld der Erde reagieren. Die Frankfurter Arbeitsgruppe hat nun in Kooperation mit der französischen Université Pierre et Marie Curie herausgefunden, welches dieser Radikalpaare entscheidend für die Orientierung im Erdmagnetfeld ist.

    In einer Studie mit Rotkehlchen wurden die Vögel wechselweise zwei verschiedenen Bedingungen ausgesetzt: Im Rhythmus von einer Sekunde schalteten die Forscher entweder das Licht oder das Erdmagnetfeld aus. Es zeigte sich, dass die Vögel sich auch unter diesen Bedingungen an den Magnetfeldlinien der Erde orientieren können. Dies lässt darauf schließen, dass das „lichtunabhängige Radikalpaar“ für die Wahrnehmung der Magnetfeldlinien zuständig ist. Licht wird nur benötigt, um den Zyklus in Gang zu halten.
    „Das ist der erste Beleg dafür, dass das in Dunkelheit produzierte Radikalpaar entscheidend für den Magnetkompass ist“, sagt Prof. Roswitha Wiltschko. Da Cryptochrome in anderen Organismen ausschließlich der Wahrnehmung von Licht dienen, deutet die Studie auf eine besondere evolutionäre Adaption in Vögeln hin.

    Informationen: Prof. Roswitha Wiltschko & Christine Nießner, Institut für Ökologie und Diversität, Prof. Wolfgnag Wiltschko, Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaften; Biologicum, Max-von-Laue-Str., Tel: (069) 798-42119 u.( 06032) 81206; wiltschko@bio.uni-frankfurt.de; c.niessner@bio.uni-frankfurt.de.

    Publikation: Wiltschko R, Ahmad M, Nießner C, Gehring D, Wiltschko W. 2016 Light-dependent magnetoreception in birds: the crucial step occurs in the dark. J. R. Soc. Interface 20151010.
    http://dx.doi.org/10.1098/rsif.2015.1010

    Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main. Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

    Herausgeber: Die Präsidentin
    Abteilung PR & Kommunikation,
    60629 Frankfurt am Main
    Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation
    Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main
    Telefon (069) 798 – 1 24 98, Telefax (069) 798 – 763 12531,
    E-Mail hardy@pvw.uni-frankfurt.de
    Internet: www.uni-frankfurt.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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