Frühere Studien unterstützten die These, dass Konservative glücklicher als Liberale seien. Dr. Olga Stavrova vom Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS) und Juniorprofessorin Dr. Maike Luhmann vom Department Psychologie konnten nun in zwei Studien zeigen, dass der positive Einfluss konservativer Ideologie auf die Lebenszufriedenheit von Individuen auch von der ideologischen Ausrichtung des gesellschaftlichen Umfeldes abhängt.
Lebenszufriedenheit von Konservativen schwankt abhängig von Jahr und Land
Wenn die vorherrschende Ideologie der Gesellschaft eher konservativ war, waren die Anhänger konservativer Ideologie glücklicher als die Liberalen. Mit abnehmendem gesellschaftlichem Konservatismus verloren die Konservativen ihren „Glücksvorteil“. Für die Studien wurden Daten von insgesamt über 200.000 Befragten verwendet, die in den USA und in 92 Ländern weltweit lebten. Die Studien sind im Journal of Research in Personality (Volume 63, August 2016, Pages 29–35) erschienen.
Der Zusammenhang zwischen politischer Einstellung eines Menschen und seiner Lebenszufriedenheit ist in den letzten Jahren in den Fokus der Psychologen gerückt. Studien, die sich mit dem Einfluss des politischen Mainstreams auf die Lebenszufriedenheit von konservativ oder liberal denkenden Menschen beschäftigten fanden heraus, dass Konservative insgesamt glücklicher sind. „Die Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit durch die ideologische Einstellung ist nicht ganz so hoch wie zum Beispiel die Persönlichkeit oder soziale Beziehungen der Menschen aber durchaus deutlich“, erklärt Privatdozentin Dr. Olga Stavrova. Diese Studien basierten allerdings lediglich auf Daten aus den Vereinigten Staaten. „Deshalb war es sinnvoll nachzuschauen, ob es diesen kleinen Zusammenhang zwischen Konservativismus und Lebenszufriedenheit auch in Europa gibt.“ Die Forscherinnen verfolgten bei ihrer Studie die These, dass es die konservative Grundstimmung in der Gesellschaft ist, die einen positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit von Konservativen hat.
Um diese These zu überprüfen griffen die Forscherinnen in der ersten Studie auf die Daten des General Social Surveys (GSS) aus den letzten vierzig Jahren zurück. Die GSS ist eine renommierte Umfrage des National Opinion Research Center (NORC) an der University of Chicago, die alle zwei Jahre stattfindet und Grundlage vieler wissenschaftlicher Studien ist. Für ihre Studie lagen den Forscherinnen Daten von über 40.000 Befragten vor.
„Auf individueller Ebene haben wir uns angeschaut, wie der Zusammenhang zwischen individueller politischer Einstellung und Lebenszufriedenheit war“, erklärt Stavrova. „Auf der Zeitebene haben wir ermittelt, wie sich das allgemeine politische Zeitklima darstellte.“ Dafür ermittelten die Forscherinnen, wie viele Befragte insgesamt konservative Werte vertraten. Stellten sie die absolut größte Gruppe dar, war das Jahr eher konservativ geprägt. „Dann haben wir untersucht, ob sich der Zusammenhang zwischen persönlicher Lebenszufriedenheit und politischer Einstellung durch das politische Klima erklären lassen.“ Die US-amerikanischen Daten wurden in der zweiten Studie durch Daten von über 150.000 Befragten aus 92 Ländern aus dem World Values Survey ergänzt, einer Umfrage, die von einem internationalen Netzwerk von Politik- und Sozialwissenschaftlern erstellt wird.
Für die Vereinigten Staaten können die Forscherinnen nun sagen: Der Zusammenhang zwischen individueller politischer Einstellung und Glück ist in jenen Jahren stärker, in denen diese politische Einstellung besonders akzeptiert und verbreitet ist - konservative Amerikaner waren vor allem in jenen Jahren zufrieden als das gemeinsame politische Klima eher politisch konservativ war. In den Jahren als ein eher liberales Klima herrschte hatten sie dagegen keinen Glücksvorteil gegenüber den Liberalen. So kam es, dass es selbst in den Vereinigten Staaten im Laufe der letzten 40 Jahre Fluktuationen im Zusammenhang gab. „2004 gab es einen besonders starken Zusammenhang als das Klima im Land besonders konservativ war. Da war der Zusammenhang mit der Lebenszufriedenheit der Konservativen besonders stark“, so Stavrova.
Beim Blick auf die Welt zeigte sich ein ähnliches Bild. Grundsätzlich sind Konservative glücklicher als Nicht-Konservative. Doch: „Das ist vor allem in konservativen Ländern der Fall. In liberalen Ländern haben sie keinen Vorteil mehr.“ In Deutschland gibt es so gut wie keinen Zusammenhang zwischen politischer Ideologie und Lebenszufriedenheit.
Es sind hauptsächlich die Konservativen, die vom Umfeld beeinflusst werden. Bei Menschen mit liberaler Einstellung konnte ein Zusammenhang nicht festgestellt werden. Die Forscherinnen verweisen in diesem Zusammenhang darauf, dass alle Merkmale, die die Lebenszufriedenheit befördern, wie zum Beispiel Religiosität oder Persönlichkeit, dem Individuum helfen, sich in einer Gesellschaft beliebt und respektiert zu fühlen.
„Dann fühlt ein Konservativer sich besser. Er hat bessere Beziehungen zu den anderen, er fühlt sich von den anderen verstanden oder sogar in seinen Ansichten bestätigt.“ Dies nennen die Wissenschaftlerinnen den „person-culture fit“ – ein Individuum „passt“ in seine Umgebung. „Wir glauben, dass das diesen Effekt treibt. Es liegt nicht an der Ideologie des Konservativismus“, so Dr. Stavrova. „Für Konservative scheint die soziale Zugehörigkeit sehr wichtig zu sein. Liberale sind eher autonom orientiert.“
Web: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0092656616300356
Bei Rückfragen: PD Dr. Olga Stavrova
Tel.: +49 (0) 221 / 470 – 2842
E-Mail: stavrova@wiso.uni-koeln.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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