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20.06.2003 14:17

Gedächtnisprobleme durch Schlafstörungen? Therapie im Schlaflabor

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Am 21. Juni ist der 4. bundesweite "Tag des Schlafes"

    In Deutschland leiden etwa 20 Prozent der Bevölkerung an Schlafstörungen. Im Schlaflabor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I der Universität Leipzig werden diesbezüglich regelmäßig interdisziplinäre Untersuchungen zu verschiedenen Themengebieten durchgeführt. Auf einem Pressegespräch anlässlich des "Tages des Schlafes" am 21. Juni stellten der Direktor Prof. Dr. Joachim Schauer, der Leitende Oberarzt Prof. Dr. Hubertus Wirtz und Dr. Andrea Bosse-Henck von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, der Kinderneurologe Prof. Dr. Andreas Merkenschlager von der Klinik und Polikinik für Kinder und Jugendliche sowie Oberärztin Dr. Kathrin-Andrea Kopf von der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie aktuelle Forschungsprojekte vor und erläuterten Therapiemöglichkeiten für Patienten mit krankhaften Schlafstörungen.
    In Zusammenarbeit mit der Tagesklinik für kognitive Neurologie wurden beispielsweise Untersuchungen zur Gedächtnisleistung, zu Aufmerksamkeitsproblemen und der subjektiven Befindlichkeit bei Patienten mit einem schweren Schlaf-Apnoe-Syndrom vorgenommen. Mit Schlaf-Apnoe werden ständig wiederkehrende Atemaussetzer und Sauerstoffabfälle im Schlaf bezeichnet, die zu Müdigkeit am Tage sowie Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen führen. Patienten mit diesen Symptomen werden im Schlaflabor mit der so genannten "Masken-Therapie" behandelt. Die Patienten müssen hierfür im Schlaf eine Nasenmaske aufsetzen.
    Ein mit der Maske durch einen Atemschlauch verbundenes Gerät saugt über einen Filter Raumluft an und baut einen geringen Überdruck auf, mit dem die Luft dann in die Atemwege geblasen wird. Dieser Überdruck hält den Rachen offen und verhindert das Auftreten von Atemaussetzern und Sauerstoffabfällen im Schlaf. Gleichzeitig wird dadurch wieder ein normal strukturierter und erholsamer Schlaf eingestellt. Die Patienten sollten die Maske dann jede Nacht aufsetzen, um gut schlafen zu können.
    Wie Dr. Bosse-Henck, die Verantwortliche Ärztin im Schlaflabor, mitteilte, wurden 32 Patienten verschiedenen Tests unterzogen, um festzustellen, wie die geistige Leistungsfähigkeit der Patienten durch die Schlaf-Apnoe eingeschränkt wird. Jeweils unmittelbar vor Therapiebeginn, nach der ersten Nacht mit der Maske und nach 6 Therapie-Monaten wurden die Patienten untersucht. Die zweistündigen Tests umfassten Computeraufgaben, die Beantwortung von Fragebögen, Tests unter Zeitvorgaben und spezielle Gedächtnistests.
    Die Ergebnisse waren insofern interessant, da sie teilweise nicht den Erwartungen der Mediziner entsprachen. So wurde an der Bewältigung von Computeraufgaben deutlich, dass die Patienten schon vor Therapiebeginn über eine verhältnismäßig gute Daueraufmerksamkeit verfügten, obwohl viele unter einer deutlichen Tagesmüdigkeit litten. Beim Lerntest jedoch, den Patienten wurden Wörter vorgelesen, die sie lernen und am Ende der Testreihe wiederholen mussten, konnten die Patienten auch nach sechs Monaten keine wesentlichen Fortschritte erzielen. Im Vergleich mit gleichaltrigen Gesunden oder Patienten mit anderen Erkrankungen waren die Schlaf-Apnoe-Patienten die Gruppe mit den schlechtesten Leistungen.
    Anders verhielt es sich bei einem Farb-Wort-Test. Hier wurde die Fähigkeit der Patienten, sich schnell auf eine neue Situation einzustellen, untersucht. In diesen Tests für die "geistige Umstellfähigkeit" der Patienten konnte gezeigt werden, dass sich die Testleistungen der untersuchten Patienten von unterdurchschnittlichen Werten vor Therapiebeginn hochsignifikant verbesserten, wenn die Patienten die Maske auch wirklich benutzt haben.
    Für die Mediziner bleiben noch viele Fragen offen. Zum einen betrifft das die exakte Unterscheidung von Hirnleistungsstörungen, die durch eine Veränderung der Schlafstruktur bzw. durch den Sauerstoffabfall bei Schlaf-Apnoe hervorgerufen werden und zum anderen die Auswirkung von Bluthochdruck, Alter und Hirndurchblutung.
    Interdisziplinäre Untersuchungen erfolgen darüber hinaus auch mit der HNO-Klinik, der Klinik für zahnärztliche Prothetik, der Klinik für Psychiatrie, der kardiologischen Abteilung und der Klinik für Nuklearmedizin. Am "Tag des Schlafes" soll daher auch ein Interdisziplinäres Schlafzentrum an der Medizinischen Fakultät gegründet werden, dessen Ziel es sein wird, wissenschaftliche Erkenntnisse voranzutreiben und neue diagnostische Verfahren zu entwickeln.

    Andreas Wust

    weitere Informationen:
    Dr. med. Andrea Bosse-Henck
    Telefon: 0341 - 97 12 822


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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