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26.06.2003 11:42

Medizin und Ethik

Jutta Reising Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    "Am Ende ist es nicht zuletzt eine Frage der Medizinethik, ob wir auf Dauer eine humane Gesellschaft sind, in der Humanität, Freiheit und Gerechtigkeit eine Rolle spielen." Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert macht unmissverständlich deutlich, von welchen Werten sie sich in ihrer persönlichen Positionsfindung auf dem Gebiet der medizinischen Ethik maßgeblich leiten lässt. Wobei sie einräumt, dass eine Antwort auf die Frage, welche Argumente denn nun in der Diskussion um so brandaktuelle bioethische Herausforderungen, wie etwa Präimplantationsdiagnostik oder therapeutisches Klonen, am ehesten mit den Prinzipien von Humanität, Freiheit und Gerechtigkeit vereinbar sind, in jedem Einzelfall schwer errungen werden muss.

    Dieses Ringen um Positionen erlebt die Medizinerin und Philosophin, die vor kurzem an der Universität Münster den neugeschaffenen Lehrstuhl für Ethik in der Medizin übernommen hat, seit zwei Jahren in herausragender Position besonders intensiv: Als Mitglied des Nationalen Ethikrates ist sie an prominenter Stelle unmittelbar in die aktuelle bundespolitische Diskussion involviert.

    Mit der Umwidmung des einstigen Lehrstuhls für Geschichte der Medizin trägt die Medizinische Fakultät der Universität Münster den im Zuge der rasanten Weiterentwicklung technischer Möglichkeiten in der Medizin ständig wachsenden Herausforderungen an eine ethische Begleitung Rechnung. Bundesweit ist die Medizinische Fakultät in Münster erst die vierte mit einer eigenen Professur für dieses Fachgebiet. Münster, wo unter anderem mit der Einrichtung einer interdisziplinären Forschungsstelle Bioethik schon frühzeitig auf die wachsende Bedeutung dieser Fragen reagiert worden ist, hat so die Weichen für eine noch stärkere Profilbildung und einen neuen zukunftsweisenden Schwerpunkt Ethik in den Lebenswissenschaften gestellt. Als "wahrhaftig keine schlechte Adresse für die Arbeit auf diesem Gebiet" sieht denn auch Bettina Schöne-Seifert, die unter anderem mehrere Jahre in den USA und in der Schweiz tätig war, ihren neuen beruflichen Wirkungsort im Herzen Westfalens.

    Zu den Forschungsschwerpunkten der neuen Lehrstuhl-Inhaberin am Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin zählt unter anderem die Verteilungsgerechtigkeit. In einer Zeit, in der bei
    leeren Staatskassen die Kosten im Gesundheitswesen aus dem Ruder laufe, stellt die gerechte Verteilung medizinischer Leistungen eine besondere Herausforderung dar. In diesem Zusammenhang muss nach Ansicht der Medizinethikerin unter anderem eine Auseinandersetzung mit den Begriffen der "Krankheit" und der "Notwendigkeit" in der Gesundheitsversorgung stattfinden. Weitere Forschungsthemen der Wissenschaftlerin ergeben sich aus dem Fortschritt der medizinischen Technik. Im Zentrum stehen vor allem Fragen um einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit dem Anfang und dem Ende des Lebens. Das Spektrum solcher Fragen, die künftig in Münster verstärkt angegangen werden, reicht etwa von der Stammzellforschung und dem Lebensrecht von Embryonen bis hin zur Sterbehilfe. Zu den weiteren Themen, mit denen sich Bettina Schöne-Seifert wissenschaftlich auseinandersetzt, zählen beispielsweise der Umgang mit dem Recht auf Selbstbestimmung in der Psychiatrie sowie eine kritische Reflexion des so genannten medizinischen Paternalismus beziehungsweise der Frage, inwieweit Ärzte zum Wohl ihrer Patienten entscheiden dürfen.

    Dass sie unmittelbar am aktuellen Zeitgeschehen arbeitet, dafür sorgt nicht zuletzt auch ihre Mitgliedschaft im Nationalen Ethikrat. Die Arbeit und die kontroversen Diskussionen in diesem Gremium, das sich derzeit mit dem therapeutischen Klonen und dem Thema Biobanken beschäftigt, empfindet sie als ausgesprochen anregend und konstruktiv. "Es ist sehr interessant, wie man lernt, andere Sichtweisen besser zu verstehen", betont die Wissenschaftlerin, die selbst derzeit in der Arbeitsgruppe Klonen mitwirkt.

    Damit künftige Ärztinnen und Ärzte frühzeitig entsprechendes Wissen erwerben und für Fragen der Bioethik sensibilisiert werden, hat sich die neue Professorin für Medizinethik auch für den Bereich der Lehre viel vorgenommen. Wobei ihr bewusst ist, dass hier auch neue, unkonventionelle Wege eingeschlagen werden müssen, um Studierende für das Fach zu begeistern. Als eine Möglichkeit von vielen schwebt ihr dabei zum Beispiel ein Angebot "Ethik am Mittag" vor, bei dem die Studierenden zum Pausenbrot sozusagen medizinethische Nahrung für den Kopf erhalten.


    Bilder

    Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert
    Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte, Personalia
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Bettina Schöne-Seifert


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