idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
30.08.2016 14:14

Not lehrt doch nicht beten: Medizinprofessor widerlegt eine weit verbreitete Vermutung

Dr. Christina Heimken Presse- und Informationsstelle
Westfälische Wilhelms-Universität Münster

    Gereon Heuft ist Medizinprofessor der Universität Münster und Direktor der Uniklinik für Psychosomatik und Psychotherapie. Er hat nun einen zweiten Doktortitel erworben – in Theologie. In seiner Dissertation zeigt er, dass Menschen durch körperliche oder psychische Not nicht „religiöser“ werden.

    Münster (mfm/tb) - Seine ärztliche und wissenschaftliche Kompetenz hat er längst unter Beweis gestellt - durch die tägliche Arbeit, aber auch durch seine akademischen Grade. Jetzt hat Gereon Heuft, Medizinprofessor der Universität Münster und Direktor der Uniklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, einen zweiten Doktortitel erworben – in Theologie. In seiner aktuellen Promotion ging der Arzt der Frage nach, ob Menschen durch körperliche oder psychische Not „religiöser“ werden. Nein – werden sie nicht, so das Ergebnis der Untersuchung.

    Als Klinikdirektor hilft Heuft Patienten täglich bei der Bewältigung ihrer meist gravierenden Probleme. Ausgangspunkt der theologischen Doktorarbeit war seine Beobachtung im Klinikalltag, dass sich schwer körperlich Kranke immer häufiger selber ablehnen und einen „selbstbestimmten Tod“ als Autonomie idealisieren. Der Forscher befragte rund 1.300 Patienten und verglich die Antworten mit einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe. Das überraschende Ergebnis der interdisziplinären Studie: Von den Patienten wird lediglich etwas häufiger bejaht, dass religiöse Fragen eine stärkere Rolle spielen mögen. Entgegen dem bekannten Sprichwort lehrt Not insofern weniger beten, denn „suchen“.

    „Religiöse Einstellungen können für unsere Patienten eine Ressource sein – genauso aber können sie aus der Lebensgeschichte heraus zum Problem werden. Umgekehrt sind auch manche nicht religiös gebundene Patienten an religiösen Fragen interessiert“, erläutert Prof. Heuft. An die Mitarbeiter von Krankenhäusern appelliert er, den einzelnen Patienten unbedingt in seiner Individualität wahrzunehmen. „Immer mehr Menschen erleben sich hinsichtlich ihres Selbstwertes ganz alleine auf sich zurückgeworfen. Dieser Druck zur Selbstoptimierung kann rasch zum Gefühl einer Unzulänglichkeit führen und die Lebenszufriedenheit massiv beeinträchtigen.“ Damit erweitert Heuft die eher soziologisch geführte Säkularisierungsdebatte um die intrapsychische Dimension.

    Für seine pastoraltheologische Studie erhielt der Mediziner, der aufgrund eines früheren Theologie-Studiums bereits ein Diplom in diesem Fach besaß, von der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster nun die Bestnote „summa cum laude“. Privat engagiert er sich seit vielen Jahren als Diakon der katholischen Kirche, trennt dieses Ehrenamt aber strikt von seiner ärztlichen Tätigkeit an der Uniklinik. Da Heufts Erkenntnisse an der Schnittstelle zweier Disziplinen nicht nur für Wissenschaftler interessant sind, wird er sie, ergänzt um Diskussionsanstöße zum Thema, in Kürze als Buch veröffentlichen.




    Redaktion:

    Dr. Thomas Bauer
    Pressereferent für Forschung und Lehre

    Universitätsklinikum Münster
    GB Unternehmenskommunikation
    Domagkstraße 5
    48149 Münster
    Tel. 0251-83-58937
    mobil: 0171-4948979


    Bilder

    Verfasste eine mit Bestnote bewertete theologische Doktorarbeit: der münstersche Uni-Mediziner Prof. Dr. Dr. Gereon Heuft
    Verfasste eine mit Bestnote bewertete theologische Doktorarbeit: der münstersche Uni-Mediziner Prof. ...
    Foto: FZ
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Medizin, Religion
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Verfasste eine mit Bestnote bewertete theologische Doktorarbeit: der münstersche Uni-Mediziner Prof. Dr. Dr. Gereon Heuft


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).