Die weltweit größte Spezialdatenbank für schulische Anschauungsbilder ist an der Uni Würzburg angesiedelt. Neben 15.000 Datensätzen verfügt die "Forschungsstelle Schulwandbilder" zudem über rund 2.500 Originale aus den Jahren 1830 bis 1990 sowie über eine einzigartige Bibliothek mit Spezialliteratur.
Da ist zum Beispiel eine Wandtafel von 1837, die den Schülern die verschiedenen Arten des Reisens mit Kutsche, Pferd, Schiff oder zu Fuß vor Augen führt. Auf einem anderen Bild ist ein Indianerhäuptling mit prächtigem Federschmuck nebst Stammesangehörigen und Tipis zu sehen. Diese Darstellung von 1910 gehört zu einer Serie über die Völkertypen der Erde.
Anfangs waren solche Wandbilder nur Vergrößerungen aus Schulbüchern. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewannen sie aber einen eigenen didaktisch-methodischen Status - es begann die Blütezeit dieses Unterrichtsmediums, so der Würzburger Schulpädagoge Prof. Dr. Walter Müller, der die Forschungsstelle zusammen mit Dr. Ina K. Uphoff leitet. Ihre zentrale Bedeutung büßten die Wandbilder dann ab Ende der 1950er-Jahre ein, weil zunehmend technische Bildmedien wie Dia und Film zum Einsatz kamen.
Die Erforschung von Schulwandbildern ist unter anderem darum interessant, weil sich an ihnen der jeweilige Zeitgeist ablesen lässt: Sie geben Aufschluss über Sichtweisen und Meinungen, Geschmacks- und Gefühlstendenzen, die in ihrer Entstehungszeit vorherrschend waren. "Außerdem lassen sich an ihnen alle zentralen didaktischen Fragen der visuellen Veranschaulichung studieren", erklärt Walter Müller. Nicht zuletzt sind die Bilder wertvolle Quellen für die schul- und bildungsgeschichtliche Forschung.
Die Forschungsstelle ist aus der über 20 Jahre dauernden Sammel-, Forschungs- und Ausstellungstätigkeit von Prof. Müller hervorgegangen. Besonders bedeutsam war dabei ein von der Volkswagen-Stiftung (Hannover) gefördertes Forschungsprojekt, bei dem eine Gesamtdokumentation der in den Jahren 1830 bis 1990 im deutschsprachigen Raum erschienenen Schulwandbilder erstellt wurde. Hierbei entstand auch die Spezialdatenbank, mit der "diese wertvollen historischen Quellen erstmalig in großem Umfang für Forschung, Lehre, Ausstellungen und Illustrationszwecke erschlossen wurden", wie Müller sagt.
Im In- und Ausland arbeitet die Würzburger Forschungsstelle, die Ende Mai 2003 den Einzug in ihr neues Domizil am Wittelsbacherplatz offiziell gefeiert hat, mit zahlreichen anderen Forschungseinrichtungen und Museen zusammen. Dazu gehören auch gut 200 schulgeschichtliche Sammlungen und Museen in Europa. Besonders eng kooperieren Müller und Uphoff mit dem Deutschen Hygiene-Museum in Dresden und dem Haus der Geschichte in Bonn. Außerdem streben sie eine verstärkte Zusammenarbeit mit den Produzenten von Bildungsmedien sowie mit Schulfunk und -fernsehen an.
Weitere Informationen: Forschungsstelle Schulwandbilder, Lehrstuhl für Schulpädagogik, Wittelsbacherplatz 1, 97074 Würzburg, Öffnungszeiten nach Vereinbarung, T (0931) 888-4868 oder -4870, Fax (0931) 888-6805, E-Mail:
walter.mueller@mail.uni-wuerzburg.de
ina.uphoff@mail.uni-wuerzburg.de
"Reisen" - Methodische Bildertafel zum Gebrauch beim Anschauungsunterricht in Elementar- und Kleinki ...
None
Sioux-Indianer - Völkertypen, Nr. 9; Lehmann/Leutemann; Wachsmuth Verlag Leipzig 1910 Repros (2): Fo ...
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Pädagogik / Bildung
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).