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09.02.2017 10:00

Der Spiegel am anderen Ende der Leine

Stephan Brodicky Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Utl.: Eigenschaften des Halters beeinflussen das Stressmanagement beim Hund

    Ein Team des Departments für Verhaltensbiologie der Universität Wien untersuchte im Rahmen eines FWF-Projekts den Zusammenhang von biopsychologischen Parametern und Stressmanagement von Haltern und ihren Hunden. Iris Schöberl und Kurt Kotrschal fanden dabei heraus, dass die Eigenschaften des Halters und das gelebte Beziehungsmuster das Stressmanagement beim Hund beeinflussen – genauso wie die Eigenschaften des Hundes den Halter beeinflussen.

    Das Projekt "Faktoren der Mensch‐Hund‐Beziehung" zielte darauf ab, durch die Integration von Verhalten sowie psychologischen und physiologischen Parametern die Beziehung zwischen Mensch und Hund noch besser verstehen zu lernen. In einer parallelen Studie des Forschungsteams zeigte sich, dass das Bindungsmuster des Hundes gegenüber seinem Halter im Zusammenhang mit der Stressreaktivität steht. "Sicher gebundene Hunde zeigen während des so genannten Bindungstests und beim Spiel mit dem Halter eher einen Abfall des Stresshormons Kortisol im Vergleich zu unsicher gebundenen Hunden", erläutert Iris Schöberl, Erstautorin der Studie. Ebenso spielte das Bindungsmuster des Halters eine Rolle für die Stressreaktion beim Hund.

    Dyadische Eigenschaften und effizientes Stressmanagement

    Im Mittelpunkt der aktuellen Studie stand die Frage, welche Eigenschaften von Halter und Hund die Kortisolmodulation während verschiedener Testsituationen beeinflussen. Die ForscherInnen wollten herausfinden, ob Langzeitparameter wie Beziehungsmuster, Persönlichkeit, Alter und Geschlecht im Zusammenhang mit der individuellen Kortisolvariabilität stehen – ein Parameter für effizientes Stressmanagement. Die WissenschafterInnen testeten 132 Familienhunde und deren Hauptbezugspersonen während verschiedener herausfordernder Situationen (Spiel, Leistungstest, gestellte Bedrohung). Vor und nach jedem Test nahmen sie Speichelproben von Halter und Hund, um die individuellen Kortisolwerte zu berechnen. Die Persönlichkeit des Menschen und des Hundes sowie die Beziehung zum Hund und den Interaktionsstil im Alltag erhoben die BiologInnen mittels Fragebögen.

    Die WissenschafterInnen fanden heraus, dass Hunde dann ein effizientes Stressmanagement (und damit höhere Kortisolvariabilität) zeigten, wenn deren Halter in ihrer Persönlichkeitsdimension hohe Werte bei "Verträglichkeit" und niedrige bei "Neurotizismus" hatten. Jene Halter, die unsicher gegenüber ihrem Hund gebunden waren und auch in der Beziehung zu anderen Menschen Verunsicherung zeigten, besaßen Hunde mit einem schlechteren Stressmanagement. Beim Halter selbst beeinflusste vor allem die Geschlechterkombination das eigene Stressmanagement: So hatten Frauen mit Rüden eine niedrigere Kortisolvariabilität als alle anderen Geschlechterkombinationen.

    Schöberls Fazit aus der Studie: "Mensch-Hund-Teams sollten als Einheit betrachtet werden: Die Eigenschaften des Halters spielen eine wichtige Rolle dabei, wie die Beziehung zum Hund gelebt wird und wie der Hund mit stressvollen Situationen umgeht".

    Ein besseres Verständnis der Mensch-Hund-Beziehung kann die praktische Arbeit mit Haltern und ihren Hunden verbessern und ist auch für den Einsatz von Tieren in der Pädagogik und Therapie sowie für den Tierschutz von Bedeutung. "Mensch‐Tier‐Dyaden sind auch ein relevantes Modellsystem zur Erforschung von Langzeitbeziehungen Mensch-Mensch", schließt die Verhaltensbiologin.

    Diese Studie wurde durch den FWF (Projekt P 23345-B17 "Faktoren der Mensch-Hund-Beziehung") finanziert.

    Publikation in PLOS ONE:
    "Psychobiological Factors Affecting Cortisol Variability in Human-Dog Dyads": Iris Schöberl, Manuela Wedl, Andrea Beetz, Kurt Kotrschal
    http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0170707

    Wissenschaftlicher Kontakt
    Mag. Iris Schöberl
    Department für Verhaltensbiologie
    Universität Wien
    1090 Wien, Althanstraße 14
    M +43-660-469 54 75
    iris.schoeberl@univie.ac.at
    http://mensch-tier-beziehung.univie.ac.at

    Rückfragehinweis
    Mag. Alexandra Frey
    Pressebüro der Universität Wien
    Forschung und Lehre
    Universitätsring 1, 1010 Wien
    T +43-1-4277-175 33
    M +43-664-60277-175 33
    alexandra.frey@univie.ac.at

    Offen für Neues. Seit 1365.
    Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.600 MitarbeiterInnen, davon 6.800 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 94.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 175 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. http://www.univie.ac.at


    Bilder

    Erstautorin Iris Schöberl mit Ihren Hündinnen.
    Erstautorin Iris Schöberl mit Ihren Hündinnen.
    Copyright: Iris Schöberl, Universität Wien
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    Speichelprobenentnahme beim Hund mittels spezieller Wattepats.
    Speichelprobenentnahme beim Hund mittels spezieller Wattepats.
    Copyright: Iris Schöberl, Universität Wien
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Gesellschaft, Psychologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Erstautorin Iris Schöberl mit Ihren Hündinnen.


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