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24.07.2003 11:14

Ökologischer Wandel und kulturelle Umbrüche in West- und Zentralafrika

Dr. Ralf Breyer Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    DFG-Forschergruppe an der Universität Frankfurt eingerichtet

    FRANKFURT. Das Programm der Forschergruppe ist auf den Zeitraum zwischen 2.000 v. Chr. und der Zeitenwende fokussiert. Weite Gebiete Afrikas haben sich in dieser Zeit kulturell und ökologisch tiefgreifend verändert. Mit diesen Umgestaltungen, die auf entscheidende Weise den Weg Afrikas in die Neuzeit beeinflusst haben, werden sich die Forschungen in den kommenden Jahren beschäftigen.

    Im Mittelpunkt der geplanten kulturwissenschaftlichen Forschungen steht der Übergang von einer Jäger- und Sammlerkultur hin zu bäuerlich-pastoralen Gemeinschaften mit produzierender Wirtschaftsweise. Er bildet eine tiefe Zäsur in der Menschheitsgeschichte, denn wo immer er sich in den letzten Jahrtausenden auf der Erde einstellte, löste er folgenreiche Entwicklungen aus.

    Auffälligstes Kennzeichen im sub-saharischen Afrika ist das späte Auftreten dieses kulturellen Wandels ab etwa 2000 v. Chr. - im Gegensatz zu bis 10.000 v. Chr. in Vorderasien. Die regionalen Fallstudien konzentrieren sich zunächst auf die Sahelzone Nordost-Nigerias und den Rand des tropischen Regenwaldes in Süd-Kamerun. Sie gründen in Teilen auf den Ergebnissen des im vergangenen Jahr ausgelaufenen Sonderforschungsbereichs 268 ('Westafrikanischen Savanne'); eine räumliche Verlagerung und ein Ausbau des Projektes ist in einer zweiten Phase vorgesehen. Ausgangspunkt in Nordost-Nigeria ist insbesondere das 1. Jahrtausend v. Chr., das mit seinen turbulenten Kulturentwicklungen eine zentrale Rolle spielt. Parallel mit den Umbrüchen, die sich im 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. in der Sahelzone ereigneten, wanderten in größerem Umfang Bevölkerungsgruppen in den Regenwald ein. Welche Rolle die Entwicklung in der Sahelzone dabei spielte, ist noch weitgehend unbekannt. Dies liegt daran, dass es bislang noch keine entsprechend koordinierte Forschung gab.

    Die kulturellen Umbrüche in den beiden vorchristlichen Jahrtausenden erfolgen in einem auffälligen Gleichtakt mit Klimaschwankungen. Es gibt Hinweise, dass Trockenphasen in dieser Zeit zum Verschwinden der meisten permanenten Gewässer in der Sahara und im Sahel sowie zum teilweisen Zusammenbruch des Regenwald-Ökosystems geführt haben. Die Belege hierfür sind noch sehr lückenhaft und sollen mit entsprechenden Daten unterfüttert werden. Die Arbeitsregionen liegen günstig in den ökologischen Übergangszonen Sahara/Sahel und Savanne/Regenwald, die sensibel auf Klimaänderungen reagieren.

    Ziel der beteiligten Disziplinen ist eine gleichermaßen feine zeitliche Auflösung der kulturellen Entwicklung und der Klimaereignisse. Auf dieser Grundlage kann der zentrale interdisziplinäre Ansatz der Forschergruppe erörtert werden. Dabei geht es um die Frage, ob es in der Zeit von 2000 v. Chr. und der Zeitenwende einen Zusammenhang gab zwischen den Änderungen des Klimas und der Landschaft auf der einen und den kulturellen Umbrüchen und Innovationen auf der anderen Seite. Aufgrund der großräumigen Perspektive (Sahel bis Regenwald) und der vermuteten Bedeutung des Raumes für die weitere Entwicklung bis nach Südafrika darf man dem Ergebnis eine panafrikanische Relevanz beimessen.

    An der Forschergruppe, deren Einrichtung an der Universität Frankfurt die DFG am 1. Juli beschlossen hat, sind folgende Institute beteiligt: Von der Universität Frankfurt das Institut für Physische Geographie, Prof. Jürgen Runge, sowie die Archäologie und Archäobotanik Afrikas des Seminars für Vor- und Frühgeschichte, Prof. Peter Breunig und PD Katharina Neumann. Von der Eberhard-Karls-Universität Tübingen das Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Prof. Manfred Eggert. Hinzu kommen afrikanische Partner und Institutionen, mit denen die Forschergruppe aufs Engste kooperiert. Für die Afrikaforschung an der Universität Frankfurt bedeutet das Projekt eine Fortsetzung der im SFB 268 über 15 Jahre lang erfolgreich praktizierten interdisziplinären Forschung. Sie soll auch auf andere Weise fortgesetzt werden: Nahezu alle Frankfurter Afrikaforscher aus sieben Fachbereichen haben sich gerade darauf verständigt, ein 'Zentrum für Interdisziplinäre Afrikaforschung' (ZIAF) zu gründen.

    Kontakt: Prof. Peter Breunig; Archäologie und Archäobotanik; Campus Westend; Tel.: 069/798-32094; Fax: 069/798-32121ž E-Mail: breunig@em.uni-frankfurt.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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