idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
21.06.2017 14:04

Navid Kermani und Jan Assmann im Gespräch über „Religiöse Differenz in pluraler Gesellschaft“

Ulrike Jaspers Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    FRANKFURT. Mit einer öffentlichen Veranstaltung in der Goethe-Universität startet der neue LOEWE-Schwerpunkt „Religiöse Positionierung: Modalitäten und Konstellationen in jüdischen, christlichen und islamischen Kontexten“ offiziell seine Forschungsarbeit. Über „Religion und religiöse Differenz in pluraler Gesellschaft“ diskutieren Dr. Navid Kermani, deutsch-iranischer Schriftsteller und habilitierter Orientalist, und Prof. Dr. Jan Assmann, Ägyptologe und Kulturwissenschaftler, Emeritus der Universität Heidelberg. Die Veranstaltung findet statt am 28. Juni (Mittwoch) um 18.15 Uhr
    im Hörsaalzentrum, HZ 1, Campus Westend.

    Nach der Vorstellung des Forschungsschwerpunkts durch Prof. Dr. Christian Wiese, Sprecher des vom Land Hessen geförderten Forschungsverbunds und Inhaber der Martin-Buber-Professur für jüdische Religionsphilosophie, wird zunächst Isaak Dentler, Schauspiel Frankfurt, das Kapitel „Licht“‘ aus Kermanis Buch „Ungläubiges Staunen. Über das Christentum“ lesen. Das Gespräch zwischen Assmann und Kermani moderiert Prof. Dr. Joachim Valentin, Direktor des „Haus am Dom“ und Mitglied des Beirats im LOEWE-Schwerpunkt.

    Kermani, der 2015 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde, war schon mehrmals zu Gast an der Goethe-Universität, u.a. hielt er 2010 die viel beachtete Poetik-Vorlesung. Der Orientalist kritisiert einen mit der „kompletten Verdrängung des Religiösen“ einhergehenden „religiösen Analphabetismus“, der zu einer „grundlegenden Verarmung der Gesellschaft“ führe. Religiöse Toleranz und Religionsfreiheit benennt er als bedeutsame europäische Werte und fordert, im Sinne der Aufklärung, Achtung vor dem Glauben und der Weltanschauung anderer. Assmann, der sich insbesondere als Ägyptologe einen Namen gemacht hat, ist unter anderem durch Arbeiten zur Theorie des kulturellen Gedächtnisses hervorgetreten. Er hat mit seinen Reflexionen über die „mosaische Unterscheidung“ zwischen wahr und falsch wichtige Debatten über das Verhältnis von Monotheismus und Gewalt sowie über die Pluralismusfähigkeit der monotheistischen Religionen ausgelöst.

    Der LOEWE-Schwerpunkt
    „Aktuelle Debatten über die gesellschaftlichen und kulturellen Folgen der Zuwanderung von Geflüchteten zeigen, dass sich Einwanderungsgesellschaften künftig auf ein weit höheres Maß an religiös-kultureller Pluralisierung und dadurch ausgelösten Ängsten und Konflikten einstellen müssen“, so der Sprecher des Forschungsverbundes, Christian Wiese. Und hier setzen die Forscherinnen und Forscher mit ihrem interdisziplinären und interreligiösen Konzept an: Sie untersuchen den Umgang der großen monotheistischen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – mit religiöser Vielfalt und Differenz in Vergangenheit und Gegenwart. Dazu noch einmal Wiese: „Während andere interreligiöse Pluralismus- oder Dialogkonzepte zum Teil auf eine konsensorientierte, harmonisierende Überwindung von Gegensätzen zielen, wählen wir eine andere Perspektive: Wir gehen davon aus, dass Religionen grundsätzlich positionell und somit konflikthaft, deshalb aber nicht zwangsläufig pluralismusunfähig sind, sondern Differenzen ernst nehmen und zu achten vermögen.“

    Das Projekt wird vom Land Hessen mit einer Summe von knapp 4,5 Millionen Euro gefördert, der Förderzeitraum reicht von 2017 bis 2020. Federführende Institution ist die Goethe-Universität, sie kooperiert mit der Justus-Liebig-Universität Gießen. „Die Kooperation zwischen den beiden Universitäten in Frankfurt und Gießen leistet schon seit einigen Jahren einen innovativen Beitrag zu Fragen von Religion und Gesellschaft, religiöser Differenz und Interreligiösität sowie Migration und Integration. Darauf gilt es jetzt aufzubauen“, sagt Prof. Dr. Roderich Barth, Mitantragssteller aus Gießen und inzwischen Professor an der Universität Leipzig. Der Fachbereich Evangelische Theologie an der Goethe-Uni ist bereits mit dem Institut für Theologie an der Justus-Liebig-Universität eng verbunden; gemeinsam werden auch nichtkonfessionelle religionswissenschaftliche und –philosophische Studiengänge angeboten, die programmatisch auf die Thematik religiöser Vielfalt ausgerichtet sind. Ferner hat das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und vom Land Hessen geförderte Zentrum für Islamische Studien Frankfurt/Gießen in den vergangenen Jahren eine führende Rolle im Bereich einer modernen islamisch-theologischen Wissenschaft eingenommen. Alle beteiligten Disziplinen, darunter auch die Jüdischen Studien und die beim Exzellenzcluster „Normative Orders“ angesiedelten Projekte, werden die Mitwirkung an dem Forschungsschwerpunkt auch dazu nutzen, um bestehende internationale Kooperationen auszubauen und neue zu initiieren.

    Inzwischen haben – neben der Koordinatorin Dr. Nina Fischer – zehn Postdocs und sechs Promovierende aus Deutschland, Israel, Syrien und den USA ihre interdisziplinäre Arbeit an 13 Teilprojekten aus der Theologie, Religionswissenschaft, Ethnologie, Soziologie und Judaistik sowie den Islamischen Studien und den Erziehungswissenschaften aufgenommen. Sie werden nicht nur ihre Forschungsergebnisse publizieren, sondern darüber hinaus eine Vielzahl von Konferenzen und Workshops durchführen und insbesondere Veranstaltungen und Gesprächsforen zu gesellschaftlich aktuellen Themen mit anderen Bildungseinrichtungen in der Stadt Frankfurt und in der Region initiieren. Die Zusammenarbeit mit dem Forschungskolleg Humanwissenschaften in Bad Homburg ermöglicht es zudem, zeitweise Fellows aus dem In- und Ausland einzuladen, die das Themenspektrum des Forschungsschwerpunkts über die beteiligten Teilprojekte hinaus bereichern werden.

    Information: Prof. Dr. Christian Wiese, Martin-Buber-Professur für Jüdische Religionsphilosophie, Fachbereich Evangelische Theorie, Campus Westend, Tel. (069) 798 33313; E-Mail: c.wiese@em.uni-frankfurt.de, und Dr. Nina Fischer, LOEWE-Schwerpunkt „Religiöse Positionierung“, Campus Bockenheim, Tel. (069) 798 33282; E-Mail: n.fischer@em.uni-frankfurt.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).