idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.12.2017 14:27

Wie Individualität das Überleben sichert

Axel Burchardt Stabsstelle Kommunikation/Pressestelle
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Ökologe der Friedrich-Schiller-Universität Jena an neuem Sonderforschungsbereich beteiligt

    Eine Heuschrecke ist vielen Gefahren ausgesetzt. Wenn der Storch ihr nach dem Leben trachtet, kommt es darauf an, geschickt vorzugehen. Dabei ist es nicht immer der weite Fluchtsprung, der das Leben rettet. „Auf der Flucht ist es günstig, flexibel zu sein“, weiß Prof. Dr. Holger Schielzeth von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Heuschrecke springt – mal länger, mal kürzer, mal mehr nach rechts, mal nach links – und versucht, in Deckung zu gehen. „Ihr Überleben hängt auch vom Überraschungsmoment ab und jedes Tier folgt seiner eigenen Strategie“, sagt der Professor für Populationsökologie.

    Wie es Lebewesen individuell gelingt, sich an ihre Umwelt anzupassen und so ihre eigene ökologische Nische zu finden und zu nutzen, das untersucht ab nächstem Jahr ein neuer Sonderforschungsbereich/Transregio (SFB-TRR), den die Deutsche Forschungsgemeinschaft gerade genehmigt hat und in den kommenden vier Jahren mit insgesamt rund 8,5 Millionen Euro fördert. Der SFB-TRR 212 mit dem Titel „Eine neue Synthese zur Individualisation für die Verhaltensforschung, Ökologie und Evolution: Nischenwahl, Nischenkonformität, Nischenkonstruktion“ ist an den Universitäten Bielefeld und Münster angesiedelt. Prof. Schielzeth ist als externer Partner einbezogen und verantwortet zwei der insgesamt 19 Projekte. Dafür erhält er rd. 350.000 Euro, die v. a. für zwei zusätzliche Doktorandenstellen verwendet werden.

    Das Fluchtverhalten von Heuschrecken

    Im seinem verhaltensökologischen Projekt geht es um die Frage, wie Verhaltensvariabilität das Überleben sichern kann. Schielzeth und sein Jenaer Team untersuchen dafür zum einen das Fluchtverhalten von Heuschrecken. Neben quantitativen Messungen im Labor sollen auch genetische Untersuchungen durchgeführt werden. Ermittelt werden soll, ob – und möglichst auch wie – sich das Verhalten der variablen Heuschrecken vererbt. Und ob es eine lokale Anpassung der Heuschreckenpopulation gibt.

    In einem weiteren Projekt kommt die in Jena vorhandene starke statistische Expertise zum Tragen. Das Synthese-Projekt soll eine Diskussionsplattform schaffen, auf der die Ergebnisse aller Teilprojekte des neuen SFB-TRR zusammengeführt und weiterentwickelt werden. Zu Fragen wie „Von welchen Rahmenbedingungen hängt die Differenzierung in Nischen ab?“ und „Wann ist Individualisierung vorteilhaft und wann nicht?“ wird das Jenaer Team Metaanalysen durchführen. Metaanalysen sind Auswertungen, die vorhandene Studien oder Ergebnisse zusammentragen und so verallgemeinernde Schlussfolgerungen erlauben. Sie geben einen quantitativen Überblick über den Forschungsstand zu einem Themengebiet und gehen damit über die Ergebnisse einzelner Studien hinaus.

    „Es ist ein aktuelles Thema, das auch gut in die Region und zum Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) passt“, freut sich Schielzeth auf die gemeinsamen Forschungen im neuen Sonderforschungsbereich, für die er auch noch weitere Partner – etwa beim iDiv – gewinnen will.

    Der SFB-TRR 212

    Im SFB-TRR 212 mit dem Kurznamen „NC3“ sollen die Teildisziplinen Verhaltensbiologie, Ökologie und Evolutionsbiologie auch mit Fächern wie Philosophie, Statistik und Theoretische Biologie verknüpft werden. Ziel ist es, nicht länger Mittel- oder Durchschnittswerte zu ermitteln, sondern die Vielfalt der Individuen und ihrer Beziehungen zu untersuchen. Dafür stehen verschiedene Tierarten mit ihren individuellen Fähigkeiten im Mittelpunkt. Deren Nischen und ihre Wahl, Konformität und Konstruktion sollen mit einem integrativen Ansatz analysiert und in einen übergreifenden konzeptionellen Zusammenhang gestellt werden.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Holger Schielzeth
    Institut für Ökologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Dornburger Str. 159, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 949410
    E-Mail: holger.schielzeth[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.popecol.uni-jena.de/schielzeth.html


    Bilder

    Der Populationsökologe Prof. Dr. Holger Schielzeth von der Universität Jena ist an einem neuen Sonderforschungsbereich/Transregio beteiligt.
    Der Populationsökologe Prof. Dr. Holger Schielzeth von der Universität Jena ist an einem neuen Sonde ...
    (Foto: Anne Günther/FSU)
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Der Populationsökologe Prof. Dr. Holger Schielzeth von der Universität Jena ist an einem neuen Sonderforschungsbereich/Transregio beteiligt.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).