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09.09.2003 11:43

Wenn die Haut verrückt spielt

Dr. Bärbel Adams Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Sie zählt zu den häufigsten Hauterkrankungen des Menschen. In Deutschland sind etwa 1,5 Millionen Menschen von ihr betroffen. Doch nicht nur hier, in ganz Europa leiden circa zwei Prozent der weißhäutigen Bevölkerung an Schuppenflechte. Diese ist nun Thema einer öffentlichen Veranstaltung, die sich mit Vorkommen, Ursachen, Diagnose und Therapie der Schuppenflechte beschäftigt. Eingeladen hat Prof. Dr. med. Michael Sticherling, kommisarischer Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Leipzig. Der Experte wird Interessierten und Betroffenen auch für Fragen zur Verfügung stehen.
    Zeit: 10. September 2003, 18.00 Uhr
    Ort: Liebigstr. 21, Hörsaal der Hautklinik

    Noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Schuppenflechte mit Krätze und sogar Lepra verwechselt. Dementsprechend wurden an Schuppenflechte Erkrankte geächtet und gemieden. Dieses Bild bietet sich bis heute.
    Immer noch sind Betroffene aufgrund ihrer augenscheinlichen Hautveränderungen, die so gar nicht dem üblichen Schönheitsideal entsprechen wollen, bohrenden Blicken ausgesetzt und werden in Extremfällen sogar gemieden. Grund dafür ist oft nur Unwissenheit, die schließlich in Unsicherheit resultiert. Man weiß nicht, wie man sich verhalten soll und schaut lieber weg. Dass Schuppenflechtepatienten derartige Reaktionen wiederum sehr treffen, mündet in einen Teufelskreis.

    Nahezu 95 Prozent aller von Schuppenflechte Betroffenen leiden an der sogenannten gewöhnlichen Schuppenflechte Psoriasis vulgaris. In seltenen Fällen treten auch Sonderformen auf wie die pustelförmige Schuppenflechte (Psoriasis pustulosa), die Psoriatische Rothäutigkeit (Erythrodermie) oder die Schuppenflechte mit Gelenkbeteiligung (Psoriasis-Arthritis).
    Kennzeichen der gewöhnlichen Schuppenflechte sind scharf begrenzte, entzündliche Hautveränderungen, die mit silberweißen Schuppen belegt sind und gelegentlich jucken. Schon wenn man nur leicht kratzt, fallen die Schuppen wie Schnee in kleinen Plättchen ab.
    Prinzipiell kann Psoriasis überall auf der Hautoberfläche auftreten, die meistbefallenen Bereiche sind jedoch die Kopfhaut, die Streckseiten der Arme und Beine, Ellbogen und Knie.

    Psoriasis entsteht vor allem in der obersten Hautschicht, der Epidermis. Fortwährend werden dort Oberhautzellen gebildet, welche nach außen wandern und sich dabei zu Hornzellen bilden. Die Geschwindigkeit dieses Vorganges ist deutlich größer als bei gesunder Haut. Der normale Zeitraum für die Zellerneuerung beträgt 28 Tage, bei der Psoriasis hingegen sind es nur drei bis vier Tage. In dieser kurzen Zeit können sich die Zellen nicht richtig entwickeln, die Verhornung der oberen Hautschicht ist gestört und es kommt zur Bildung der bekannten starken Schuppenauflagerungen. Durch die Weitung der Haut-Blutgefäße kommt es außerdem zu einer Rötung an den erkrankten Hautstellen.

    Die Psoriasis vulgaris ist zu einem erheblichen Teil genetisch bedingt. Vererbt wird jedoch nicht die Krankheit an sich, sondern nur die Veranlagung, psoriatrische Hautveränderungen zu entwickeln. Die gewöhnliche Schuppenflechte kann also, muss aber nicht bei den Nachkommen auftreten. Zusätzliche innere und äußere Auslöser müssen dazukommen, um zum Ausbruch der Krankheit zu führen. Diese treffen jedoch keineswegs alle und immer auf jeden zu. Zu den Auslösern zählen zum Beispiel Stoffwechselstörungen (z.B. Zuckerkrankheit oder hormonelle Umstellungen in Pubertät und Schwangerschaft), bestimmte Medikamente (z.B. Beta-Blocker, ACE-Hemmer oder Malariamittel), Entzündungen der Haut durch Bakterien, Pilze oder Viren bzw. allergische Reaktionen) oder aber Stress.

    Summiert man die verschiedenen Faktoren, die bei der Entstehung der gewöhnlichen Schuppenflechte eine Rolle spielen, ist es wohl kein Wunder, dass es beim derzeitigen Standpunkt der Forschung noch nicht möglich ist, Erkrankungswahrscheinlichkeiten sicher zu ermitteln.
    Trotzdem ist eines sicher: die Psoriasis ist nicht ansteckend.

    Auf die genetische Veranlagung von Psoriasis vulgaris-Patienten kann bisher kein Einfluss genommen werden, daher gilt die Krankheit derzeit als nicht heilbar. Dennoch gibt es viele Möglichkeiten der Therapie, die die Krankheitssymptome zwar nicht gänzlich beseitigen, auf jeden Fall aber mildern können.

    Kathrin Winkler

    weitere Informationen:
    Prof. Dr. Michael Sticherling
    Telefon: 0341 - 97 18 60 0
    E-Mail: sticm@medizin.uni-leipzig.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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