idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.03.2018 13:34

Poesie heilt – jetzt auch auf Deutsch

Johannes Scholten Stabsstelle Hochschulkommunikation
Philipps-Universität Marburg

    Lyrik mit Nebenwirkungen: Ob Arzneimittel besser helfen, wenn die Rezepte in ein Liebesgedicht eingebettet sind, lässt sich jetzt anhand eines altindischen Poems nachprüfen. Das Werk „Vaidyajīvana“ des Âyurveda-Arztes Lolimbarāja liegt erstmals in deutscher Übersetzung vor, herausgegeben und übersetzt von dem Marburger Indologen Professor Dr. Jürgen Hanneder und dem Mediziner und Indologen Dr. Thomas Schäfer: Âyurveda und Poesie. Lolimbarājas Lehrgedicht „Leben des Arztes“, Amöneburg (Indica Et Tibetica Vlg.) 2018, ISBN 978-3-923776-57-3, 113 Seiten, 18 Euro

    Âyurveda – das altindische „Wissen vom langen Leben“ – speist heute eine weltumspannende Industrie, die Tees, Kosmetika und viele weitere Wellnessprodukte feilbietet. Das vorliegende Werk erlaubt einen ungewöhnlichen Zugang zu den Quellen der altindischen Medizin: „Der Sache nach handelt es sich um eine Sammlung von Arzneimittelzubereitungen“, erläutern die Herausgeber im Vorwort, „der Autor will sein Werk aber zugleich als Poesie aufgefasst haben.“

    Dass die Rezepte als Lehrgedicht abgefasst sind, ist an sich für Indien nichts Ungewöhnliches, betonen Hanneder und Schäfer – die Verbindung von Wissenschaft und Dichtung diene in der indischen Tradition dem Zweck, die Strenge des Stoffs zu mildern. Doch das Buch „Vaidyajīvana“ weist vielfältige Merkmale auf, die es als vollgültiges Gedicht auszeichnen, etwa „eine einzigartige poetische Selbstinszenierung des Autors als Arzt und Dichter“, wie die Herausgeber in der Einleitung ausführen. Vor allem aber richtet der Verfasser seine poetische Rede nicht an einen Schüler oder Gegner, sondern an eine Frau, seine Gattin Ratnakalā oder Murāsā, die er als hochgebildete Muslimin darstellt.

    Das Lehrbuch beschreibt die Tätigkeit der indischen Ärzte des Mittelalters, indem es Rezepte auflistet, die nach Krankheiten geordnet sind. Vom Schluckauf über Durchfall und Fieber bis zu Wahnvorstellungen und übersteigerter Virilität – gegen alles weiß der Autor ein Mittel. Dem Liebeskranken aber – dem „von einem Seitenblick der Geliebten Verbrannten“ – empfiehlt er den Verzicht auf Medikamente: „Die enge Umarmung ist die Diät und der Extrakt ist das Küssen der Lippen.“

    Hanneder und Schäfer verstehen es, mit ihrer Übersetzung aus dem Sanskrit sowohl philologischen Ansprüchen als auch den Bedürfnissen fachfremder Leser gerecht zu werden, die sich an den Versen erfreuen möchten. Die Anwendung der beschriebenen Medikamente in der medizinischen Praxis liegt hingegen nicht in der Absicht der Herausgeber, im Gegenteil: Wie sie eigens betonen, genügen die Rezepte „in keiner Weise dem Anspruch und Standard moderner Medizin hinsichtlich der Dosierung, Zuverlässigkeit und vor allem Patientensicherheit“. Der Sprachzauber des Werks bietet sich indes durchaus zur Nachahmung an.

    Weitere Informationen:
    Ansprechpartner: Professor Dr. Jürgen Hanneder,
    Fachgebiet Indologie und Tibetologie
    Tel.: 06421 28-24930
    E-Mail: hanneder@staff.uni-marburg.de


    Bilder

    Âyurveda in Versform: die erste Seite des Vaidyajīvana in einer altindischen Handschrift
    Âyurveda in Versform: die erste Seite des Vaidyajīvana in einer altindischen Handschrift
    Foto: Jürgen Hanneder; die Abbildung darf nur in Verbindung mit der Berichterstattung über die wissenschaftliche Veröffentlichung verwendet werden.
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Kulturwissenschaften, Medizin, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Âyurveda in Versform: die erste Seite des Vaidyajīvana in einer altindischen Handschrift


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).