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24.09.2003 10:48

Archäologische Grabungen haben viele Facetten

Dr. Ralf Breyer Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Modernste Grabungstechnik ist effizient und interdisziplinär / Grabungen unerlässlich für eine fundierte Ausbildung

    FRANKFURT. Ein spätrömischer Wehrgraben, Ausbruchsgruben einer römischen Kleinfestung (burgus), frühmittelalterliche Körpergräber mit Beigaben von Elbgermanen und Franken sind der reiche Ertrag der diesjährigen, zweimonatigen Grabungskampagne des Seminars für Griechische und Römische Geschichte, Abt. II: Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen, der Goethe-Universität. Mit Mitteln der Kommission für Archäologische Landesforschung Hessen e.V. und in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen sind die Frankfurter Archäologen seit Ende Juli in der Nähe von Trebur-Astheim der Geschichte des 1. Jahrtausends n.Chr. auf der Spur.

    In jüngster Zeit haben sich archäologische Prospektion und Ausgrabung durch den Einsatz modernster Technik sehr stark verändert. So werden heute für die Vermessungstechnik satellitengestützte Ortungsverfahren genutzt (referenziertes GPS). Schon vor der Ausgrabung der spätrömischen Schiffslände von Trebur-Astheim bestimmten die Archäologen deren Grundriss mit Hilfe von Geoelektrik (Erdwiderstandsmessung) und Geomagnetik (Messung von Störungen des Erdmagnetfeldes). Anhand des genauen Planes war es möglich, Schnitte und Flächen gezielt anzulegen. Eine Ausgrabung ist auf dieser Grundlage sehr effizient durchzuführen.

    Die Grabung diente aber auch dazu, die geophysikalischen Daten zu überprüfen und den Geophysikern im Vergleich mit den ergrabenen Befunden die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Messergebnisse zu verifizieren, bzw. die Messmethoden noch feiner zu kalibrieren. Zum ersten Mal kam für eine Grabung in Südhessen auch ein Georadar zum Einsatz.

    In enger Zusammenarbeit mit Bodenkunde, Archäobotanik und Anthropologie wird zudem versucht, den Naturraum und die Umweltbedingungen zu rekonstruieren, Daten die auch für die aktuelle Klimaforschung von Interesse sind.

    Daneben kommen denkmalpflegerische Aspekte zum Tragen: Die archäologischen Bodendenkmäler im südhessischen Ried sind durch Erosion, Tiefpflügen, Absenken des Grundwasserspiegels und aggressive Dünger akut gefährdet. So sind von dem massiv gebauten, ehemals 20 m hohen römischen Turm mit 4 m dicken Mauern heute nur noch die untersten 1.20 m der Fundamentgräben erhalten. Die frühmittelalterlichen Gräber liegen sogar teilweise bereits in der Pflugzone, nur 30 cm unter der heutigen Bodenoberfläche.

    Gezielte Ausgrabung und Dokumentation der Befunde im Boden dient nicht nur dazu, das archäologische Denkmal zum Sprechen zu bringen, sondern auch, Konzepte zu seinem Schutz zu entwickeln.

    Schließlich erfüllen Grabungen auch eine wichtige Funktion in Ausbildung und Lehre: Grabungspraxis ist unabdingbare Voraussetzung für die erfolgreiche Absolvierung eines Studiums der Archäologie.

    In Trebur-Astheim haben etwa 30 Studierende zum ersten Mal die Gelegenheit genutzt, die Techniken einer modernen archäologischen Ausgrabung zu erlernen. Nur mit dem Angebot derartiger Praktikumsmöglichkeiten, die in diesem Fall sogar 'vor der Haustür' liegen, kann die Universität Frankfurt eine sachgemäße Ausbildung im Bereich der Archäologien garantieren und sich als kompetenter Standort für die praktische Lehre qualifizieren und empfehlen.

    Kontakt: Prof. Dr. Hans-Markus von Kaenel, Tel. 069/798 32267, E-Mail: v.Kaenel@em.uni-frankfurt.de; Dr. Alexander. Heising; Tel.: 0171 / 6313073; E-Mail: a.heising@em.uni-frankfurt.de; Universität Frankfurt; Seminar für Griechische und Römische Geschichte, Abt. II: Archäologie und Geschichte der römischen Provinzen


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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