Das Wiederauftreten einer altbekannten Seuche bereitet weltweit große Sorgen: Jährlich sterben etwa drei Millionen Menschen an Tuberkulose, die damit gegenwärtig die Infektionskrankheit mit den meisten Todesfällen ist. Schätzungen gehen davon aus, daß sich Stunde für Stunde etwa 1000 Personen frisch infizieren. Vor diesem Hintergrund und insbesondere auch angesichts der Tatsache, daß zunehmend multiresistente Stämme des Tuberkulose-Erregers diagnostiziert werden, kommt der Forschung über die dieser gefährlichen Erkrankung zugrunde liegenden Mechanismen besondere Bedeutung zu. Über den aktuellen Stand der Forschung wird ein auf diesem Gebiet international besonders renommierter Wissenschaftler, der amerikanische Mediziner Prof. Dr. Lee W. Riley, am Dienstag, 20. Oktober 1998, um 19.30 Uhr in einem öffentlichen Gastvortrag in der Aula der Universität im Schloß zu Münster berichten.
Ermöglicht wurde der Vortrag zum Thema "From Koch to noxR1: -Tuberculosis- an old scourge revisited by molecular biology and epidemiology" aufgrund einer Auszeichnung Rileys durch die Stiftung Deutsch-Amerikanisches Akademisches Konzil (German-American Academic Council Foundation). Neben dem an der Universität Berkeley tätigen Wissenschaftler hat die Stiftung auch den münsterschen Infektionsforscher Prof. Dr. M. Alexander Schmidt, Direktor des Instituts für Infektiologie im Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung der Westfälischen Wilhelms-Universität, mit diesem Preis ausgezeichnet. Dies eröffnet Schmidt die Gelegenheit, seine eigenen Forschungsarbeiten im kommenden Frühjahr an der Universität Berkeley vorzustellen.
Während seiner gesamten beruflichen Laufbahn hat sich Prof. Riley mit Infektionskrankheiten sowohl in wissenschaftlichen als auch in praktisch medizinischen Fragen auseinandergesetzt. Am Center for Disease Control (CDC) in Atlanta war er 1983 maßgeblich mitverantwortlich für die Entdeckung und Identifizierung eines damals sehr seltenen Typs eines bestimmten Darmbakteriums (Escheria coli), der erstmals mit blutigen Durchfällen in Verbindung gebracht wurde. Anfang der 90er Jahre verlagerte Riley den Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Aktivitäten von den Coli-Bakterien auf die Tuberkulose. Während des Aufbaus einer sehr aktiven und erfolgreichen Arbeitsgruppe zur Tuberkulose-Problematik an der Cornell-Medical School in New York beteiligte er sich mit Kollegen in Brasilien aktiv an Untersuchungen zur Molekularbiologie und Infektionsepidemiologie vor Ort. Seine Arbeiten zur Molekularbiologie des Tuberkulose-Erregers werden in der Fachwelt als Meilenstein im Verständnis des Infektionsmechanismus des Tuberkulose-Bakteriums gewertet. 1996 wurde Riley als Professor für Infektionskrankheiten und Epidemilogie an die Universität Berkeley berufen.
Vor dem Hintergrund der erschreckenden Zunahme von Tuberkulosefällen in den letzten Jahren wird der Vortrag des amerikanischen Wissenschaftlers an der Westfälischen Wilhelms- Universität mit Spannung erwartet. Auch die interessierte Bevölkerung in und um Münster ist zu der Veranstaltung herzlich eingeladen. Die Zahl betroffener Patienten steigt übrigens keinesfalls nur in Regionen der Dritten Welt, sondern auch in den westlichen Industrieländern. Allein in Deutschland soll es 1993 rund 14.000 Neuerkrankungen gegeben haben. Von einigen Wissenschaftlern wird das Wiederauftreten der Tuberkulose bereits als globaler Notfall angesehen.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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