Ergebnisse von MHH-Forschern werden heute in JAMA publiziert
Der synthetische Wirkstoff CT-3 hilft Menschen mit chronischen Nervenschmerzen und führt nicht zu psychischen Begleiterscheinungen - dies ist das Ergebnis einer Studie, die heute im renommierten Journal of the American Medical Association (JAMA 2003; 290 (13): 1757-1762) veröffentlicht wird. Die Autoren sind Privatdozent Dr. Matthias Karst, Abteilung Anästhesiologie, und Professor Dr. Udo Schneider, Abteilung Klinische Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Mit ihrem Team untersuchten sie 21 Menschen, die an chronischen Schmerzen durch eine Nervenverletzung litten. Das Ergebnis: Bei einer Tagesdosis von 40 bis 80 Milligramm reduzierte CT-3 die Schmerzen deutlich besser als Scheinmedikamente, schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf. Zudem zeigten sich keine negativen Auswirkungen auf Psyche, Blutwerte, Körpergewicht und das Herz-Kreislauf-System. Die Patienten klagten am häufigsten lediglich über Mundtrockenheit.
Die Untersuchung lief als randomisierte, kontrollierte Doppelblind- und Cross-over-Studie: Ein und derselbe Patient erhielt sowohl die Wirksubstanz als auch nach einer längeren Pause eine Placebo-Substanz, weder Patient noch Arzt wussten, welche Substanz zu welcher Zeit gegeben wurde. Drei Stunden nach der Medikamentengabe sollten die Patienten auf einer Skala beurteilen, wie stark der Schmerz ist. Nach einer Woche wurde CT-3 abgesetzt, bei den Patienten kam es anschließend zu keinen erkennbaren Entzugserscheinungen.
CT-3 ist ein künstlich hergestelltes Molekül, das einem körpereigenen Abbauprodukt von Tetra-Hydro-Cannabinol (THC), dem Hauptwirkstoff in Cannabis, stark ähnelt. CT-3 wurde 1992 erstmals in der Fachliteratur beschrieben. In Tierversuchen zeigte das Molekül antientzündliche und schmerzlindernde Eigenschaften bei relativ geringen Nebenwirkungen. Der Wirkmechanismus ist nicht endgültig geklärt. Neben der Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase-2 (COX-2) und anderer Postrezeptor-Mechanismen wird die Interaktion mit bisher nicht identifizierten Cannabinoid-Rezeptoren im Zentralnervensystem diskutiert. In Tierversuchen ergab sich kein Hinweis auf eine mögliche Abhängigkeit.
"Die Studie zeigt damit erstmals, dass durch chemische Veränderung der Muttersubstanz THC stark wirksame Cannabinoide hergestellt werden können", sagt Privatdozent Dr. Matthias Karst. "Die Aufnahme in den menschlichen Organismus führt nicht zu den typischen psychischen Begleiterscheinungen wie bei natürlich vorkommenden Cannabinoiden." Weitere Studien sollen nun zeigen, ob CT-3 bei entzündlichem Gelenkrheuma eingesetzt werden kann - die Substanz wirkt auch stark antientzündlich.
Weitere Informationen geben gern Privatdozent Dr. Matthias Karst, Telefon: (0511) 532-3105, E-Mail: Karst.Matthias@mh-hannover.de oder Professor Dr. Udo Schneider, Telefon: (0511) 532-6559, E-Mail: Schneider.Udo@mh-hannover.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).