idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
06.07.2018 11:19

Neue geoarchäologische Studie zum Karlsgraben zeigt: Karolinger hatten ausgezeichnete G

Dr. Katarina Werneburg Stabsstelle Universitätskommunikation/Medienredaktion
Universität Leipzig

    Geographen und Archäologen der Universitäten Leipzig und Jena ist es mittels geoarchäologischer Erkundung und computergestützter Geländemodelle gelungen, eine alte Frage zum Karlsgraben zu beantworten. Bisher war nicht geklärt, warum der Kanal einen auffällig s-förmigen Verlauf hat. In der Vergangenheit haben Forscher darüber spekuliert, dass Wechsel des geologischen Untergrunds diesen Verlauf bedingen. Das Ergebnis der aktuellen Studie zeigt jedoch eine eindeutige Abhängigkeit des Kanalverlaufs von der Topographie. Mit dem s-förmigen Verlauf des Kanals konnte das notwendige Aushubvolumen minimiert werden.

    Der Karlsgraben (Mittelfranken/Bayern) ist eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte des Mittelalters. 792/793 n. Chr. versuchte Karl der Große mit dem Kanal eine schiffbare Verbindung zwischen Rhein und Donau zu schaffen. "Wir wollten nun die topographischen Bedingungen zur Bauzeit zu rekonstruieren und haben digitale, lasergestützte Höhenmodelle mit aktuellen Landnutzungsdaten und historischen Karten verschnitten", beschreibt Johannes Schmidt vom Institut für Geographie der Universität Leipzig das Vorgehen der Untersuchung. Ein neu entwickeltes Verfahren ermöglichte es, anthropogene, also vom Menschen verursachte Veränderungen des Reliefs wie Straßen und Aufschüttungen aus diesen Höhenmodellen zu entfernen.

    Auf Basis dieses bereinigten Reliefs konnte derjenige Verlauf des Kanals modelliert werden, bei dem von den Arbeitern das geringste Erdvolumen bewegt werden musste. "Wir konnten feststellen, dass dieser nach modernen Kriterien bestmögliche Trassenverlauf tatsächlich dem von den frühmittelalterlichen Baumeistern gewählten, s-förmigen Verlauf des Kanals entspricht", fasst Prof. Dr. Christoph Zielhofer vom Institut für Geographie der Universität Leipzig die Ergebnisse zusammen. Einige kleinere Abweichungen haben wahrscheinlich hydrologische Ursachen. An kritischen Stellen nahmen die Baumeister ein etwas größeres Erdvolumen in Kauf, um besonders feuchte und statisch problematische Bereiche zu vermeiden und die Stabilität der Böschungen zu gewährleisten.

    Die von den Autoren Johannes Schmidt und Prof. Dr. Christoph Zielhofer vom Institut für Geographie der Universität Leipzig sowie Dr. Lukas Werther, Archäologe der Friedrich-Schiller-Universität Jena, im renommierten Fachmagazin PLOS ONE publizierte Studie belegt also: Der Trassenverlauf des Karlsgrabens folgt einem idealen Kompromiss aus minimalen Aushubvolumen und Vermeidung kritischer Feuchtezonen. Diese Ingenieurs- und Planungsleistung war ihrer Zeit weit voraus.

    Fachveröffentlichung:
    Schmidt, J., Werther, L., Zielhofer, C. (2018): Shaping pre-modern digital terrain models: the former topography at Charlemagne’s summit canal. PLOS ONE, 5.7.2018, DOI: 10.1371/journal.pone.0200167


    Bilder

    Vergleich des nachgewiesenen und modellierten Verlaufes des Karlsgrabens
    Vergleich des nachgewiesenen und modellierten Verlaufes des Karlsgrabens
    Schmidt et al. 2018, PLOS ONE
    None

    Luftbildaufnahme des Karlsgrabens im Winter. Die Pfeile zeigen den s-förmigen Verlauf des Karlsgrabens
    Luftbildaufnahme des Karlsgrabens im Winter. Die Pfeile zeigen den s-förmigen Verlauf des Karlsgrabe ...
    O. Braasch, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege. Luftbildarchiv, Archivnummer 7130_027, Filmnummer 3840B, Bild 12, Aufnahme 19_02_1985
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Bauwesen / Architektur, Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Kooperationen
    Deutsch


     

    Vergleich des nachgewiesenen und modellierten Verlaufes des Karlsgrabens


    Zum Download

    x

    Luftbildaufnahme des Karlsgrabens im Winter. Die Pfeile zeigen den s-förmigen Verlauf des Karlsgrabens


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).