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08.10.2003 10:47

Mehr Verkehrskontrollen gefordert

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Mehr Verkehrskontrollen gefordert
    Der Weg zur Unfallreduktion

    Häufige Polizeikontrollen, vor allem, wenn sie für die Verkehrsteilnehmer nicht vorhersehbar sind, wirken sich positiv auf das Geschwindigkeitsverhalten aus. Verkehrsteilnehmer verhalten sich dann auch nach Beendigung der Kontrollen gesetzestreuer und fahren vorsichtiger. Hierdurch und durch vermehrte Alkohol- und Drogenkontrollen sinkt die Zahl der Unfälle gerade bei jungen Fahrern sehr stark. Das ist das Ergebnis einer Studie, die unter Leitung von Professor Dr. Egon Stephan am Psychologischen Institut der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit der Polizeibehörde Heinsberg und dem Innenministerium NRW durchgeführt wurde. In diesem Modellprojekt wurde die Auswirkung verstärkter Geschwindigkeits-, Alkohol- und Drogenkontrollen auf verschiedene Bereiche des Verkehrsverhaltens untersucht.

    Um die Auswirkungen der Polizeikontrollen auf die Geschwindigkeit festzustellen wurde an 12 verdeckten, automatischen Messstellen ein Jahr lang, rund um die Uhr die Geschwindigkeit aller durchfahrenden Fahrzeuge gemessen, ohne dass Polizei anwesend war und ohne dass "geblitzt" wurde. So konnte die unverfälschte Verkehrsrealität eingefangen werden. Insgesamt wurden mehrere Millionen Messungen durchgeführt. Durch die lückenlosen Messungen über mehrere Monate war es in dem Projekt möglich, die Auswirkungen der polizeilichen Kotrollen genau zu messen.

    Unter anderem stellte Professor Stephan fest, dass sich die Masse der Verkehrsteilnehmer im Wesentlichen an die vorgeschriebenen Geschwindigkeitsgrenzen hält. Die hohen Geschwindigkeitsübertretungen werden von einem vergleichsweise kleinen "harten" Kern begangen. Die lückenlosen Aufzeichnungen mit automatischen Messgeräten bestätigen, dass der Verlauf der Durchschnittsgeschwindigkeiten über den Tag sehr stabil ist. Außerdem zeigte sich, dass durch eine Verstärkung der Polizeikontrollen die Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich gesenkt wird.

    Auch wenn von der Polizei in Zeitungen und Rundfunk auf vermehrte Kontrollen hingewiesen wird und dann tatsächlich auch mehr Kontrollen durchgeführt werden, dauert es doch einige Monate, bis diese Maßnahmen in vollem Umfang wirken. Erst dann haben die meisten Fahrer verstanden, dass die Entdeckungsgefahr wesentlich größer geworden ist. Wenn die durchschnittliche Geschwindigkeit erst einmal gesunken ist, bleibt sie auch niedriger, wenn die Polizeikontrollen nicht mehr verstärkt durchgeführt werden. Die Häufigkeit von Geschwindigkeitsübertretungen steigt zwar allmählich wieder an, braucht aber lange, um die alte Höhe wieder zu erreichen.

    Im Hinblick auf den Alkohol wurde gleichfalls festgestellt, dass auch hier nur "ein harter Kern", der vor allem aus Männern besteht, mit zuviel Alkohol unterwegs ist. Durch die vermehrten Kontrollen konnte während des Untersuchungszeitraums kein Absinken des Anteils der stark alkoholisierten Fahrer beobachtet werden. Allerdings wurde im unteren Teil des verbotenen Bereichs der BAK-Werte erreicht, dass Fahrer auf Alkoholfahrten verzichteten. Ein zunehmend größeres Problem ist das Fahren unter dem Einfluss illegaler Drogen. Die subjektive Entdeckungswahrscheinlichkeit ist bei illegalen Drogen minimal. Dies hängt damit zusammen, dass der Polizei - so der Kölner Psychologe - noch ein effektiver Drogentest im Straßenverkehr zum sofortigen Erkennen von Fahrern unter Drogeneinfluss mit Hilfe eines objektiven Nachweises fehlt.

    Ob durch Strafen ein gesetzestreues Verhalten erreicht werden kann, hängt - so Professor Stephan - von der Strafhöhe und vor allem von der Wahrscheinlichkeit entdeckt zu werden ab. Vor allem bei jungen Leuten sind die informellen Normen der Freundesgruppe wichtig. So steht häufig die Verhaltensnorm eines jungen Fahrers, der mit seinen Freunden unterwegs ist, in Widerspruch zu einem Tempolimit von 100 km/h auf der Landstraße, da der Fahrer situationsspezifisch - wegen seiner Freunde - gerne schneller fahren möchte. Aber auch hier zeigt sich: Je schneller ein solcher Verstoss bestraft wird, desto besser ist der "Lerneffekt" und desto eher können Unfälle verhindert werden. Bei dem Projekt in Heinsberg wurde insgesamt festgestellt, dass durch die vermehrten Geschwindigkeits-, Alkohol- und Drogenkontrollen innerhalb eines Jahres viele Unfälle gerade von jungen Fahrern verhindert werden konnten. Die Anzahl der Verunglückten in der Gruppe der 18 bis 24jährigen konnte in dem Untersuchungsjahr um 20 Prozent gesenkt werden.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Für Rückfragen steht Ihnen Professor Dr. Egon Stephan unter der Telefonnummer 0221/470-5653 und 0221/470-2413, der Faxnummer 0221/470-5964 und der E-Mail-Adresse egon.stephan@uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web
    (http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.html).
    Für die Übersendung eines Belegexemplars wären wir Ihnen dankbar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Psychologie, Verkehr / Transport
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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