idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
28.08.2018 10:08

Biologische Globalisierung bedroht entlegene Inseln

Stephan Brodicky Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Utl. Anzahl an Neobiota auf Inseln steigt mit der Entfernung zum Festland

    Je weiter eine Insel vom Festland entfernt ist, desto weniger heimische Tier- und Pflanzenarten, aber desto mehr vom Menschen eingeschleppte Arten – sogenannte Neobiota – beherbergt sie. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt ein internationales Forschungsteam um Dietmar Moser, Bernd Lenzner und Franz Essl vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Universität Wien in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift "PNAS". Die Folgen dieses Sachverhalts für die globale Biodiversität könnten gravierend sein.

    Bereits seit längerer Zeit ist bekannt, dass die Flora und Fauna von Inseln stark unter der Verbreitung nicht-heimischer Arten leidet. Neobiota sind direkt oder indirekt schuld am Verschwinden von fast einem Drittel der ausgestorbenen Arten auf Inseln. Da viele dieser Inselarten endemisch sind, also ausschließlich auf 'ihrer' Insel und sonst nirgendwo auf der Welt vorkommen, stellen Neobiota dort eine besondere Gefahr für die globale Biodiversität dar. Um zu verstehen, warum manche Inseln stärker oder weniger stark von ihnen betroffen sind, verglichen die ForscherInnen in ihrer aktuellen Studie die Anzahl an heimischen und nicht-heimischen Säugetieren, Vögeln, Reptilien, Ameisen und Pflanzen auf 257 tropischen und subtropischen Inseln mit einer Reihe mutmaßlicher Einflussfaktoren.

    Die Ergebnisse bestätigen einerseits schon länger bekannte Zusammenhänge zwischen Inselgröße und Anzahl von nativen Arten als auch von Neobiota. "Was uns überrascht hat, war allerdings, dass der Isolationsgrad einer Insel, also ihre Entfernung vom Festland, einen exakt gegenläufigen Effekt auf die Anzahl heimischer und nicht-heimischer Art hat: Heimische Arten werden weniger, Neobiota nehmen zu", erklärt Dietmar Moser, einer der beiden Hauptautoren der Studie.

    Die mutmaßlichen Gründe für diesen erstaunlichen Befund erklärt sein Kollege Bernd Lenzner: "Je weiter eine Insel vom Festland entfernt ist, desto evolutionsgeschichtlich isolierter und eigentümlicher sind die auf ihr heimischen Arten. Das liegt einerseits daran, dass nur wenige Lebewesen diese großen Distanzen überwinden können und andererseits daran, dass die erfolgreichen Individuen sich in genetischer Isolation an die spezifischen Gegebenheiten auf der Insel angepasst haben". Infolgedessen haben viele Arten ihre Scheu oder Verteidigungsstrategien verloren, da natürlichen Fressfeinde auf der Insel fehlen. Neu vom Menschen eingebrachte Spezies haben dann leichtes Spiel.

    Generell zeigen die Ergebnisse der ForscherInnen, dass gerade die entlegensten Inseln mit ihrer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt am stärksten durch nicht-heimischen Arten bedroht sind. Mit Ausnahme der Vögel ist dieses Muster für alle Artengruppen dasselbe. Biologische Invasionen auf Inseln bedrohen vor allem auch die ganz seltenen Arten. "Gerade auf den entlegensten Inseln sollten daher besonders strenge Maßnahmen gegen die Einfuhr nicht-heimischer Arten internationaler Standard werden", betont Moser.

    Publikation in "Proceedings of the National Academy of Sciences" PNAS:
    Moser D, Lenzner B, Weigelt P, Dawson W, Kreft H, Pergl J, Pyšek P, van Kleunen M, Winter M, Capinha C, Cassey P, Dullinger S, Economo EP, García-Díaz P, Guénard B, Hofhansl F, Mang T, Seebens H, Essl F (2018) Remoteness promotes biological invasions on islands worldwide. PNAS.
    DOI: 10.1073/pnas.1804179115

    Offen für Neues. Seit 1365.
    Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.600 MitarbeiterInnen, davon 6.700 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 92.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit 178 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. http://www.univie.ac.at


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Dietmar Moser
    Bernd Lenzner
    Department für Botanik und Biodiversitätsforschung
    Universität Wien
    1030 Wien, Rennweg 14/1
    T +43-1-4277-54-372 (Dietmar Moser)
    T +43-680-3278884 (Bernd Lenzner)
    dietmar.moser@univie.ac.at
    bernd.lenzner@univie.ac.at


    Bilder

    Die Kapuzen-Wolfsnatter (Lycodon capucinus) wurde aus Südostasien nach Christmas Island eingeführt. Sie stellt eine starke Bedrohung für die heimischen Reptilien dar.
    Die Kapuzen-Wolfsnatter (Lycodon capucinus) wurde aus Südostasien nach Christmas Island eingeführt. ...
    © Pablo García-Díaz
    None

    Blick auf die malerischen Rainbow Falls nahe der Stadt Hilo auf Big Island/Hawaii. Alle Pflanzen in unmittelbarer Umgebung sind nicht-heimisch.
    Blick auf die malerischen Rainbow Falls nahe der Stadt Hilo auf Big Island/Hawaii. Alle Pflanzen in ...
    © Holger Kreft
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Die Kapuzen-Wolfsnatter (Lycodon capucinus) wurde aus Südostasien nach Christmas Island eingeführt. Sie stellt eine starke Bedrohung für die heimischen Reptilien dar.


    Zum Download

    x

    Blick auf die malerischen Rainbow Falls nahe der Stadt Hilo auf Big Island/Hawaii. Alle Pflanzen in unmittelbarer Umgebung sind nicht-heimisch.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).