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16.10.1998 00:00

Industrieabfälle und Verkehrslärm mindern die Lebensqualität

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    166/98
    Bildungsstand und Alter bestimmen Wahrnehmung von Umweltbelastung

    Zusätzlich zu den objektiv meßbaren Umweltgefahren gibt es noch die subjektiv wahrnehmbaren Umweltbelastungen, diese sind letztlich entscheidend, ob bestimmte Industrien akzeptiert oder nicht akzeptiert werden. Während die Umweltbelastung in den neuen Bundesländern mit höherem Bildungsstand in stärkerem Ausmaß wahrgenommen wird, fühlen sich bei den alten Bundesländern eher die Jüngeren von den Folgen des industriellen Fortschritt bedroht.

    Eine weitere Unterscheidung bei den Umweltbelastungen besteht darin, ob man sich allgemein oder persönlich betroffen fühlt. So sind z.B. von Kernkraftwerken nur wenige Personen persönlich betroffen, es wohnen nur relativ wenige Personen in der Nähe eines Kernkraftwerks, aber jeder kann sich allgemein betroffen fühlen. Dabei sind es die Schlechtergebildeten, sowie jene die sehr oft auch über ein geringeres Einkommen verfügen, die in den am stärksten benachteiligten Gebieten leben. Dort liegt sowohl eine stärkere Verkehrsbelastung als auch eine höhere industrielle Belastung vor. Besserverdienende und Bessergebildete wohnen nur selten direkt an den Hauptverkehrsstraßen oder in der Nähe von großindustriellen Anlagen. Zu diesem und weiteren Ergebnissen gelangt Dr. Jörg Blasius in einer Studie, die am Zentralarchiv für Empirische Sozialforschung der Universität zu Köln erstellt wurde.

    Industrieabfälle im Wasser, Verkehrslärm und Autoabgase wurden sowohl im Osten als auch im Westen sehr oft als persönlich belastend empfunden, während Fluglärm und Kernkraftwerke insbesondere im Osten relativ selten als belastend eingestuft werden. Dies hängt damit zusammen, daß die NATO dort bis zum Beginn der 90er Jahre noch keine Tiefflüge durchführen durfte. Auch haben die ehemaligen Bündnispartner der Deutschen Demokratischen Republik, insbesondere die ehemalige Sowjetunion, mittlerweile ihre Armeen von diesem Gebiet abgezogen. Damit gab es zum Erhebungszeitpunkt kaum Tiefflüge über dem Gebiet der neuen Bundesländer, so daß die schlimmste Fluglärmbelästigung entfiel.

    Die relativ selten geäußerte Angst der Ostdeutschen vor Kernkraftwerken ist darauf zurückzuführen, daß viele Kernkraftwerke sowjetischer Bauart inzwischen abgeschaltet wurden. Die nächsten Kernkraftwerke waren somit relativ weit entfernt, so daß die Belastung relativ oft als gering empfunden wurde. Bei den Belastungen durch Industrieabfälle im Wasser und Industrieabgasen gibt es auf dem Gebiet der ehemaligen DDR seit der Wende zwar deutliche Verbesserungen, die noch vorhandenen und vermutlich auch längerfristig bleibenden Altlasten sind jedoch nicht zu vernachlässigen. Die Werte in den neuen Bundesländern sind hier ähnlich denen in den alten Bundesländern.

    In Ost und West unterschiedlich gesehen wurden die Verschmutzungen durch den Autoverkehr. Nach der Wende kam es zwar zu zahlreichen Abmeldungen von Trabis mit ihren Zwei-Takt-Motoren und damit zu einer Abgaswertverbesserung in den ostdeutschen Städten, gleichzeitig ist das Verkehrsaufkommen und die Anzahl der privaten PKWs pro Haushalt aber stark angestiegen. Da des weiteren noch eine sehr hohe Anzahl von ostdeutschen/osteuropäischen Lastwagen auf den ostdeutschen Straßen waren, ist es kaum verwunderlich, daß die persönlichen Belastungen durch den Straßenverkehr in den neuen Bundesländern als überdurchschnittlich hoch eingestuft wurden.

    Ein ganz anderer Aspekt ist der scheinbare Widerspruch von Einstellung und Verhalten: So empfinden zwar überdurchschnittlich viele Jüngere und Bessergebildete Fluglärm und die Folgen des Autoverkehrs (Verkehrslärm und Autoabgase) als belastend, gleichzeitig besitzen diese Personen aber überdurchschnittlich viele Autos mit denen sie überdurchschnittlich viel fahren und des weiteren benutzen sie relativ oft das Flugzeug als Transportmittel.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Für Rückfragen steht Ihnen Jörg Blasius unter der Telefonnummer 0221/470-3155, der Fax-Nummer 0221/47694444 und der Email-Adresse blasius@za.uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web (http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.htm).

    Für die Übersendung eines Belegexemplares wären wir Ihnen dankbar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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