Am 1. November beginnt an der Goethe-Universität Frankfurt eine zweisemestrige Vortragsreihe im Vorgriff auf das Gründungsjubiläum des legendären Bauhauses.
FRANKFURT. Das Staatliche Bauhaus in Weimar war eine legendäre Kunstschule mit maximalem Einfluss auf Architektur, Kunst und Design im 20. Jahrhundert. 2019 jährt sich die Gründung zum 100. Mal. In Frankfurt beginnt das Bauhaus-Jahr bereits 2018, und zwar mit einer zweisemestrigen Vortragsreihe, die einen kritischen Blick auf das Bauhaus richten wird. Den Auftakt der „Bauhaus-Lectures“ macht
am Donnerstag, 1. November, 19 Uhr
Deutsches Architekturmuseum (DAM), Auditorium
der Vortrag des renommierten Kunsthistorikers Frederic Schwarz (University College London) mit dem Titel „Bauhaus and Critical Theory: An Uneasy Relationship“. Obwohl zahlreiche biographische Parallelen und gemeinsame politische Überzeugungen zwischen Vertretern des Bauhaus und der Kritischen Theorie existieren, stellt sich das Verhältnis zwischen beiden als schwierig dar. Der Vortrag fragt nach den Gründen hierfür sowie nach Möglichkeiten, das Erbe des Bauhauses mit den Positionen der Kritischen Theorie in Einklang zu bringen.
Im Zentrum der „Bauhaus Lectures“ steht die Architektur: ihre Rezeption, die Migration der Akteure und die Kritik am Bauhaus. Hierbei kommt besonders die Frankfurter Perspektive auf die legendäre Schule zum Tragen – galt das Bauhaus doch vor allem im Kontext des „Neuen Frankfurt“ als das zentrale Vorbild für die architektonische Bewältigung der großen Wohnungsnot. Dies hatte nicht zuletzt mit persönlichen Verbindungen und biographischen Verflechtungen zu tun: Ferdinand Kramer, einer der wichtigsten Protagonisten des „Neuen Frankfurt“, studierte bereits 1919 für kurze Zeit am Bauhaus in Weimar. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem Frankfurter Hochbauamt und der Frankfurter Kunstschule ab 1922 sollte eine am Bauhaus orientierte Architektenausbildung in Frankfurt etabliert werden.
Der damalige Oberbürgermeister Ludwig Landmann warb gar für die Umsiedlung des
Bauhauses von Weimar nach Frankfurt. Mit dem Weggang wichtiger Träger des Neuen Frankfurt (Ernst May, Ferdinand Kramer, Magarete Schütte-Lihotzky, Martin Elsaesser) endete diese emphatische Rezeption des Bauhauses in Frankfurt, die allerdings von Anfang an von einer eigenständigen Perspektive auf das Neue Bauen begleitet wurde. Nach dem Krieg stellte sich die Situation dann völlig anders dar. Während an anderen Orten noch über die Frage diskutiert wurde, wie man an die Tradition des Bauhauses anschließen könnte, entwickelte sich in Hessen eine höchst eigenständige Diskussion. Sie reicht von der Architekturdebatte 1951 in Darmstadt, wo wichtige Vertreter des Neuen Bauens sowie dessen Kritiker aufeinandertrafen, der Eröffnung des Bauhausarchivs 1961 auf der Mathildenhöhe unter Beteiligung von Walter Gropius, der Auseinandersetzung der Kritischen Theorie (Adorno, Bloch) mit dem Neuen Bauen bis zu den Beiträgen Jürgen Habermas’ und der Revision der Moderne im Zusammenhang mit Heinrich Klotz’ Gründung des deutschen Architekturmuseums.
Veranstaltet werden die Bauhaus Lectures vom Center for Critical Studies in Architecture (CCSA), einer Kooperation zwischen der Goethe-Universität Frankfurt am Main (Kunstgeschichtliches Institut), der Technischen Universität Darmstadt (Fachbereich Architektur) und dem Deutschen Architekturmuseum.
Die Vorträge finden im Auditorium des DAM statt und sind öffentlich.
Die Vortragsreihe wird gefördert vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.
Weitere Termine und Themen des Wintersemesters im Überblick:
Donnerstag, 15.11.2018
Werner Durth (TU Darmstadt) & Thomas Flierl (Berlin)
„Systemvergleich. Bauhaus-Rezeption in der Bundesrepublik und in der DDR“
Donnerstag, 29.11.2018
Reto Geiser (Rice University, Houston) & Daniel Talesnik (TU München):
„Cold War. Bauhäusler in the Soviet Union and the USA”
Donnerstag, 13.12.2018
Rixt Hoekstra (Design Academy Eindhoven) & Carsten Ruhl (Goethe-Universität)
»Italien. Manfredo Tafuris und Giulio Carlo Argans Position zur Moderne«
Donnerstag, 31.1.2019
Kathleen James-Ckakraborty (University College Dublin)
»Bauhaus 50th Anniversary in 1969«
Donnerstag, 14.2.2019
Daniela Fabricius (Pratt Institute, New York)
»Postmodernism and the Bauhaus Critique in West Germany«
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Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main(siehe auch www.uni-frankfurt.de/59086401/rhein-main-allianz). Internet: www.uni-frankfurt.de
Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main,
Tel: 069 798-13066, Fax: 069 798-763 12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de
Dr. Daniela Ortiz dos Santos, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Kunstgeschichtliches Institut, Tel. 069 798 23468, OrtizDosSantos@kunst.uni-frankfurt.de
https://www.criticalarchitecture.org
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Bauwesen / Architektur, Kunst / Design
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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