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15.01.2019 10:19

Was geschah vor 4000 Jahren am Ural?

Dr. Anke Sauter Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Archäologen der Universitäten Frankfurt und Mainz erforschen gemeinsam mit russischen Wissenschaftlern bronzezeitliche Prozesse in der Steppe zwischen Europa und Asien. Die DFG stellt hierfür 600.000 Euro an Fördermitteln für zunächst zwei Jahre zur Verfügung.

    FRANKFURT. Archäologen der Goethe-Universität um Prof. Rüdiger Krause werden wieder im Ural forschen. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz und russischen Kollegen wollen sie herausfinden, was im 2. Jahrtausend vor Christus zu großen Veränderungen in der Lebensweise geführt haben könnte. Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zunächst bis Ende 2020 mit 600.000 Euro gefördert. Die Forschungen knüpfen an ein früheres Projekt an, das von 2009 bis 2014 stattfand.

    Ziel ist es, demographische Prozesse und Siedlungsstrukturen der Übergangszeit von der Bronze- zur Eisenzeit rekonstruieren zu können, die so genannte Post-Sintaschta-Petrovka-Periode. Bisherige Funde haben gezeigt, dass der südliche Trans-Ural an der Trennlinie zwischen Europa und Asien am nördlichen Rand der Eurasischen Steppe eine einzigartige Kulturlandschaft darstellt. Herausragende Denkmäler der Bronze- und Eisenzeit wie Grabhügel („Kurgane“) und Siedlungen zeigen, dass sich hier ein Zentrum wirtschaftlicher Entwicklung und soziokultureller Prozesse befand, die bereits im dritten Jahrtausend vor Christus einsetzten. Nach dem Niedergang der befestigten Siedlungen veränderte sich die Wohnstruktur, es entstanden „offene“ Siedlungen mit Reihenhausbauten ohne Befestigungsanlagen. Russische Forschungen datieren diese Siedlungen in die Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr., also in die späte Bronzezeit.

    In der von 2009 bis 2014 andauernden Forschungsphase hat sich Professor Rüdiger Krause vor allem den befestigten Siedlungen der Sintaschta-Petrovka-Phase gewidmet. Diese Kultur zeichnete sich durch frühe Streitwagen aus, durch intensiven Kupferbergbau und eine hoch entwickelte Bronzeherstellung. Nun rücken verschiedene andere archäologische Stätten der Bronze- und Eisenzeit in der Mikroregion des Flusses Yandyrka-Akmulla und am oberen Karagaily-Ayat in den Fokus. Wie haben sich die Siedlungsstrukturen verändert? Wie wurde die Landschaft als ökonomische Basis für Tierhaltung genutzt? Und wie haben sich die Bestattungsformen gewandelt? Die demographischen Prozesse, die alldem zugrunde liegen, sollen im Lauf des interdisziplinären Projekts erforscht werden. Dabei kommen Methoden der Palaeogenetik zum Tragen, aber auch archäologische Ausgrabungen, geophysikalische Prospektionen und die Interpretation der materiellen Kultur und die Archäobotanik.

    Wer waren die Menschen, die den damaligen Wandel von einer sesshaften Lebensform zum Nomadismus vollzogen haben? Woher stammten sie und wie sind sie in den Ural gekommen? Auf der Suche nach Antworten werden Archäologie und Palaeogenetik eng zusammenarbeiten. Ein Ziel der Kollaboration ist es, mit modernsten Genomanalysen populationsgenetische Analysen durchzuführen.

    Das Team von Professor Joachim Burger an der Universität Mainz ist auf die Analyse von Genomen aus archäologischen Skeletten spezialisiert. In diesem Projekt werden die Mainzer Palaeogenetiker der Frage nachgehen, inwiefern genetische Einflüsse aus Europa oder der zentralasiatischen Steppe einhergehen mit dem kulturellen Wandel, der im Transural zu beobachten ist. Waren es Fremde, die den Wandel einleiteten? Oder haben hier regionale kulturelle Entwicklungen stattgefunden? Wie hat sich die Bevölkerungsstruktur und Demographie über die Jahrtausende verändert? Um Antworten zu finden, werden die Mainzer Forscher die Genome aus den archäologischen Fundstellen des Projekts hochauflösend sequenzieren und sie mit eigens entwickelten statistischen Methoden analysieren, um möglichst viele Details über die Menschen der Bronze- und Eisenzeit herauszufinden.

    Information: Prof. Dr. Rüdiger Krause, Institut für Archäologische Wissenschaften, Vor- und Frühgeschichte, Campus Westend, Norbert-Wollheim-Platz 1, Telefon +49(0)69 798-32120; https://www.uni-frankfurt.de/61564916/LOEWE-Schwerpunkt

    Prof. Dr. Joachim Burger, AG Palaeogenetik, Institut für Oragnismische und Molekulare Evolutionsbiologie (iomE), Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Anselm Franz von Bentzel Weg 7, 55128 Mainz, Telefon +49 (0)6131 39-20981; http://palaeogenetics-mainz.de

    Bilder zum Download finden Sie unter: http://www.uni-frankfurt.de/75784479

    Bildtexte:
    01 Trans-Ural. Bronzezeitliche Reihenhaussiedlung Konopljanka-2 mit einem verfüllten Brunnenschacht im Vordergrund. Grabung 2018. © Ural-Projekt, GU
    02 Trans-Ural, Neplujevka. Bestattung eines Erwachsenen in einem großen Kurgan. Späte Bronzezeit, Grabung 2017. © Ural-Projekt, GU
    03 Trans-Ural, Neplujevka. Bestattung eines jugendlichen Individuums in dem großen Kurgan. Späte Bronzezeit, Grabung 2016. © Ural-Projekt, GU
    04 Universität Mainz, Dokumentation von Knochenproben im Reinstlabor. Vorbereitung für palaeogenetische Untersuchungen. © Joachim Burger, JGU Mainz
    05 Universität Mainz, Aufbereitung von Knochenproben im Reinstlabor für Genom-Untersuchungen. © Joachim Burger, JGU Mainz

    Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

    Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geistes- und Sozialwissenschaften. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist sie Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main(siehe auch www.uni-frankfurt.de/59086401/rhein-main-allianz). Internet: www.uni-frankfurt.de

    Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-13066, Fax 069 798-763-12531, sauter@pvw.uni-frankfurt.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Rüdiger Krause, Institut für Archäologische Wissenschaften, Vor- und Frühgeschichte, Campus Westend, Norbert-Wollheim-Platz 1, Telefon +49(0)69 798-32120; https://www.uni-frankfurt.de/61564916/LOEWE-Schwerpunkt

    Prof. Dr. Joachim Burger, AG Palaeogenetik, Institut für Oragnismische und Molekulare Evolutionsbiologie (iomE), Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Anselm Franz von Bentzel Weg 7, 55128 Mainz, Telefon +49 (0)6131 39-20981; http://palaeogenetics-mainz.de


    Bilder

    Trans-Ural. Bronzezeitliche Reihenhaussiedlung Konopljanka-2 mit einem verfüllten Brunnenschacht im Vordergrund. Grabung 2018.
    Trans-Ural. Bronzezeitliche Reihenhaussiedlung Konopljanka-2 mit einem verfüllten Brunnenschacht im ...
    © Ural-Projekt, GU
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    Trans-Ural, Neplujevka. Bestattung eines jugendlichen Individuums in dem großen Kurgan. Späte Bronzezeit, Grabung 2016.
    Trans-Ural, Neplujevka. Bestattung eines jugendlichen Individuums in dem großen Kurgan. Späte Bronze ...
    © Ural-Projekt, GU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Kooperationen
    Deutsch


     

    Trans-Ural. Bronzezeitliche Reihenhaussiedlung Konopljanka-2 mit einem verfüllten Brunnenschacht im Vordergrund. Grabung 2018.


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    Trans-Ural, Neplujevka. Bestattung eines jugendlichen Individuums in dem großen Kurgan. Späte Bronzezeit, Grabung 2016.


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