Vorlesungsreihe "Zeitgenossenschaft-Künste und Kunstwissenschaften in der DDR" startet am 6. November an der Universität Jena
Jena (30.10.03) Die DDR schuf auf ihrem Weg in Richtung Realsozialismus auch künstlerische Erzeugnisse und eine dies begleitende Kunstwissenschaft. Doch wie konnte unter solchen ideologischen Bedingungen Kunst entstehen und wie ist diese beschaffen? Dieser Frage widmet sich die öffentliche Ringvorlesung "Zeitgenossenschaft - Künste und Kunstwissenschaft in der DDR". Die Reihe beginnt am 6. November mit einem Vortrag von Dr. Christoph H. Werth über "Entspannungspolitik nach außen, Repression nach innen - die deutsch-deutschen Beziehungen 1969-1989". Der Vortrag findet - wie fast alle weiteren - um 18.00 Uhr im Hörsaal 24 des Jenaer Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) statt. Der Eintritt ist frei - dies gilt für alle Veranstaltungen mit Ausnahme der Filmvorführungen und der begleitenden Ausstellung.
Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, ein differenziertes Bild der Künste, der Kunstideologie und der Kunstpolitik der DDR zu entwickeln. Heute, 14 Jahre nach dem Mauerfall, wird die Gelegenheit genutzt, Zeitzeugen und von der SED-Diktatur betroffene Künstler nach Details zu befragen. Aber man wagt auch von wissenschaftlich-historiographischer und kunstästhetischer Seite aus eine Reflexion über die kulturpolitische Geschichte der DDR-Kunst.
Von der Ideologie des Sozialistischen Realismus waren alle Künste der DDR gleichermaßen betroffen. Eine der Kernfragen ist jedoch, wie diese auf die jeweilige Kunst eingewirkt hat. Hierbei wirft die Vorlesungsreihe Fragen nach der Vergleichbarkeit oder Unterschiedlichkeit der kulturellen und kulturpolitischen Entwicklungen der Kunst und Kunstwissenschaft in der DDR auf und beleuchtet deren ideologische und ästhetische Kontrollinstanzen. Neben Literatur-, Musik- und Filmwissenschaftlern sowie Kunsthistorikern kommen auch in der DDR tätige Künstler zu Wort.
Die ideologischen Auflagen wurden durch ihre Ausarbeitung in den kulturpolitischen Apparaten und Gremien der SED-Diktatur zu einer normativen Ästhetik. In der Vorlesungsreihe soll dargelegt werden, inwieweit auch die Kunstwissenschaften in der DDR diese regulativen Funktionen ausgeführt und auf das Kunstschaffen in der DDR Einfluss genommen haben.
Dabei darf nicht aus den Augen verloren werden, dass selbst die Werke, die sich diesem Regelkanon widersetzten, sich erst durch den Bezug zur ästhetischen Ideologie der DDR angemessen bewerten lassen.
Die Ringvorlesung wird gemeinsam vom Collegium Europaeum Jenense an der Universität Jena, dem gemeinsamen Institut für Musikwissenschaft Weimar-Jena und der Friedrich Naumann-Stiftung getragen. Die Veranstalter sehen die Reihe als öffentliches Forum, das auch das Ziel hat, die verschiedenen Disziplinen in einen Dialog zu bringen.
Begleitet werden die Referate von Konzerten, Lesungen, Filmen und anderen Veranstaltungen. Zusätzlich findet vom 30. November 2003 bis zum 8. Februar 2004 im Stadtmuseum Jena die Ausstellung "Fluchtpunkte. Abstraktion und Emanzipation in der Kunst der DDR" statt.
Weitere Informationen können per Mail angefordert werden: zeitgenossen@hfm-weimar.de
Kontakt:
Knut Holtsträter M.A.
Tel.: 03643 / 555225
Fax: 03643 / 555220
E-Mail: knut.holtstraeter@hfm-weimar.de
Gesamtübersicht:
Zeitgenossenschaft - Künste und Kunstwissenschaften in der DDR: Vorlesungsreihe mit Veranstaltungen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom 6. November 2003 bis zum 8. Januar 2004, jeweils Donnerstag, 18.00 Uhr
I. Allgemeine Geschichte
Donnerstag, den 6. November:
18.00 Uhr, Hörsaal 24 im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, Eintritt frei
Dr. Christoph H. Werth (FSU Jena): Entspannungspolitik nach außen, Repression nach innen - die deutsch-deutschen Beziehungen 1969-1989
II. Literatur und Literaturwissenschaft
Donnerstag, den 13. November:
18.00 Uhr, Hörsaal 24 im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, Eintritt frei
Prof. Dr. Gerhard R. Kaiser (FSU Jena): Vergiftete Lieder? - Heinrich Heine in Literatur und Literaturwissenschaft der DDR
danach um 20.00 Uhr, Accouchierhaus, Eintritt frei
"Denk ich an Deutschland in der Nacht"
Lesung mit Peter Rauch
Donnerstag, den 20. November:
18.00 Uhr, Hörsaal 24 im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, Eintritt frei
PD Dr. Gisela Horn (FSU Jena): kwehrsprechen. Alternative Wortkunst in der DDR der 80er Jahre
danach um 20.00 Uhr, Accouchierhaus, Eintritt frei
"Briefe an die Jugend des Jahres 2017"
Ein Film von Erich Maas über den Punkpoeten "Matthias" Baader Holst, ca. 40 min.
Donnerstag, den 27. November:
18.00 Uhr, Hörsaal 24 im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, Eintritt frei
Prof. Dr. Wolfgang Emmerich (Uni Bremen): Griechische Mythen als Esperanto - Heiner Müllers Antikenstücke
danach um 20.00 Uhr, Accouchierhaus, Eintritt frei
"Orpheus gepflügt"
Lesung von Texten Heiner Müllers mit Katja Schäfer
III. Bildende Kunst und Kunstgeschichte
Donnerstag, den 4. Dezember:
18.00 Uhr, Hörsaal 24 im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, Eintritt frei
Prof. Dr. Edwin Kratschmer (FSU Jena): DDR-Kunst zwischen Anpassung und Verweigerung
Donnerstag, den 11. Dezember:
18.00 Uhr, Hörsaal 24 im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, Eintritt frei
Prof. Dr. Achim Preiß (Bauhaus-Uni Weimar): Handwerk und Kopfstück
Donnerstag, den 18. Dezember:
18.00 Uhr: Hörsaal 24 im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, Eintritt frei
Paul Kaiser, Dipl.-Kulturwiss. (TU Dresden): Hofkünstler, Malerfürsten, Harlekins. Rolle und Funktion des bildenden Künstlers in der DDR
IV. Film und Filmwissenschaft
Donnerstag, den 8. Januar:
18.00 Uhr, Kino Schillerhof, Eintritt frei
Konrad Weiß (Berlin): Wieviel Wahrheit erträgt eine Diktatur? - Film zwischen Kunst und Propaganda
danach um 20.00 Uhr, Kino Schillerhof, Eintritt 6,50 Euro
Das Bergwerk - Franz Fühmann
BRD 1998, Regie: Karlheinz Mund, Texte: Sigrid Damm, Musik: Dietmar Diesner, 85 min.
Donnerstag, den 15. Januar:
18.00 Uhr, Kino Schillerhof, Eintritt frei
Viktoria Piel (HfM Weimar): Dissonante Repräsentationen - Tendenzen der Filmmusik in der DDR der 1970er Jahre
danach um 20.00 Uhr, Kino Schillerhof, Eintritt 6,50 Euro
Till Eulenspiegel, DDR 1975, Regie: Rainer Simon, Drehbuch: Rainer Simon u. Jürgen Klauß, Musik: Friedrich Goldmann, 104 min.
V. Musik und Musikwissenschaft
Donnerstag, den 22. Januar:
18.00 Uhr Hörsaal 24 im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, Eintritt frei
Prof. Dr. Albrecht von Massow (HfM Weimar): Das Streichquartett als künstlerische Nische in der DDR?
danach um 20.00 Uhr, Rathausdiele, Eintritt frei
Konzert mit dem Aurora-Quartett (HfM Weimar): Günter Kochan: Fünf Sätze für Streichquartett, Witold Lutosùawski: Streichquartett, Friedrich Goldmann:
1. Streichquartett
Donnerstag, den 29. Januar:
18.00 Uhr, Aula im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, Eintritt frei
Tilo Medek (Remagen): Großwerden unter Zwergen - Von der Schwierigkeit, in der DDR mündig gewesen zu sein. Konzertvortrag mit ausgewählten Werken von Tilo Medek
Donnerstag, den 5. Februar:
18.00 Uhr, Hörsaal 24 im Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, Eintritt frei
Prof. Dr. Michael Berg (HfM Weimar): Restriktive Ästhetik als kreative Chance
Weitere Veranstaltung:
30. November 2003 bis zum 8. Februar 2004
Ausstellung in der Galerie im Stadtmuseum Jena
Fluchtpunkte. Abstraktion und Emanzipation in der Kunst der DDR (Kurator: Erik Stephan)
http://www2.uni-jena.de/cej/modules.php?name=News&file=article&sid=25
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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