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03.05.2019 09:22

Vergessen, Erinnern, Nichtvergessenkönnen

Dr. Anke Sauter Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Tagung „Dynamiken des Erinnerns und Vergessens“ im Historischen Museum über die Hintergründe des Gedächtnisses

    FRANKFURT. Vergessen: Zuweilen erwünscht, oft gefürchtet, gehört es zur Natur des menschlichen Gedächtnisses, dass nicht alles Vergangene gespeichert wird. Die Ausstellung „Vergessen – Warum wir nicht alles erinnern“ (noch bis 14. Juli) im Historischen Museum macht die vielfältigen Dimensionen des Vergessens sichtbar und verzahnt Erkenntnisse aus ganz unterschiedlichen Disziplinen miteinander. Als Beiprogramm zur Ausstellung findet

    am Donnerstag, 23., und Freitag, 24. Mai
    im Historischen Museum Frankfurt
    Saalhof 1 (ehemals Fahrtor 2), 60311 Frankfurt am Main

    in Kooperation mit dem Sigmund-Freud-Institut und Wissenschaftlern der Goethe-Universität eine öffentliche Tagung statt, die die Themenfelder Gedächtnis, Biografie, Identität, kultureller Wandel von Erinnern und Vergessen, Vergessen als Verdrängen des Vergangenen und Trauma beleuchtet. Der Titel der Tagung lautet „Dynamiken des Erinnerns und Vergessens“.

    30-minütige, allgemeinverständliche Vorträge wechseln sich mit moderierten Gesprächen ab. So spricht Prof. Tilmann Habermas (Goethe-Uni) über die Veränderung von Lebensgeschichten im Laufe des Lebens. Prof. Vera King, Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts und Inhaberin einer Professur für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Goethe-Uni, wird sich in ihrem Vortrag mit „Vergessen und Bewahren in der digital beschleunigten Gesellschaft“ befassen. Die moderne Mediengesellschaft habe ein durchaus ambivalentes Verhältnis zum Vergessen, so King: Einerseits „vergisst“ das Internet nichts, was die Frage nach dem Recht auf Vergessen aufwerfe. Andererseits habe die mediale Beschleunigung weitreichende Folgen für das menschliche Gedächtnis, der mit Zeitaufwand verbundene Erwerb von Erfahrungswissen werde immer schwieriger.

    Prof. Vera King war Mitglied im wissenschaftlichen Beratungsgremium zur Ausstellung, ebenso wie die Kulturwissenschaftlerin Prof. Astrid Erll (Goethe-Uni, Fachbereich 10 / „The Frankfurt Memory Studies Platform“), die über den Zusammenhang von Medien und Vergessen am Beispiel von „Homer“ vortragen wird. Weitere Vorträge befassen sich, u.a. aus kultur- und psychoanalytischer Sicht, mit verschiedenen Bedingungen und Funktionen des Vergessens bis hin zu Traumafolgen und kollektivem „Vergessen“.

    Im Michael Imhof Verlag ist eine Begleitpublikation erschienen, die Themen von Ausstellung und Tagung vertieft. Das Buch besteht aus 20 Beiträgen u. a. von Christine Abbt, Aleida Assmann, Astrid Erll, Kurt Grünberg, Ulrike Jureit, Vera King, Jan Lohl, Sharon Macdonald, Hannah Monyer, Bettina Rudhof, Heinz Weiß.

    Die Tagung wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.

    Ausgewählte Punkte aus dem Programm:

    Donnerstag, 23. Mai
    9:30 Uhr
    Vergessen und Erinnerung. Zur Bedeutung eines Bindeworts
    Key Note mit anschließender Podiumsdiskussion
    Prof. Christine Abbt, Universität Luzern

    10:45 Uhr
    Von Mnemosyne zum NMDA-Rezeptor
    Prof. Dr. Hannah Monyer, Universität Heidelberg und Deutsches Krebsforschungsinstitut Heidelberg

    11:20 Uhr
    Erinnern, wie es (zu) uns passt. Die Veränderung der Lebensgeschichten im Laufe des Lebens
    Prof. Dr. Tilmann Habermas, Goethe-Universität
    Anschließend: Hannah Monyer und Tilmann Habermas

    14:10 Uhr
    Immer schneller, immer mehr… Vergessen und Bewahren in der digital beschleunigten Gegenwart
    Prof. Dr. Vera King, Goethe-Universität, Sigmund-Freud-Institut

    14:40 Uhr
    Langsam und ungewiss? Homer vergessen und bewahren von der Antike bis zur Gegenwart
    Prof. Dr. Astrid Erll, Goethe-Universität
    Anschließend: Vera King und Astrid Erll im Gespräch

    16 Uhr
    Heimat im Vergessen
    Dr. Verena Boos, Autorin
    Anschließend im Gespräch: Christine Abbt und Aleida Assmann

    19:00 Uhr
    Öffentlicher Abendvortrag: Räumliche und zeitliche Bilder des Erinnerns und Vergessens
    Prof. Dr. Aleida Assmann, Anglistin, Literatur- und Kulturwissenschaften

    Freitag, 24. Mai
    9:30
    Erinnern, hin und zurück
    Key Note mit Publikumsdiskussion
    Jochen Gerz, Künstler

    11 Uhr
    Vergessen und Erinnern im Historischen Museum
    Dr. Jan Gerchow, Direktor des Historischen Museums Frankfurt

    11:40 Uhr
    „Wer bin ich?“
    Identitätsbrüche und die Auslöschung der eigenen
    Vergangenheit infolge eines massiven Traumas
    Ilany Kogan, Psychoanalytikerin

    14:10 Uhr
    The need to remember and the need to forget.
    Verarbeitung von Trauma und Verlust bei Kindern mit Bindungsabbrüchen
    Prof. Dr. Patrick Meurs, Universität Kassel u. Sigmund-Freud-Institut Frankfurt

    14:40 Uhr An Abschiede erinnere ich mich
    Jenny Erpenbeck, Autorin

    15:45 Uhr
    Vergessen und Nicht-Vergessen-Können. Eine psychoanalytische Perspektive
    Prof. Dr. Heinz Weiß, Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart und Sigmund-Freud-Institut Frankfurt

    16.30
    Im Gespräch: Jenny Erpenbeck, Jochen Gerz und Heinz Weiß

    Die Moderation übernimmt die Journalistin Insa Wilke. Die Tagung endet um 17:30 Uhr. Während der Tagung besteht auch Gelegenheit zum Besuch der Ausstellung.

    Anmeldung bis 15. Mai unter david.barth@stadt-frankfurt.de. Die Tagungsgebühr beträgt 80 bzw. 40 Euro (inklusive Lunch und Kaffeepausen) und ist an der Museumskasse zu bezahlen. Der Abendvortrag kostet für Nichttagungsteilnehmer 4 bzw. 2 Euro.

    Information: Prof. Dr. Vera King, Institut für Soziologie, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, Sekretariat Frau Charlesworth: charlesworth@soz.uni-frankfurt.de, https://historisches-museum-frankfurt.de/vergessen

    Aktuelle Nachrichten aus Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft in GOETHE-UNI online (www.aktuelles.uni-frankfurt.de)

    Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 mit privaten Mitteln überwiegend jüdischer Stifter gegründet, hat sie seitdem Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein hohes Maß an Selbstverantwortung. Heute ist sie eine der drei größten deutschen Universitäten. Zusammen mit der Technischen Universität Darmstadt und der Universität Mainz ist die Goethe-Universität Partner der länderübergreifenden strategischen Universitätsallianz Rhein-Main. www.goethe-universitaet.de

    Herausgeberin: Die Präsidentin der Goethe-Universität Redaktion: Dr. Anke Sauter, Referentin für Wissenschaftskommunikation, Abteilung PR & und Kommunikation, Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main, Telefon 069 798-13066, E-Mail sauter@pvw.uni-frankfurt.de


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Vera King, Institut für Soziologie, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften, Theodor-W.-Adorno-Platz 6, Sekretariat Frau Charlesworth: charlesworth@soz.uni-frankfurt.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Psychologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
    Deutsch


     

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