Ob Sprachassistenten wie Siri und Alexa, intelligente Energienetze oder autonome Fahrzeuge: Die Digitalisierung lässt die physische und virtuelle Welt im Alltag immer mehr verschmelzen. Welche technischen und gesellschaftlichen Herausforderungen diese sogenannten „Human-Cyber-Physical Systems“ mit sich bringen und wie sie verantwortlich gestaltet werden können, erforschen Wissenschaftler der Universität Oldenburg zusammen mit Partnerinstitutionen in zahlreichen Projekten. Um die Aktivitäten zu bündeln und Synergien zu schaffen, hat die Universität das interdisziplinäre Forschungszentrum „Human-Cyber-Physical Systems: Safety, Acceptance, Social and Cultural Embeddedness“ eingerichtet.
Beteiligt sind Professoren und Nachwuchswissenschaftler aller sechs Fakultäten. Zentrales Forschungsthema der interdisziplinären Wissenschaftlerteams ist die Interaktion zwischen Menschen und Maschinen auf allen Ebenen. Auf der individuellen Ebene geht es um die Frage, wie technische Systeme den einzelnen Menschen bestmöglich unterstützen können. Einerseits müssen die Systeme die jeweils aktuelle Leistungsfähigkeit des Nutzers erfassen können, um ihn daran angepasst optimal zu unterstützen. Andererseits sollen technische Systeme komplexe Informationen situationsangepasst so vermitteln, dass Menschen anhand dieser Informationen möglichst optimale Entscheidungen treffen können – etwa in der medizinischen Diagnostik oder in intelligenten Energienetzen. Auf der kooperativen Ebene untersuchen die Wissenschaftler, wie Gruppen von Menschen mit Gruppen von technischen Systemen optimal zusammenwirken – zum Beispiel in der Verkehrsflussoptimierung, der sicheren Umwelterkennung und Fahrspurplanung autonomer Fahrzeuge und Schiffe oder der sicheren und effizienten Zusammenarbeit von Teams aus Rettungskräften, Ärzten und medizintechnischen Systemen bei Unfällen und in Katastrophenszenarios. Auch die gesellschaftliche Ebene nehmen die Wissenschaftler in den Blick: Nach welchen ethischen, moralischen und rechtlichen Prinzipien müssen autonome technische Systeme handeln? Welche Arten von Entscheidungen dürfen sie übernehmen und welche müssen den Menschen vorbehalten bleiben? Ziel ist es, Wege zu finden, die Akzeptanz und das Vertrauen in autonom handelnde cyberphysische Systeme zu verbessern und Regeln für deren Zulassung zu erarbeiten.
Thematisch unterteilt sich das Forschungszentrum in vier Schwerpunkte: Grundlagen, Gesundheit, Industrie sowie Schule und Gesellschaft.Für ihre Arbeit steht den Wissenschaftlern dabei eine deutschlandweit einzigartige Forschungsinfrastruktur zur Verfügung: In fünf Reallaboren – sogenannten Living Labs – können sie ihre Entwicklungen aus den Bereichen Straßen- und Schiffsverkehr, Smart Energy, Smart Health und Smart City in Simulationen sowie realen Umgebungen erproben.
Neben der Forschung gehören auch die Nachwuchsförderung sowie die Ausbildung von Fach- und Führungskräften zu den Aufgaben des Zentrums. In diesem Sinne unterstützt es die Fakultäten dabei, Studienangebote und Studiengänge im Bereich der HCPS zu entwickeln. Zudem sollen Promotionsprogramme, Graduiertenkollegs sowie verschiedene Fortbildungsformate entstehen.
Am Forschungszentrum beteiligt sind neben der Universität Oldenburg die Jade-Hochschule, das Informatikinstitut OFFIS, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie das Fraunhofer Institut für Digitale Medientechnologie IDMT. Zum Direktor wurde der Informatiker Prof. Dr. Werner Damm gewählt, stellvertretender Direktor ist der Psychologe Prof. Dr. Christoph Herrmann (beide Universität Oldenburg).
Jürgen Niehaus, Tel.: 0441/9722-503, E-Mail: juergen.niehaus@informatik.uni-oldenburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
Energie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Verkehr / Transport
regional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
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