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22.08.2019 08:20

Schädeldeformation als Zeichen der Zugehörigkeit

Alexandra Frey Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    ForscherInnen untersuchen Individuen, die zur Zeit der Völkerwanderung lebten

    Unter der Leitung von Ron Pinhasi von der Universität Wien sowie Mario Novak vom Institute for Anthropological Research in Zagreb untersuchte ein WissenschafterInnenteam die Ernährungsgewohnheiten, das Geschlecht und die Genverwandtschaften dreier Jugendlicher, die zur Zeit der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert lebten und bei einer Ausgrabung in Osijek im Osten Kroatiens entdeckt wurden. Zu dieser Zeit war diese Region Europas von unterschiedlichen Nomadenvölkern, wie von den Hunnen bzw. Germanen, den Gepiden und den Ostgoten, besiedelt. Die Ergebnisse erscheinen aktuell in der Fachzeitschrift "PLOS ONE".

    "Aufgrund der ungewöhnlichen Grabstätten und der Tatsache, dass zwei der untersuchten Individuen andere Formen von künstlicher Schädeldeformation aufwiesen, war die Untersuchung dieser Personen äußerst faszinierend für uns“, sagt Daniel Fernandes, Postdoc am Department für Evolutionäre Anthropologie der Universität Wien und einer der Erstautoren dieser Studie.

    "Die künstliche Schädeldeformation bezeichnet die absichtliche Verformung des Schädels im Kindesalter und zielt darauf ab, durch den Einsatz von Brettern, Bandagen oder speziellen Kopfbedeckungen eine gewünschte Schädelform zu erzielen", so Kendra Sirak, Wissenschafterin an der Harvard Medical School und ebenfalls eine Erstautorin dieser Studie. Dieses weit verbreitete kulturelle Phänomen wurde bei verschiedenen uralten Bevölkerungsgruppen weltweit dokumentiert und zielte darauf ab, die Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder die persönliche Identität sichtbar zu machen, also sich z.B. klar von anderen Volksgruppen abzugrenzen oder den eigenen Status, Adel oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Klasse oder Gruppe zu zeigen.

    "Während alle Skelette der drei Jugendlichen Anzeichen auf schwere Unterernährung aufweisen, war für uns verblüffend, dass ihre genetische Abstammung derart unterschiedlich ist", so Mario Novak, einer der Hauptautoren und Bioarchäologe am Institute for Anthropological Research in Zagreb.

    "Die DNA-Analysen haben ergeben, dass der Jugendliche ohne künstliche Schädeldeformation eine überwiegend westeuropäische Abstammung, der Jugendliche mit der langgezogenen Schädelform eine ostasiatische Abstammung und der dritte Jugendliche eine nahöstliche Abstammung aufweist", erklärt Ron Pinhasi, Leiter des DNA-Labors an der Universität Wien und Co-Leiter der Studie.

    Der Jugendliche mit ostasiatischer Abstammung ist zudem das erste in Europa gefundene Individuum aus der Zeit der Völkerwanderung, dessen Abstammung größtenteils auf Ostasien zurückgeht.

    "Diese Ergebnisse legen nahe, dass die künstliche Schädeldeformation möglicherweise dazu diente, die Zugehörigkeit zu einer bestimmten kulturellen Gruppe sichtbar zu machen, und dass diese Gruppen zur Zeit der Völkerwanderung in der Pannonischen Tiefebene miteinander in regem Kontakt standen", schließt Novak.

    Publikation in "PLOS ONE"
    Daniel Fernandes, Kendra Sirak, Olivia Cheronet, Rachel Howcroft, Mislav Čavka, Dženi Los, Josip Burmaz, Ron Pinhasi, Mario Novak: Cranial deformation and genetic diversity in three adolescent male individuals from the Great Migration Period from Osijek, eastern Croatia
    DOI: 10.1371/journal.pone.021636
    https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0216366


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Assoz. Prof. Ron Pinhasi, PhD
    Department für Evolutionäre Anthropologie
    Universität Wien
    1090 Wien, Althanstraße 14 (UZA 1)
    T +43-1-4277-547 21
    ron.pinhasi@univie.ac.at

    Rückfragehinweis
    Mag. Alexandra Frey
    Pressebüro und stv. Pressesprecherin
    Universität Wien
    1010 - Wien, Universitätsring 1
    T +43-1-4277-175 33
    M +43-664-60277-175 33
    alexandra.frey@univie.ac.at


    Originalpublikation:

    Publikation in "PLOS ONE"
    Daniel Fernandes, Kendra Sirak, Olivia Cheronet, Rachel Howcroft, Mislav Čavka, Dženi Los, Josip Burmaz, Ron Pinhasi, Mario Novak: Cranial deformation and genetic diversity in three adolescent male individuals from the Great Migration Period from Osijek, eastern Croatia
    DOI: 10.1371/journal.pone.021636
    https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0216366


    Weitere Informationen:

    https://medienportal.univie.ac.at/presse/aktuelle-pressemeldungen/detailansicht/...


    Bilder

    Der langgezogene Schädel bei der Ausgrabung
    Der langgezogene Schädel bei der Ausgrabung
    © D. Los/Kaducej Ltd
    None

    Die Begräbnisstätte
    Die Begräbnisstätte
    © D. Los/Kaducej Ltd
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Der langgezogene Schädel bei der Ausgrabung


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