Im Jahr 1914 formulierte der Biologe Theodor Boveri eine Theorie der Krebsentstehung: Er sah die Ursache des bösartigen Wachstums von Zellen in einem unreparierbaren Defekt im Zellkern begründet. Wie grundlegend diese Schlußfolgerung war, zeigt sich daran, daß sie noch am Ende dieses Jahrhunderts im Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Tagung steht.
Diese Tagung, das internationale Theodor-Boveri-Symposium "Genomic Instability in Carcinogenesis: Mechanisms, Detection and Clinical Relevance", wird vom Sonderforschungsbereich (SFB) 172 "Molekulare Mechanismen kanzerogener Primärveränderungen" am Freitag und Samstag, 6. und 7. November, im Hörsaal des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Würzburg, Versbacher Straße 9, veranstaltet. International führende Wissenschaftler werden mit den Mitgliedern des SFB über prinzipielle Aspekte der genetischen Grundlagen der Krebsentstehung diskutieren. Das große Interesse, das diese Tagung findet, wird durch mehr als 50 externe Anmeldungen aus allen Universitäten der Bundesrepublik dokumentiert.
Alle bösartigen Tumoren des Menschen haben eines gemein: Das Erbgut in den Tumorzellen ist weitaus instabiler als in normalen Zellen. Schon in Geweben, die noch völlig intakt erscheinen, finden sich bereits Zellen, deren Erbgut von der Norm abweicht. Die genetische Instabilität steht also schon am Beginn einer Entartung hin zur bösartigen Zelle.
Boveri, der 1914 seine Schrift "Zur Frage der Entstehung maligner Tumoren" vorlegte, zog seine Schlußfolgerungen aus theoretischen Erwägungen und aus seinen Beobachtungen an mehrfach befruchteten Seeigel-Eiern. Wie er vermutete, zeichnen sich Tumorzellen durch einen abnormen Chromosomenbestand mit Defekten aus. Diese sollten sich im Wegfall von zellteilungshemmenden Chromosomenfunktionen oder im Überwiegen zellteilungsfördernder Chromosomenfunktionen äußern.
Viele dieser Theorien von Boveri sind durch molekularbiologische Analysen der Entstehung und Weiterentwicklung von Tumoren bestätigt worden. Die Beschäftigung mit den in die Tumorentstehung verwickelten "Chromosomen-Defekten", also mit den genetischen Ursachen des Tumorwachstums, hat die heutigen Vorstellungen über Zellwachstum und Wachstumskontrolle, über zelluläre Entwicklung und Differenzierung sowie Interaktionen und Regulationen in vielzelligen Organismen wesentlich geprägt.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Hans Konrad Müller-Hermelink, Sprecher des SFB 172, T (0931) 201-3989, Fax (0931) 201-3446, E-Mail:
sfb-172@toxi.uni-wuerzburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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