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08.12.2003 09:47

Waldbrände - ein 'Reset' der Natur?

Dr. Ralf Breyer Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Workshop der Wissenschaftspressekonferenz zum Thema 'Fossile Waldbrände' am 9. Dezember in Wülfrath / Welchen Bedeutung haben die Spuren fossiler Waldbrände?

    FRANKFURT / WÜLFRATH. Das Thema Waldbrände ist im wahrsten Sinne des Wortes ein brennendes. Klimaveränderungen führen immer häufiger auch in bislang gemäßigten Breiten wie Spanien oder Frankreich zu verheerenden Waldbränden mit kaum absehbaren Folgeschäden.

    Weniger bekannt ist, dass es schon immer in der Erdgeschichte Waldbrände gegeben hat. Die Wissenschaftspressekonferenz veranstaltet am 9. Dezember dazu in Wülfrath einen Informationsworkshop 'vor Ort' zum Thema. Mit dabei auch Christoph Hartkopf-Fröder vom GD-NRW, der sich eingehend mit fossilen Waldbränden, ihren Auswirkungen auf Veränderungen der seinerzeitigen Ökosysteme und des Klimas beschäftigt. Spuren finden sich in den Karsthöhlenfüllungen von Wülfrath aus der Kreidezeit, wo die Informationsveranstaltung auch stattfindet.

    Die Füllung der größten Karsthöhle, die auch im Rahmen der Veranstaltung besichtigt wird, besteht ganz überwiegend aus hellgelben Sanden, in die immer wieder Horizonte mit Holzkohle eingeschaltet sind; ihre Mächtigkeit liegt jeweils unter einem Meter. Auffallend ist, dass das Vorkommen von Holzkohle - Belege für Waldbrände - auf scharf begrenzte Horizonte beschränkt ist. In den hellgelben Sanden, die den größten Teil der Höhlenfüllung ausmachen, fehlen Holzkohlestücke dagegen völlig. Offensichtlich sind die holzkohlereichen Horizonte während eines einzelnen, kurzfristigen Ereignisses entstanden. Im Gegensatz dazu stellen die hellen Sande die Hintergrundsedimentation in der Höhle dar. Da die Holzkohle in wenigen Lagen extrem angereichert ist, fanden die Waldbrände zwar selten, eventuell nach Trockenperioden, dann aber mit katastrophalen Auswirkungen statt. Nach den Waldbränden waren die Hänge durch die fehlende Vegetation der Erosion ungeschützt ausgeliefert und destabilisiert. Von Untersuchungen in heutigen Waldbrandgebieten weiß man, dass selbst durch Brände normaler Ausmaße die Erosion um das 30-fache erhöht wird. Der Nachschub von Sediment in ein Entwässerungssystem wird daher grundlegend von der Feuerhäufigkeit und -intensität bestimmt. Über Bäche und Flüsse wurden nach dem Brand zuerst die den Waldboden bedeckende Holzkohle und dann Boden sowie Verwitterungsgrus in die Höhlen gespült und diese nach und nach ausgefüllt.
    Zusätzliche Aussagen über die Waldbrände lassen sich aus der Struktur und den physikalischen Eigenschaften der Holzkohle ableiten. In einigen Vorkommen sind die Holzkohlestücke eckig und wurden daher nur über geringe Entfernungen transportiert. In anderen Fundstellen kommen neben eckigen auch deutlich zugerundete Holzkohlestücke vor. Letztere sind sicherlich über größere Entfernungen transportiert worden und lassen so auf unterschiedliche Liefergebiete schließen, die sich auch in der Zusammensetzung der Vegetation unterscheiden können. Auch die Existenz von Torfbränden konnte nachgewiesen werden. Von den Wald- bränden waren von Nacktsamern wie Farnen dominierte Standorte gleichermaßen betroffen. Mithilfe von reflexionsmikroskopischen Untersuchungen - dabei wird der Anteil des von der Holzkohle reflektierten Lichtes unter dem Mikroskop gemessen - lässt sich die Paläowaldbrand-Temperatur, bei der die Holzkohle gebildet wurde, abschätzen. Diese Temperatur betrug zwischen 200 - 850 °C, wobei Temperaturen um 300 °C am häufigsten erreicht wurden. Dies entspricht durchaus den Temperaturen, die bei heutigen Waldbränden vorkommen.

    Spektakulär ist die hervorragende Erhaltung und der Reichtum der Flora und Fauna in der Höhlenfüllung. Sehr häufig sind Megasporen, die von Moosfarnen, Brachsenkräutern und Wasserfarnen stammen. Diese Pflanzen bevorzugen heute feuchte Standorte, zum Teil wachsen sie auch in sumpfigen Randzonen von Seen. Das Vorkommen dieser Pflanzenreste zeugt also davon, dass feuchte Standorte, wahrscheinlich aber sogar flache, stehende Gewässer vorhanden waren.

    Programm:
    9.12.03 Wülfrath bei Düsseldorf; Gelände der Firma Rheinkalk GmbH, Am Kalkstein 1, 42489 Wülfrath

    10 Uhr Einführung: Zur Geologie in Wülfrath
    Dr. Axel Offermanns, Rheinkalk GmbH & Co. KG, Wülfrath

    10:15 Uhr Waldbrände als ein Reset der Natur. Was bedeuten Feuer in heutigen Ökosystemen?
    Prof. Dr. Johann G. Goldammer, Max-Planck-Institut für Chemie und Universität Freiburg

    10:45 Uhr Wenn der Wald in Rauch aufgeht - Waldbrände und ihr Einfluss auf Luft und Klima
    Dr. Thomas Kuhlbusch, Bereichsleiter 'Luftgetragene Partikel', IUTA e.V., Duisburg

    11:15 Uhr Pause

    12 Uhr Schwarze Spuren von Naturfeuern und Rodung -
    Verräterische Spuren von Waldbränden in unsren Böden
    Dr. Renate Gerlach, Rheinisches Amt für Bodendenkmalpflege, Bonn

    12:30 Uhr Das Erbe des Feuers - Was sagen schwarze Steine über die Umwelt der letzten 360 Millionen Jahre?
    Dipl.-Geol. Christoph Hartkopf-Fröder, Leiter Fachbereich Paläontologie, Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen, Krefeld

    * Einführung in die Aufschlüsse
    * Besichtigung fossiler Waldbrandspuren im Steinbruch
    Wülfrath

    Ende der Veranstaltung: 14:30 Uhr

    Kontakt:
    Christoph Hartkopf-Fröder
    Geologischer Dienst NRW
    Postfach 100763 * D-47707 Krefeld
    Tel.: +49-(0)2151-897255
    Fax: +49-(0)2151-897505
    E-Mail: hartkopf-froeder@gd.nrw.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Gesellschaft, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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