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19.12.2003 09:57

Kaum ein Schein ohne Evaluation

Jutta Reising Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

    Medizinstudenten in Münster werden heute während ihres gesamten Studiums von "EVALuna" begleitet. Dies ist nicht etwa eine hilfsbreite Kommilitonin, sondern der Name steht für eine kontinuierliche studentische Online-Evaluation der Lehre. "Durch die Kopplung der Scheinvergabe mit der Evaluation erreichen wir eine nahezu 100-prozentige Erfassung", freut sich Studiendekan Dr. Bernhard Marschall über den großen Erfolg des an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster entwickelten Instruments, mit dem die Mediziner der Universität Münster bundesweit eine Vorreiterrolle einnehmen. Innerhalb der Universität Münster werden in diesem Semester die Geowissenschaftler das Verfahren der Mediziner übernehmen, im Bundesgebiet sind derzeit die Medizinischen Fakultäten in Hamburg, Aachen und Essen dabei, sich an dem münsterschen Modell zu orientieren.

    Jede einzelne der weit über 100 Lehrveranstaltungen wird von den Studierenden, die sich von ihrem heimischen PC aus unter einem persönlichen Passwort in das System einloggen können, evaluiert. Obwohl die Anonymität bis zum Schluss gewahrt bleibt, gewährleistet das Programm, dass keine Doppelt- oder Dreifachnennungen möglich sind oder sich Personen beteiligen, die mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun haben. Um das Urteil der Studierenden auch richtig werten zu können, ist eine der drei Fragen bei der Evaluation die nach der Häufigkeit der Teilnahme, wobei zwischen unter 50 Prozent, 50 bis 75 und über 75 Prozent unterschieden wird. Auf einer von "sehr gut" bis "sehr schlecht" reichenden Analogskala klicken sie dann an, wo die Qualität der jeweiligen Lehrveranstaltung aus ihrer Sicht anzusiedeln ist.

    Darüber hinaus bietet der Online-Fragebogen die Möglichkeit, freie Kommentare abzugeben, was im vergangenen Sommersemester insgesamt 6800 mal geschehen ist, wie die jetzt vorliegende Auswertung der Lehr-Evaluation zeigt. Damit hat sich etwa jede zweite Student die Mühe gemacht, ein paar Sätze oder Stichpunkte zu formulieren. Wer Glück hat, bekommt von seinem Dozenten sogar ein Feedback auf seine Kritik. Denn jeder Lehrende kann sich über ein Passwort Zugang zu EVALuna beziehungsweise zur Bewertung der eigenen Lehrveranstaltung verschaffen und dem Studierenden antworten.

    Als Studiendekan bekommt Marschall übrigens als Einziger einen Überblick über die Bewertung sämtlicher Lehrveranstaltungen und
    weiß daher sehr genau, wo - zumindest aus Sicht der Studierenden - die Highlights und wo die schwarzen Schafe sind. Zu den absoluten Spitzenreitern gehört zur Zeit unter anderem die Hauptvorlesung in der Neurologie. Im vergangenen Wintersemester landete sie auf Platz 1 und wurde im Sommersemester nur vom "Praktikum am Krankenbett" im Rahmen des Blockpraktikums Interdisziplinäre Tumormedizin (poL-IT-Kurs) auf den zweiten Platz verdrängt. Am drittbesten hat im Sommersemester bei den Studierenden das Praktikum der Kinderheilkunde abgeschnitten.

    Dass dieses "Ranking" sehr ernst genommen wird, werden diejenigen merken, die zu den "last ten" gehören. Denn mit ihnen sucht der Studiendekan das Gespräch, um Verbesserungsmöglichkeiten zu erörtern. Dass die Evaluation durchaus eine erstzunehmende Sache ist, merken die einzelnen Kliniken und Institute nicht zuletzt aber auch bei der leistungsbezogenen Mittelvergabe. Denn in die Berechnung fließen neben quantitativen Faktoren wie Zahl und Größe der Lehrveranstaltungen auch die Ergebnisse der studentischen Voten mit ein.

    Über die allgemeine Evaluation hinaus werden von Fall zu Fall auch einzelne Lehrveranstaltungen gesondert evaluiert, um deren Stärken und Schwächen genauer zu recherchieren. "Das geht aber maximal bei einer Veranstaltung pro Semester", verweist Marschall auf den großen Aufwand einer solchen Detailerhebung mit über 30 Fragen. Wie der Studiendekan ankündigt, sollen die Online-Befragungen der Studierenden künftig noch durch einen so genannten Progress-Test ergänzt werden, der Auskunft über die Lernfortschritte der Studierenden gibt. Denn EVALuna sagt zwar viel über die Zufriedenheit der Studierenden aus. Die muss jedoch nicht zwangsläufig mit der Qualität der Lehre korrespondieren.


    Weitere Informationen:

    http://ms-med.evaluna.net/cgi-bin/evaluna.pl


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

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