Proteine, die normalerweise den Prozess der zellulären Abfallentsorgung steuern, regulieren auch die Geschwindigkeit des Transports innerhalb der Zellen / Neue Studie in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht
Ein Forschungsteam aus dem Labor von Dr. Natalia Kononenko am Exzellenzcluster CECAD für Alternsforschung der Universität zu Köln hat herausgefunden, dass die Autophagie – der Prozess des zellulären Selbstrecyclings oder der Abfallentsorgung – für das Überleben der Nervenzellen in Mäusen entbehrlich ist. Die neuen Erkenntnisse legen nahe, dass die Autophagie tatsächlich eine andere wichtige Funktion erfüllt: Die Proteine, die klassischerweise mit der Abfallbeseitigung in den Zellen assoziiert werden, regulieren die Geschwindigkeit des Stoffaustauschs innerhalb der Zellen. Dieser Transport fließt durch mikroskopisch kleine Hohlröhrchen, sogenannte Mikrotubuli. Der Artikel „Autophagy lipidation machinery regulates axonal microtubule dynamics but is dispensable for survival of mammalian neurons“ ist in der aktuellen Ausgabe von „Nature Communications“ erschienen.
Die Autophagie reinigt die Zellen, indem sie geschädigte Proteine und Organellen, also Zellbereiche mit einer bestimmten Funktion, abbaut und entfernt. Es ist kaum verwunderlich, dass dieser Prozess für langlebige Zellen wie Neuronen besonders wichtig ist, da Neuronen ihre Zellen nicht mehr teilen können (sie sind „post-mitotisch“). Das macht sie besonders anfällig für die Anhäufung defekter Proteine und geschädigter Organellen. In der neuen Studie zeigte das Team um Kononenko, dass die Neuronen im Gehirn der Maus keine Autophagie benötigen, um zu überleben. Stattdessen verwenden diese spezialisierten Zellen Autophagie-Proteine, um den Transport von Molekülen durch die Mikrotubuli zu regulieren, die für das Lernen und Gedächtnis entscheidend sind.
Forschungsergebnisse der letzten zehn Jahre bestätigen, dass die Autophagie für die Regenerierung des Gehirns entscheidend ist. Viele Studien haben eine fehlerhafte Autophagie als eine Ursache neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Huntington identifiziert. In diesem Zusammenhang deutet die nun entdeckte, neue Funktion der Autophagie darauf hin, dass ein therapeutischer Eingriff in die Autophagie-Aktivität bei Patienten nicht nur die Abfallentsorgung im Gehirn fördern kann. Vielmehr könnte er auch die kognitiven Fähigkeiten durch Veränderung der Effizienz des intrazellulären Transportsystems verändern.
Inhaltlicher Kontakt:
Dr. Natalia Kononenko
Exzellenzcluster CECAD für Alternsforschung
+49 221 478-84302
n.kononeko@uni-koeln.de
Presse und Kommunikation:
Jan Voelkel
+49 221 470-2356
j.voelkel@verw.uni-koeln.de
Zur Publikation:
https://www.nature.com/articles/s41467-020-15287-9
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Biologie, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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