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29.04.2020 10:08

Kämpfer mit dem Bronzeschwert suchten Kontakt zum Gegner

Romas Bielke Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Bronze gilt als eine weiche Legierung; Schwertern aus diesem Material wurde bislang häufig nur eine zeremonielle oder statusgebende Rolle zugesprochen. Eine neue Studie des Archäologen Dr. Raphael Hermann von der Universität Göttingen belegt dagegen, dass solche Schwerter widerstandsfähig und kampftauglich waren: Er zeigt, dass bronzezeitliche Schwertkämpfer ganz bewusst den Kontakt zum gegnerischen Schwert suchten und ausgeklügelte Kampftechniken entwickelten, die denjenigen in mittelalterlichen Fechtschulen ähneln. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Journal of Archaeological Method and Theory sowie als Monographie im BAR Verlag erschienen.

    Nr. 57/2020

    Kämpfer mit dem Bronzeschwert suchten Kontakt zum Gegner
    Forschungsteam mit Göttinger Beteiligung entschlüsselt Kampftechniken und -traditionen

    (pug) Bronze gilt als eine weiche Legierung; Schwertern aus diesem Material wurde bislang häufig nur eine zeremonielle oder statusgebende Rolle zugesprochen. Eine neue Studie des Archäologen Dr. Raphael Hermann von der Universität Göttingen belegt dagegen, dass solche Schwerter widerstandsfähig und kampftauglich waren: Er zeigt, dass bronzezeitliche Schwertkämpfer ganz bewusst den Kontakt zum gegnerischen Schwert suchten und ausgeklügelte Kampftechniken entwickelten, die denjenigen in mittelalterlichen Fechtschulen ähneln. Die Studie war Teil des „Bronze Age Combat Projects“ unter der Leitung von Dr. Andrea Dolfini an der Newcastle University. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Journal of Archaeological Method and Theory sowie als Monographie im BAR Verlag erschienen.

    Anhand der Kampfspuren auf originalen Waffen und experimentellen Vergleichsspuren hat das Projektteam rekonstruiert, wie die Schwertkämpfer der Bronzezeit ihre Waffen im Detail einsetzten und wie der Schwertkampf sich im Laufe der Bronzezeit entwickelte. Archäologe Hermann, der heute am Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen forscht, konzipierte für seine Doktorarbeit an der Newcastle University rund 150 Kampfexperimente mit Schwert-, Speer- und Schildrepliken. Außerdem dokumentierte er über 2.500 originale Kampfspuren auf 110 Bronzeschwertern aus Großbritannien und Italien. Die Entdeckung sogenannter diagnostischer Gebrauchsspuren, die jeweils immer nur einer ganz bestimmten Kampftechnik zugeordnet werden, führte zu überraschenden Ergebnissen.

    „Die mittelalterliche Technik des Versetzens, bei dem das gegnerische Schwert mithilfe der eigenen Klinge kontrolliert wird, hinterließ eindeutige Eindellungen der Schneiden, die sich auch auf bronzezeitlichen Schwertern häufig wiederfinden“, erläutert Hermann. „Paraden mit der flachen Seite des Schwertes, wie sie zur Materialschonung mit Eisenschwertern sehr häufig durchgeführt werden, führen hingegen zu einer starken Verbiegung des Bronzeschwertes, und zwar so extrem, dass dieses so gut wie unbrauchbar ist.“ Die zwei häufigsten Kampfspuren belegen zudem eindeutig ein regelmäßiges Aufeinandertreffen von Schwertern und Speeren.

    Statistische Analysen der Kampfspuren, chronologisch angeordnet, deckten eine Vielzahl an Gruppierungen und Mustern auf. Daraus lässt sich das Aufkommen und die Weiterentwicklung ausgefeilter Schwertkampfstile und -traditionen in England und Italien ableiten. „Die Technik des Versetzens zum Beispiel erfordert Expertise und jahrelanges Training“, so Hermann. Mit Beginn der Eisenzeit endet diese Entwicklung, was auf eine tiefgehende Veränderung des Schwertkampfes hindeutet.

    Originalveröffentlichungen:

    Raphael Hermann, Andrea Dolfini, Rachel J. Crellin, Quanyu Wang, Marion Uckelmann. Bronze Age Swordmanship: New Insights from Experiments and Wear Analysis. Journal of Archaeological Method and Theory 2020. https://doi.org/10.1007/s10816-020-09451-0

    Raphael Hermann, Rachel J. Crellin, Marion Uckelmann, Quanyu Wang, Andrea Dolfini. Bronze Age Combat: An Experimental Approach. BAR International Series 2967. British Archaeological Reports 2020. ISBN 9781407355719

    Kontakt:
    Dr. Raphael Hermann
    Georg-August-Universität Göttingen
    Philosophische Fakultät
    Seminar für Ur- und Frühgeschichte
    Nikolausberger Weg 15, 37073 Göttingen
    Telefon (0551) 39-25083
    E-Mail: raphael.hermann@uni-goettingen.de
    Internet: www.uni-goettingen.de/de/599145.html


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Raphael Hermann
    Georg-August-Universität Göttingen
    Seminar für Ur- und Frühgeschichte
    Telefon (0551) 39-25083
    raphael.hermann@uni-goettingen.de
    www.uni-goettingen.de/de/599145.html


    Originalpublikation:

    Raphael Hermann, Andrea Dolfini, Rachel J. Crellin, Quanyu Wang, Marion Uckelmann. Bronze Age Swordmanship: New Insights from Experiments and Wear Analysis. Journal of Archaeological Method and Theory 2020. https://doi.org/10.1007/s10816-020-09451-0

    Raphael Hermann, Rachel J. Crellin, Marion Uckelmann, Quanyu Wang, Andrea Dolfini. Bronze Age Combat: An Experimental Approach. BAR International Series 2967. British Archaeological Reports 2020. ISBN 9781407355719


    Bilder

    Mit Kampfexperimenten erhielten die Forschenden Vergleichsspuren verschiedener Kampftechniken.
    Mit Kampfexperimenten erhielten die Forschenden Vergleichsspuren verschiedener Kampftechniken.
    Foto: Rachel Crellin
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    Replika bronzezeitlicher Schwerter.
    Replika bronzezeitlicher Schwerter.
    Foto: Raphael Hermann
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Mit Kampfexperimenten erhielten die Forschenden Vergleichsspuren verschiedener Kampftechniken.


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    Replika bronzezeitlicher Schwerter.


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