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21.01.2004 17:08

RNA - Katalyse mit und ohne Proteine

Dr. Ralf Breyer Public Relations und Kommunikation
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt (Main)

    Prof. Thomas R. Cech: Rolf-Sammet-Stiftungsgastprofessor 2004 der Aventis Foundation

    FRANKFURT. Eine Zelle muss Tausende von chemischen Reaktionen koordinieren, um leben, wachsen und auf die Umgebung reagieren zu können. Diese chemischen Reaktionen laufen meistens nicht spontan ob, sondern werden von Enzymen dirigiert und beschleunigt (=katalysiert). Als Katalyse bezeichnet man dabei die Initiierung oder Beschleunigung einer Reaktion durch Zugabe oder Einwirkung eines Stoffes (=Katalysator); natürliche Katalysatoren sind beispielsweise Proteine, die als Enzyme bezeichnet werden. Lange Zeit nahm man an, dass nur Proteine solche Katalysatorfunktion besitzen bis Thomas R. Cech herausfand, dass in einigen Fällen auch die Ribonukleotidsäure (RNS) chemische Reaktionen wie ein Enzym katalysieren kann. Für diese weitreichende Entdeckung erhielt er zusammen mit Sidney Altmann 1989 den Nobel-Preis mit der Begründung: "Diese Entdeckung, die eine völlige Überraschung für die Wissenschaftler war, betrifft fundamentale Aspekte der molekularen Grundlage des Lebens. Viele Kapitel in unseren Lehrbüchern müssen [mussten] neu geschrieben werden."

    Die RNS ist somit nicht nur ein passiver Träger der genetischen Information, sondern aktiv und dirigierend in die zelluläre Biochemie involviert, etwa in Form der RNA-Prozessierung und der Proteinsynthese an den Ribosomen, die zu mindest teilweise von der RNA katalysiert wird. Untersuchungen der Funktion der RNA-Katalyse könnten zur Entdeckung bisher unbekannter Mechanismen der biologischen Katalyse führen. Und: RNA-Enzyme (Ribozyme) haben das Potenzial für neue medizinische Wirkstoffe: Ribozyme spalten und zerstören unter Laborbedingungen sehr effizient virale RNA; möglicherweise könnte man somit Viren in Menschen oder Tieren durch Ribozyme unschädlich machen.

    Thomas R. Cech wurde 1947 in Chicago geboren, studierte am Grinnell College und erhielt seinen Doktor in Chemie von der Universität von Kalifornien, Berkeley. Als Postdoktorand war er am MIT, Boston. Seit 1978 ist er Mitglied der Fakultät der Universität von Colorado in Boulder und seit 1988 Wissen- schaftler am Howard Hughes Medical Institut, dessen Präsident er seit 2000 ist. Zusätzlich ist er Professor für Biochemie, Biophysik und Genetik an der Universität von Colorado in Denver. Cech ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA und der Amerikanischen Akademie der Künste und Wissenschaften. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter den Pfizer-Preis für Enzymchemie, den Preis der Nationalen Akademie der Wissenschaften für Molekularbiologie, den Heineken Preis der Holländischen Akademie für Kunst und Wissenschaft, den Lasker Preis und die Nationale Medaille der Wissenschaften.

    Thomas R. Cech ist der diesjährige Rolf-Sammet-Stiftungsgastprofessor. Die Gastprofessur wird von der Rolf-Sammet-Stiftung vergeben; sie wurde anlässlich des 65. Geburtstages des seinerzeitigen Vorstandsvorsitzenden der Hoechst AG, Prof. Rolf Sammet, 1985 ins Leben gerufen und ist heute eine Stiftung der Aventis Foundation. Mit der Gastprofessur sollen Forschung und Lehre der Universität im Bereich der Naturwissenschaften durch auswärtige Wissenschaftler gefördert werden; im Vordergrund stehen interdisziplinäre Themen und Forschungsbereiche. Erster Gastprofessor 1985 war der spätere Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn aus Frankreich, der sich mit 'Supermolekularer Chemie' beschäftigte. Seither sind 22 weitere herausragende Forscherpersönlichkeiten in Frankfurt zu Gast gewesen, darunter die Nobelpreisträger Roald Hoffmann, Berry Sharpless, Ahmend H. Zewail, Manfred Eigen und Günter Blobel.

    Das Programm

    27.1.04, 17 Uhr: Hörsaal B1, Biozentrum, Campus Riedberg
    RNA Enzymes and the Origin of Life
    Das Kopieren der genetischen Information auf der DNS erfordert bei allen zur Zeit lebenden Organismen die Proteinkatalyse. Die frühe Evolution dieser Prozesse führt zwangsläufig zu dem Dilemma, wie Proteine ohne DNS bzw. DNS ohne Proteine vervielfältigt werden konnten. Dies führte zu der Überlegung, dass die präbiotische Welt von RNA-Vervielfältigung und -Katalyse bestimmt war.

    28.1.04, 11 Uhr: Aventis, Industriepark Hoechst, Gebäude H831, Raum C0015
    Chromosome Telomeres: Structure and Function und
    30.1.04, 11 Uhr: Hörsaal B1, Biozentrum, Campus Riedberg
    The End of the Chromosome: Structure and Function
    Thema sind Struktur und Funktion von Telomeren, den natürlichen Enden von linearen Chromosomen. Die freien Enden dieser linearen DNS-Moleküle sind schwierig zu replizieren, da die Polymerasen aus- schließlich in 5`-3`-Richtung arbeiten. Neuste strukturelle Untersuchungen lassen darauf schließen, dass die DNS in diesem Bereich viele große, doppelsträngige Schleifen ausbildet.

    28.1.04, 17.00 Uhr: Hörsaal B1, Biozentrum, Campus Riedberg
    DNA Replication at the End of the Chromosome: RNA meets Protein
    Telomerase ist ein Schlüsselenzym und für die Replikation von linearen Chromosomen, wie sie in menschlichen Zellen vorkommen, verantwortlich. Fehlen wird mit zellulärem Altern und Reaktivierung mit beschleunigter Tumorgenese in Verbindung gebracht. Die Arbeitsgruppe von Prof. Cech identifizierte kürzlich die katalytisch aktive Proteinuntereinheit der Telomerase. Besonders interessant: die essenziellen Komponenten bestehen sowohl aus RNS wie auch Proteinen.

    29.1.04, 18 Uhr; Hörsaal 2 der Medizin, Haus 23, Uni-Klinikum Interdisciplinary Science for the 21st Century: The Howard Hughes Medical Institute
    Das Howard Hughes Medical Institut (HHMI), 1953 von dem Flugzeug-Industriellen Howard R. Hughes, Jr gegründet, ist eine wissenschaftlich-philanthropische Organisation, die medizinische Grundlagenforschung betreibt. Das HHMI arbeitet durch kooperative Forschungsverträge mit US-Universitäten und anderen US-Forschungseinrichtungen. Mehr als 300 Wissenschaftler forschen im Rahmen dieser Verträge an verschiedenen Universitäten in den USA. Zusätzlich unterstützt das HHMI mit Geldern die wissenschaftliche Ausbildung in den USA von der Grundschule bis zum Postdoktoranden. Es fördert weiterhin finanziell biomedizinische Forschung in Zentral- and Ost-Europa, Russland, Süd-Amerika, Mexiko and Kanada. Das HHMI hat ein Finanzvolumen von 11.4 Milliarden US-$.

    Informationen: Prof. Thomas F. Prisner, Tel.: 069 / 79829449; E-Mail: prisner@chemie.uni-frankfurt.de; PD Dr. Olav Schiemann, Tel.: 069 / 79829786; E-Mail: o.schiemann@chemie.uni-frankfurt.de

    RNA-Catalysis with and without Proteins

    Wann?
    27.1. bis 30.1.2004

    Wo?
    Hörsaal B1, Biozentrum, Campus Riedberg
    Hörsaal 2, Klinikum, Haus 23
    Aventis, Industriepark Hoechst, Gebäude H831, Raum C0015

    Vortragssprache ist Englisch!


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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