Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) an der Goethe-Universität legt Indikatoren zur Einschätzung der Auswirkungen der Corona-Krise auf die regionalen Arbeitsmärkte in Hessen vor.
Durch die Berichterstattung in den Medien konnte in den vergangenen Wochen leicht der Eindruck entstehen, dass Kurzarbeit ein sehr weitverbreitetes Phänomen sei. Doch dies entspricht zumindest in Hessen nicht ganz der Realität, wie die heute vorgelegten Daten des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) zeigen.
Nur für ein knappes Drittel der Beschäftigten in Hessen ist von März bis Mai 2020 Kurzarbeit angemeldet worden, wobei es zwischen den Regionen große Unterschiede gibt: Während in der Stadt Darmstadt nur für einen von fünf Beschäftigten eine Meldung zur Kurzarbeit gemacht wurde, trifft dies im Kreis Groß-Gerau auf jeden zweiten Beschäftigten zu. „Dies liegt daran, dass die einzelnen Wirtschaftszweige in unterschiedlichem Maße von Kurzarbeit betroffen sind“, sagt Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK), eines Zentrums der Goethe-Universität, das nun den Regionaldatenreport veröffentlicht hat.
Zwischen den Wirtschaftszweigen gibt es große Unterschiede: Während im Gastgewerbe von März bis Mai 2020 für 91 Prozent der Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet wurde, waren in der Logistik sowie im verarbeitenden Gewerbe jeweils rund die Hälfte der Beschäftigten davon betroffen. Hingegen trifft dies in der öffentlichen Verwaltung nur auf 3 Prozent der Beschäftigten und im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen auf 4 Prozent zu. In den Kreisen und kreisfreien Städten Hessens, wo jene Wirtschaftszweige, die stark von Kurzarbeit betroffen sind, dominieren, ist der Anteil an Kurzarbeit entsprechend hoch. Der zeitliche Peak der Anmeldungen von Kurzarbeit war im April 2020. Im Mai war das wirtschaftliche Geschehen offenbar wieder so weit in Gang gekommen, dass nur noch 4 Prozent der Betriebe in Hessen Kurzarbeit angemeldet hatten.
Ein ähnlicher Befund zeigt sich im Mai 2020 auch bei den Personen, die sich arbeitslos gemeldet haben. Im Vergleich zum Vormonat war deren Zahl deutlich rückläufig, nämlich insgesamt um 21 Prozent. Besonders stark ist dieser Trend in den meisten Kreisen und kreisfreien Städten zu beobachten. „Dies ist zunächst ein hoffnungsvolles Signal“, meint Oliver Lauxen, Leiter der Studie im IWAK. Allerdings seien die absoluten Zahlen deutlich höher als im Vorjahr, und im Vergleich zu 2019 seien auch weniger arbeitslose Menschen wieder in Beschäftigung gekommen. Insofern gebe es sicherlich Handlungsbedarf. Wichtig sei, dass im Mai die Rekrutierung bei den Betrieben wieder stärker angelaufen sei. Während im April 2020 die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten offenen Arbeitsstellen noch um 52 Prozent unter den Vorjahreswerten lagen, schließt sich die Schere im Mai im Vergleich zu 2019 und liegt nur noch bei 39 Prozent. Dies sind dem IWAK zufolge Zeichen, dass sich die Lage leicht entspannt.
Dies gilt allerdings noch nicht für den Ausbildungsbereich. Im Mai 2020 sind 9 Prozent weniger Berufsausbildungsstellen bereits besetzt, als dies zur gleichen Zeit im Vorjahr der Fall war. Im April 2020 lag der Abstand zum Vorjahr noch bei 7 Prozent, die Lücke wächst hier also, wobei die Unterschiede zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten sehr groß sind. Während im Kreis Darmstadt-Dieburg im Mai 2020 noch 27 Prozent weniger Ausbildungsstellen besetzt waren als im Vorjahr, stellt sich die gegenteilige Lage im Wetteraukreis, im Vogelsbergkreis und im Kreis Groß-Gerau dar. Dort sind im Mai 2020 schon mehr Ausbildungsstellen besetzt als zum gleichen Zeitpunkt in 2019.
„Wir sehen in den Daten erste Signale, dass immer größere Teile der Wirtschaft in Hessen langsam wieder Fahrt aufnehmen“, so Larsen weiter. „Die Kurzarbeit und die Arbeitslosigkeit hatten bisher im April ihren Peak erreicht, und die Dynamik ist im Mai deutlich zurückgegangen. Die Zurückhaltung der Betriebe bei der Besetzung offener Stellen scheint abzunehmen. Die Ausbildung bleibt allerdings ein Sorgenkind, das besonderer Aufmerksamkeit bedarf. Allerdings ist hier eine regional differenzierte Betrachtung wichtig“, sagt Christa Larsen.
Das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Goethe-Universität unterstützt seit vielen Jahren die Akteure in Arbeitsmarkt und Wirtschaft in Hessen regelmäßig mit Daten, um Transparenz und Orientierung zu schaffen. Die Darstellung der regionalen Unterschiede nimmt dabei einen großen Stellenwert ein. Der hier vorgelegt IWAK-Regionaldatenreport ist auf Wunsch vieler Akteure aus regionaler Wirtschaft und Arbeitsmarkt nach einem kontinuierlichen Monitoring der Lage entstanden.
„Wir knüpfen dabei an die in vielen Bereichen gute Kooperation zwischen Hochschule und Wirtschaft in Hessen an“, stellt Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz fest, der an der Goethe-Universität für die „Third Mission“ zuständig ist – also für das Zusammenwirken von Wissenschaft und Gesellschaft und Wirtschaft.
Von jetzt an plant das IWAK monatliche Berichte, die zeitnahe Einblicke in die Entwicklungen vor Ort, aber auch auf Landesebene ermöglichen. Dafür steht das Institut in kontinuierlichem Austausch mit den Nutzenden, so dass der bedarfsorientierte Einbezug weiterer Indikatoren möglich ist. Anfang Juli 2020 soll der nächste Bericht mit einem Schwerpunkt auf dem Thema Arbeitslosigkeit vorgelegt werden.
Informationen: Dr, Christa Larsen, Geschäftsführerin des IWAK, Telefon: 069 798 22152, Mail. C.Larsen@em.uni-frankfurt.de, www.iwak-frankfurt.de. Ein Abonnement des monatlichen Berichts erhalten Sie auf E-Mail-Anfrage bei Christa Larsen. Den aktuellen Bericht zum Download finden Sie unter:
http://www.iwak-frankfurt.de/wp-content/uploads/2020/06/IWAK_Regionaldatenreport...
Informationen: Dr. Christa Larsen, Geschäftsführerin des IWAK, Telefon: 069 798 22152, Mail. C.Larsen@em.uni-frankfurt.de, www.iwak-frankfurt.de. Ein Abonnement des monatlichen Berichts erhalten Sie auf E-Mail-Anfrage bei Christa Larsen.
Den aktuellen Bericht zum Download finden Sie unter:
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Deutsch
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