Dr. Nils Jannsen (https://www.ifw-kiel.de/de/experten/ifw/nils-jannsen/), Federführung deutsche Konjunktur am IfW Kiel, kommentiert die aktuellen Zahlen zur Industrieproduktion vom Statistischen Bundesamt:
„Die deutsche Wirtschaft ist auf Erholungskurs. Nach dem konjunkturellen Zwischenspurt in den Sommermonaten wird die weitere Erholung aber wohl deutlich mühseliger werden. Nachdem die Industrieproduktion ihren Tiefpunkt im April erreicht hatte, ist sie nun mit einem Plus von 11,1 Prozent im Juni den zweiten Monat in Folge deutlich aufwärtsgerichtet. Die Frühindikatoren deuten darauf hin, dass sich diese recht kräftige Erholung zunächst fortsetzen wird. So legten die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe zuletzt um fast 30 Prozent zu. Insgesamt dürfte das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal kräftig steigen. Gleichwohl wird die wirtschaftliche Aktivität dann noch spürbar unter dem Vorkrisenniveau liegen und die Erholung wohl an Tempo einbüßen.
Denn der recht kräftige Anstieg der Wirtschaftsleistung seit dem April speiste sich vor allem daraus, dass die Pandemie in Deutschland und in vielen anderen Ländern erfolgreich eingedämmt werden konnte. In der Folge wurden die gesundheitspolitischen Maßnahmen gelockert, und die Verunsicherung der Konsumenten und Unternehmen nahm ab, so dass der wirtschaftliche Einbruch zum Teil rasch aufgeholt werden konnte. Allerdings werden weiterhin viele Branchen durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie belastet, ohne dass eine rasche Besserung in Sicht ist. Auch wird die Unsicherheit über den weiteren Fortgang der Pandemie die Unternehmensinvestitionen wohl noch geraume Zeit dämpfen. Dabei wird das Exportgeschäft die Achillesferse der Erholung bleiben. Viele wichtige Abnehmerländer sind durch die Pandemie wirtschaftlich noch stärker betroffen als Deutschland. In einigen großen Wirtschaftsregionen konnte die Pandemie zudem bislang weniger erfolgreich eingedämmt werden, oder es deutet sich ein Wiederaufflammen an. Dies zeigt sich auch in den Auftragseingängen aus dem Ausland, die sich bislang deutlich schwächer entwickelt haben als die aus dem Inland.
Dr. Nils Jannsen
Prognosezentrum
+49 431 8814-298
nils.jannsen@ifw.kiel.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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