idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
02.02.2004 11:05

Die Rathauslaube in Köln. Architektur und Antikerezeption

Eva Faresin Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    19 /2004 (Kirgus)

    Die Rathauslaube in Köln. Architektur und Antikerezeption
    Köln-Preis für Dr. Isabelle Kirgus

    Die im 16. Jahrhundert entstandene Kölner Rathauslaube ist nicht nur seltenes Zeugnis der Renaissancebaukunst in der einstigen freien Reichsstadt, sie spiegelt zugleich einen wichtigen kulturhistorischen Abschnitt wider. Eine Deutung des Bildprogramms sowie die auf Quellenmaterial basierende ausführliche Baugeschichte und die Rekonstruktion der originalen Baugestalt sind Inhalt der Dissertation "Die Rathauslaube in Köln 1569-1573. Architektur und Antikerezeption" von Dr. Isabelle Kirgus, die sie in der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts erstellte. Betreut wurde die Arbeit von Professor Dr. Dr. Günther Binding. Für die Arbeit erhielt Dr. Kirgus das Paul Clemen-Stipendium; am heutigen Montag wird sie auch mit dem Köln-Preis ausgezeichnet (siehe unsere Presse-Information Nr. 18/2004).

    Die Rathauslaube gilt als das bedeutendste öffentliche Kölner Bauwerk der Renaissance. Bisher war seine Entstehungs- und Baugeschichte sowie seine Deutung und Einordnung nur unzureichend bearbeitet worden. Die Studie von Dr. Kirgus schließt diese Lücke durch gründliche Quellenforschung und Archivarbeit. Sie bezieht nicht nur die unmittelbar bauhistorischen Quellen in die Untersuchung ein, sondern auch Materialien wie die Kaisermedaillons, alte Inschriften und die Kölner Antikensammler.

    Köln war - neben Augsburg, Regensburg oder Basel - einer der großen bedeutenden Städte des Heiligen Römischen Reichs, die auf eine römische Gründung zurückgehen. Im 16. Jahrhundert setzte die historische Auseinandersetzung mit der antiken Gründung, der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, ein. Die Begeisterung für die Antike erfaßte auch gelehrte Mitglieder des städtischen Rates, Bürgermeister wie Ratsherren. Das Wissen um die eigene Geschichte, aber auch die Kenntnisse aus hoch spezialisierten Publikationen, etwa den Säulen- und Münzbüchern, wirkten auf die Formgebung der Rathauslaube ein, die somit ihrerseits auf subtile Weise eine politische Aussage intendiert. Die Rathauslaube ist zugleich auch ein Monument der Machtdemonstration des bürgerlichen Rates, das den freien Status der Stadtgemeinde betont und sich damit vor allem gegen den Kölner Erzbischof richtet, der trotz seiner Verdrängung aus der Stadt Köln im 13. Jahrhundert auch während des 16. Jahrhunderts noch Rechte in der Stadt zu behaupten suchte. Mit der Visualisierung des Freiheitskampfes am repräsentativsten Bauwerk der Kommune, der durch das Relief des Grin-Kampfes verkörpert wird, wurde der Status quo Kölns besiegelt, eine freie reichsunmittelbare Stadt zu sein. Dem in der lokalhistorischen Tradition fest verankerten Grin-Kampf kam in Verbindung mit den alttestamentarischen Löwenkämpfen eine überzeitliche Bedeutung zu, die die Inkorporierung von Freiheit und Unabhängigkeit in das politische Bewußtsein der Stadt bedeutete.

    Die Stadt Köln war um 1570 auf dem Höhepunkt ihres Ansehens und stand als Reichsstadt in allen reichspolitisch bedeutsamen Positionen, etwa bei Reichs-, Städte- und Kreistagen an erster Stelle. Auch bei der Krönung Maximilians II. zum römischen König verdeutlichte Köln seinen Anspruch auf den ersten Sitz in der Reihe der Reichsstädte. Aus dem Schriftverkehr der stadtkölnischen Kanzlei der 1570er Jahre wird deutlich, daß von Seiten des Stadtregiments keine Möglichkeit ausgelassen wurde, die Reichszugehörigkeit und Reichsunmittelbarkeit Kölns zu betonen. Bereits im frühen 12. Jahrhundert errichteten die reichen Kölner an der Stelle, auf der heute noch das Rathaus steht, das erste Rathaus auf deutschem Boden. Nach der Revolution des Jahres 1396 baute man stolz den Rathaussturm. Die Rathauslaube wurde in den Jahren 1569 bis 1573 nach einem Entwurf des Niederländers Cornelis Floris durch Wilhelm Vernukken errichtet. Von hier aus verkündete der Rat den Bürgern seine Beschlüsse.

    In ihrer Gesamtheit läßt sich die frühneuzeitliche Kölner Rathauslaube nach Auffassung von Dr. Kirgus mit keinem anderem Bauwerk der Zeit vergleichen, denn sie repräsentiert das sehr individuelle und durch die Verhältnisse des Ortes bestimmte Geschichtsverständnis, wenn nicht des Kölner Stadtbürgertums insgesamt, so doch von einem elitären Teil von ihm, den Bürgermeistern und dem Rat.

    (49 Zeilen à 60 Anschläge)
    Verantwortlich: Eva Faresin

    Für Rückfragen steht Ihnen Dr. Isabelle Kirgus unter der Telefonnummer 0173/ 73.38.167 und unter der Email-Adresse IsaKirgus@web.de zur Verfügung.

    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web unter http://www.uni-koeln.de/pi/.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).