Für Leipziger Philosophen rückt Kants Aktualität in den Mittelpunkt/Zum 200. Todestag des großen Denkers am 12. Februar 2004
Die Philosophen der Universität Leipzig setzen 200 Jahre nach dem Tod Immanuel Kants (22. April 1724 - 12. Februar 1804) in Forschung und Lehre mehr denn je auf "den größten Philosophen der Moderne". "Was von der Antike bis in die Neuzeit Platon war, ist für die Philosophie der Gegenwart Kant", sagt Prof. Dr. Pirmin Stekeler-Weithofer, Direktor des Instituts für Philosophie. Die wichtigsten Anstöße Kants seien bis heute aktuell, zum Beispiel die Verbindung von Religionskritik, autonomem Verständnis einer durch Wissenschaft und Technik geprägten Welt und einer politischen Theorie des Friedens.
"Die Friedenssicherung durch ein weltliches Rechtssystem internationaler Institutionen und die Trennung zwischen geistlichen und weltlichen Politikambitionen, wie sie seit dem Irak-Krieg thematisiert werden, wurde schon von Kant postuliert", sagt Stekeler-Weithofer. Viele uralte Fragen der Menschheit seien von dem deutschen Aufklärer mit schärfstem Verstand neu beantwortet worden - und sein Ansatz ist bis heute nicht veraltet. "In einzelnen Punkten sind wir allerdings viel skeptischer", so Stekeler-Weithofer. So würden zum Beispiel Kriege heute nicht mehr als Motor zur Entwicklung der Gesellschaft betrachtet.
Die häufige Reduzierung des Lebenswerkes Kants auf den Kategorischen Imperativ hält der Leipziger Wissenschaftler für viel zu kurz gegriffen. Das wichtigste Werk Kants, des "Alleszermalmers", bleibt die 1781 veröffentlichte "Kritik der reinen Vernunft". "Wer die verstanden hat, weiß: Einfach an Gott zu glauben, ist kindlich. Auf die Wissenschaft zu setzen, ist immer noch bloß jugendlich. Nach Kant soll der Mensch nicht auf irgendeinen Glauben setzen, sondern auf Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung", sagt Stekeler-Weithofer. Weil es dabei aber noch viele offene Fragen der Auslegung und Weiterentwicklung Kants gebe, rückt Kant nicht nur in Leipzig, sondern gerade auch in der englischsprachigen Philosophie mehr und mehr in den Mittelpunkt der Forscherarbeit. tdh
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Pirmin Stekeler-Weithofer
Telefon: 0341 - 97 35821
E-Mail: stekeler@uni-leipzig.de
www.uni-leipzig.de/~philos/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
überregional
Forschungsprojekte, Studium und Lehre
Deutsch
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