Flexibles Verhalten ist ein grundlegender Bestandteil des alltäglichen Lebens. Es erfordert, dass wir durch Erfahrung lernen, um Entscheidungen zu treffen und Reaktionen anzupassen, wenn sich das Feedback ändert. Bei Autismus kann es Schwierigkeiten beim Erlernen flexiblen Verhaltens geben. Aber werden Lernstrategien eher vom Entwicklungsstadium oder von diagnostischen Unterschieden geleitet? Ein internationales Team von Wissenschafter*innen um Lei Zhang von der Universität Wien hat diese Frage untersucht und konnte feststellen, dass Lernmechanismen eher mit Entwicklungsstadien zusammenhängen. Ihre Ergebnisse erscheinen aktuell in "PLOS Biology".
Flexibles Verhalten ist für die alltägliche Entscheidungsfindung von zentraler Bedeutung und spielt auch bei einer Reihe von entwicklungsneurologischen und neuropsychiatrischen Erkrankungen, so auch bei Autismus, eine wichtige Rolle. In unseren alltäglichen Interaktionen mit der Welt müssen wir aus Feedback lernen, uns anzupassen und auch, wann wir es ignorieren sollten.
Ein reduziertes flexibles Verhalten wird als Grundlage für Kernmerkmale eingeschränkter, repetitiver Verhaltensweisen bei Autismus, wie z.B. dem Beharren auf Gleichheit, angenommen.
Bei Autismus werden Veränderungen oft als besonders schwierig empfunden und können Stress verursachen.
Für die aktuelle Studie wendeten Daisy Crawley vom King’s College London und der Neurowissenschafter Lei Zhang von der Universität Wien eigene Computermodelle mit Daten einer großen Stichprobe an, um flexibles Verhalten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit und ohne Autismus zu untersuchen – mit dem Ziel, ein besseres Verständnis der vorherrschenden Lernstrategien zu erlangen. "Wir haben uns angesehen, welche Rolle die Entwicklung beim Erlernen flexiblen Verhaltens spielt und wie diese mit Unterschieden oder Schwierigkeiten zusammenhängt. Dazu haben wir das flexible Verhalten verschiedener Altersgruppen und von Personen mit und ohne Autismus untersucht", erklärt Zhang.
Geringeres flexibles Verhalten bei Autismus durch weniger optimales Lernen
Das Forschungsteam konnte anhand einer gut etablierten Lernaufgabe feststellen, dass flexibles Verhalten in der Autismusgruppe im Vergleich zu den Personen mit typischer Entwicklung reduziert war, was sich in beharrlicherem Verhalten und einer geringeren Feedback-Sensitivität zeigte.
Des Weiteren unterschieden sich die dominanten Lernmechanismen, die dem flexiblen Verhalten zugrunde liegen, in den verschiedenen Entwicklungsstadien, nicht aber zwischen den diagnostischen Gruppen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass dominante Lernmechanismen eher mit Entwicklungsstadien als mit diagnostischen Unterschieden zusammenhängen. "Das lässt den Schluss zu, dass Lernstrategien bei Autismus vielleicht nicht per se atypisch sein müssen, dass aber Individuen mit Autismus größere Schwierigkeiten beim Erlernen flexiblen Verhaltens haben, weil sowohl das Erlernen markanter Veränderungen als auch das Lernen, Feedback zu ignorieren, erforderlich ist", so Zhang. Notwendig sei daher ein entwicklungsbezogener Rahmen bei der Untersuchung von flexiblem Verhalten.
"Unsere Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit der Lernmechanismen. Die Computermodelle zeigen Unterschiede und nicht nur Defizite auf, was eine wichtige Botschaft für die zukünftige Forschung und auch für die Entwicklung von Interventionen ist", schließt Zhang.
Publikation in "PLOS Biology":
Crawley D, Zhang L, et al. (2020) Modeling flexible behavior in childhood to adulthood shows age-dependent learning mechanisms and less optimal learning in autism in each age group. PLoS Biol 18(10): e3000908.
DOI: 10.1371/journal.pbio.3000908
Dr. rer. biol. hum. Lei Zhang, MSc
Institut für Psychologie der Kognition, Emotion und Methoden
Universität Wien
1010 - Wien, Liebiggasse 5
+43-1-4277-47183
lei.zhang@univie.ac.at
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Medizin, Psychologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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