Einige Länder erachten Migration nach zuvor gesellschaftlich vereinbarten Regeln als selbstverständlich, andere wiederum sind dabei, solche Regeln zu etablieren und streiten sich über den Umgang mit Geflüchteten. Die Fluchtforschung ist eine wissenschaftliche Disziplin, welche unter anderem die Politik bei Entscheidungen unterstützt. Wie der Wissensaustausch zwischen Forschung und Praxis funktionieren kann, zeigt nun das Buch „Wissensmobilisierung und Transfer in der Fluchtforschung – Kommunikation, Beratung und gemeinsames Forschungshandeln“. Herausgeberin ist unter anderem Professorin Karin Zimmer von der Universität Vechta. Der Download des Buches ist kostenfrei: www.waxmann.com/buch4237
„Die Fluchtforschung ist ein großes Feld, zu dem viele verschiedene akademische Disziplinen beitragen“, erklärt Karin Zimmer. „Themen sind alle Aspekte der Flucht, des Schutzes von Geflüchteten, der Aufnahme und des Asyls in sicherer Umgebung, der Lebensbedingungen und der gesellschaftlichen Teilhabe von Geflüchteten“, ergänzt die Universitätsprofessorin für empirische Bildungsforschung.
„Eine Aufgabe der Fluchtforschung – wie auch anderer Bereiche der Wissenschaft – ist es, sich gesellschaftlich relevanter Herausforderungen anzunehmen und konzeptuelle wie empirische Informationen bereitzustellen.“ Im Bildungsbereich wurde zum Beispiel die Studie „Refugees in the German Educational System – ReGES“, aufgesetzt, welche Verwaltung und Politik Informationen über die individuellen Bildungsverläufe von geflüchteten Kindern und Jugendlichen und ihre strukturelle, kulturelle, soziale und emotionale Integration in die aufnehmende Gesellschaft bereitstellt. Damit kann die Wissenschaft die Entscheidungstragenden und Handelnden bei der Lösung dieser Probleme unterstützen. „Wie dies gelingt und wie dies beständig verbessert werden kann, ist eine Frage des Transfers. Also: Unterstützung, um besser entscheiden und handeln zu können“, fasst es Zimmer zusammen. Der Wissensfluss ist aber nicht einseitig; eher im Sinne eines gemeinsamen Forschungshandelns zu sehen: „Was besonders drängende Fragen sind, wissen die in der Praxis Handelnden am besten und können dazu beitragen, dass die besonders wichtigen und drängenden Themen identifiziert und von Anfang an so beforscht werden, dass die wissenschaftlichen Ergebnisse der Forschung möglichst nahtlos allen Akteursgruppen zur Verfügung stehen und Eingang ins alltägliche Handeln finden“, sagt die Professorin. „Wobei nicht spezifiziert wird, was mit Praxis gemeint ist.“ Menschen, die unter diesem Begriff zusammengefasst werden, seien keine homogene Gruppe. Diese bestünde aus einer Vielzahl von Akteuren, die „ihre eigene Erfahrung einbringen und gemäß ihrer Aufgabe und ihres Selbstverständnisses zur Lösung von Problemen nutzen“. Das Wissen stünde den Forscher*innen häufig nicht zur Verfügung, sei aber essentiell, um konkrete Probleme anzugehen und zu lösen. „Also: Unterstützung aus der Praxis, um besser forschen und damit zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beitragen zu können“, erklärt Zimmer. Wie wichtig und hilfreich solche Wissenschafts-Praxis-Kooperationen sind, wird besonders in krisenhaften Situationen deutlich. Ein Beispiel ist das sogenannte „Reallabor Asylsuchende“ in der Rhein-Neckar-Region, das Forschende, Kommunen und zahlreiche zivilgesellschaftliche Akteure zusammengebracht hat, um die nachhaltige gesellschaftliche Integration zu befördern.
Professorin Karin Zimmer
Karin Zimmer ist Professorin für Empirische Bildungsforschung an der Fakultät für Bildungs- und Gesellschaftswissenschaften der Universität Vechta. Unter anderem arbeitete sie für PISA Deutschland am Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik IPN in Kiel und in der Folge als leitende Analystin des Programme for International Student Assessment PISA bei der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD in Paris. Außerdem war sie am DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation tätig, wo sie den nationalen Bildungsbericht koordinierte. Ihre aktuellen Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf Methoden der Forschungssynthese, den Evidenztransfer und die Forschungszusammenarbeit zur Integration von Geflüchteten in Kanada und Deutschland.
Integration CAN-D
Das mit kanadischen Kooperationspartnern durchgeführte Projekt zur Forschungszusammenarbeit bei der Integration von Geflüchteten (https://www.uni-vechta.de/erziehungswissenschaften/empirische-bildungsforschung/...) beschäftigt sich vor allem mit dem Ankommen und der Aufnahme: mit seinen ökonomischen, sozialen und politischen Aspekten; mit (Grund-)Bildung allgemein und dem Erwerb der Sprache des Aufnahmelandes, mit Gesundheit und Wohlbefinden, Menschenrechten, kulturellen Aspekten und Stigmatisierung, sowie mit Fragen von Sicherheit und Gewalt. In der Fluchtforschung in Kanada ist diese Art des Transfers weiter verbreitet als in Deutschland – Wissensmobilisierung ist ein integraler Bestandteil von Forschungsprojekten von Anfang an und gehört ganz selbstverständlich auch ins Portfolio aller erfolgreichen Wissenschaftler*innen. Beispiele für Wissensmobilisierung in der kanadischen Fluchtforschung bietet ebenfalls der Band: www.waxmann.com/buch4237.
Die englischsprachigen Beiträge der kanadischen Kooperationspartner*innen sind zudem open-access in deutscher Übertragung über das VET Repository des Bundesinstituts für Berufsbildung verfügbar (https://www.bibb.de/vet-repository/WIssensmobilisierung-Kanada ).
karin.zimmer@uni-vechta.de
http://www.waxmann.com/buch4237 Buch zum kostenfreien Download
Prof.in. Dr.in Karin Zimmer
fotorismus für Leibniz Bildungspotenziale
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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