FAU-Forscher untersuchen, wie sie Studierende einfach unterstützen können
Mit dem Wintersemester sind viele Studierende bereits in ihr zweites „Corona-Semester“ gestartet, in dem sie weitgehend online unterrichtet werden. Häufig leidet im „Homeoffice“ die Motivation und es fehlt an Struktur im Alltag. Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) zeigen nun in einer weltweit einzigartigen Studie, dass Mentoring-Programme diese Probleme mildern und Studierende in einem Online-Semester erfolgreicher machen können.
Im Rahmen der Studie entwickelten die Forscher um Prof. Dr. Johannes Rincke, Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftspolitik, im Sommersemester 2020 ein Mentoring-Programm für Studierende des Bachelorstudiengangs Wirtschaftswissenschaften am Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der FAU in Nürnberg. Die Wissenschaftler engagierten Studierende in höheren Semestern und schulten sie als Mentorinnen und Mentoren. Dabei ging es nicht darum, andere Studierende fachlich zu unterstützen, sondern um Hilfe bei der Strukturierung und Selbstorganisation im studentischen „Homeoffice“. Anschließend boten die Forscher zufällig ausgewählten Studierenden im zweiten Studiensemester an, sich für das Mentoring-Programm zu registrieren, und verglichen diese Studierenden mit solchen, die diese Möglichkeit nicht bekommen hatten.
Die Studie mit etwa 700 Studierenden ergab, dass ein Programm bestehend aus nur fünf virtuellen Treffen mit einer Mentorin oder einem Mentor die Aussichten von Studierenden in einem Online-Semester deutlich verbessern kann. Eine Befragung der Studierenden zeigte, dass diese dank des Mentorings deutlich motivierter waren, sich regelmäßiger mit den Inhalten des Studiums befassten und eher überzeugt waren, dass ihr Einsatz für das Studium insgesamt ausreichend ist. Die positiven Effekte des Mentoring-Programms schlugen sich aber nicht nur in Befragungen nieder, sondern verbesserten auch die Studienleistungen. So meldeten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Mentoring-Programms nach Ende der Vorlesungszeit zu mehr Prüfungen an.
Überraschend ist der Befund, dass leistungsstarke Studierende am meisten von dem Programm profitierten. Studierende, die im Wintersemester vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie zum erfolgreichsten Drittel in ihrer Studienkohorte gehörten, schlossen durch die Unterstützung ihrer Mentorinnen und Mentoren unter Corona-Bedingungen mehr als ein zusätzliches Modul ab (plus 6 ECTS). Im Ergebnis führte das Mentoring in der Gruppe der leistungsstarken Studierenden dazu, dass diese viel erfolgreicher waren als ohne diese Begleitung: Die Wahrscheinlichkeit, nach dem ersten Studienjahr alle vorgesehenen Prüfungen bestanden zu haben, stieg durch das Programm von 52 auf 61 Prozent. Bei weniger leistungsstarken Studierenden waren ebenfalls positive Effekte erkennbar. Diese lagen aber im Bereich der statistischen Unschärfe, so dass die Autoren der Studie keine verlässlichen Aussagen darüber machen können, ob und wie sehr schwächere Studierende von einem Mentoring profitieren.
Die FAU-Forscher zeigen mit ihrer Studie einen einfachen und vor allem sehr kostengünstigen Weg auf, wie Online-Lehre an Universitäten erfolgreich gestaltet werden kann: Ein Platz in dem von den Wissenschaftlern entwickelten Programm kostete die FAU lediglich etwa 60 Euro pro Semester.
Das erfolgreiche Mentoring-Programm ist aber nur der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Studien der FAU-Forscher zu der Frage, wie Universitäten ihre Studierenden erfolgreicher machen können. Für dieses Forschungsprogramm konnte das Team um Prof. Rincke nun umfangreiche Mittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Höhe von 250.000 Euro für drei Jahre einwerben. Mit diesen Mitteln finanzieren die Forscher derzeit unter anderem eine Umfrage unter Studienanfängerinnen und -anfängern an der FAU. Langfristiges Ziel der Untersuchung ist, die Häufigkeit von Studienabbrüchen zu verringern und die Berufsaussichten von Studierenden weiter zu verbessern.
Link zur Studie:
https://www.wirtschaftspolitik.rw.uni-erlangen.de/research/hnr_onlinementoring.p...
Ansprechpartner für Medien:
David Hardt
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik
david.hardt@fau.de
Prof. Dr. Markus Nagler
Juniorprofessur für Quantitative Labor Economics
markus.nagler@fau.de
Prof. Dr. Johannes Rincke
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik
johannes.rincke@fau.de
David Hardt
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik
david.hardt@fau.de
Prof. Dr. Markus Nagler
Juniorprofessur für Quantitative Labor Economics
markus.nagler@fau.de
Prof. Dr. Johannes Rincke
Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik
johannes.rincke@fau.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Pädagogik / Bildung, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).