idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
10.12.2020 09:04

Staatliche Überwachung: Hohe Akzeptanz bei guter Begründung

Dr. Thomas Wittek Ressort Presse - Stabsstelle des Rektorats
Universität Duisburg-Essen

    Unter welchen Umständen befürworten Bürgerinnen und Bürger staatliche Überwachung? Dieser Frage gehen der Politikwissenschaftler Dr. Conrad Ziller von der Universität Duisburg-Essen (UDE) und sein Mannheimer Kollege Prof. Dr. Marc Helbling in einer aktuellen Studie nach. Die renommierte Zeitschrift European Journal of Political Research berichtet über die Ergebnisse.

    Die Möglichkeit der staatlichen Überwachung der Bevölkerung hat durch die Digitalisierung enorm zugenommen. Die Einführung des chinesischen Social-Credit-Systems ist ein Beispiel dafür. Hierzulande wird die Sammlung von Daten durch die Coronakrise und die Frage der Nachverfolgbarkeit von Kontakten erneut diskutiert. Unter welchen Umständen und in welchem Ausmaß Menschen staatliche Überwachung akzeptieren, wurde bislang jedoch kaum systematisch untersucht. Vermutet wird: Flächendeckende Überwachung mittels moderner Bewegungs- und Gesichtserkennung stößt in westlichen Demokratien auf Widerspruch. Sie könnte längerfristig das Vertrauen in politische Entscheidungsträger und Institutionen erodieren lassen.

    Die Politikwissenschaftler Conrad Ziller und Marc Helbling zeigen nun, dass ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland, Großbritannien, Spanien und Frankreich unter bestimmten Bedingungen eine weitreichende staatliche Überwachung mittels Gesichts- und Bewegungserkennung durchaus befürwortet – je nach Begründung der vorgeschlagenen Maßnahmen. Zielen sie auf potenzielle Kriminelle und Terroristen anstatt auf die Gesamtbevölkerung ab, werden sie eher befürwortet, gibt es Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit, werden sie deutlicher abgelehnt. „Der Hinweis auf in den vergangenen Jahren verübte Terroranschläge lässt die Zustimmung dagegen stark steigen“, so Conrad Ziller vom Lehrstuhl für Empirische Politikwissenschaft an der UDE.

    Für ihre Studie führten die Wissenschaftler ein Umfrageexperiment unter einer repräsentativen Auswahl an Einwohnern der vier Ländern durch. „Wir konnten zeigen, dass die Einstellungen der Menschen dabei tatsächlich sehr ähnlich waren“, so Ziller. Was verwundert, da sich die Länder in der Tradition und der historischen Erfahrung mit staatlicher Überwachung stark unterscheiden. „Man hätte erwarten können, dass die Deutschen hier eher skeptisch sind, während die Briten staatliche Überwachung weniger kritisch sehen“, sagt Ziller.

    Während für die Akzeptanz von Überwachungsmaßnahmen die Begründung ausschlaggebend ist, gilt dies nicht für das Vertrauen der Menschen in die Regierung. Hier ließ sich – jedenfalls kurzfristig – kein Zusammenhang nachweisen. Inwiefern staatliche Überwachung das politische Vertrauen längerfristig beeinflusst, müssen wiederholte Befragungen über einen längeren Zeitraum zeigen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Conrad Ziller, Politikwissenschaft, Tel. 0203 379-2285, conrad.ziller@uni-due.de


    Weitere Informationen:

    https://ejpr.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1475-6765.12424


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Gesellschaft, Informationstechnik, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).