In einem aktuellen Kooperationsprojekt des Museum - Naturalienkabinett Waldenburg mit der TU Bergakademie Freiberg untersuchte ein Team um Mineralogie-Professor Gerhard Heide Glasflitter aus dem 18. Jahrhundert. Die Schachteln mit glitzernden Glasblättchen in 7 Farben stammen aus der Sammlung der Leipziger Apothekerfamilie Linck. Jetzt wurden sie erstmals mit speziellen Mikroskopie-Methoden untersucht.
„9 Probenbehälter gefüllt mit verschiedenfarbigen Glasflittern aus der Sammlung einer Apothekerfamilie und seinerzeit ohne weitere Beschreibung – das fand ich spannend“, erzählt Mineralogie-Studierende Anne Rannefeld, die die Glasflitter aus Waldenburg für ihre Bachelorarbeit genau unter die Lupe nahm. „Verschiedene mikroskopische Spezialmethoden gaben Aufschluss über die Strukturen innerhalb der Gläser, die neue Rückschlüsse auf ihre Entstehung ermöglichen“, erklärt Prof. Gerhard Heide. So konnten die Freiberger Forschenden nachweisen, dass die für das 18. Jahrhundert typischen färbenden Ionen, wie zum Beispiel Kobalt für die Farbe blau oder Kupfer für die Farben grün und auch rot, verwendet wurden. Außerdem enthalten viele der Flitter Blei. Weitere spezielle Analyse-Verfahren, wie zum Beispiel die Raman-Mikro-Spektroskopie ergaben, dass hauptsächlich zwei Glasarten, nämlich Bleisilikatgläser und Kalk-Natron-Gläser vorkommen. Das könnte darauf hindeuten, dass die Gläser aus Italien oder Frankreich importiert wurden, so die Freiberger MineralogInnen. „Derzeit liegt deshalb die Vermutung nahe, dass es für solche Produkte nur wenige Käufer gab und Produktion und Verkauf für die einheimischen Glashütten nicht attraktiv waren“, erläutert Fanny Stoye, Leiterin des Museum - Naturalienkabinett Waldenburg.
Exponate belegen die Bedeutung der Messestadt Leipzig im Europa des 18. Jahrhunderts
Die untersuchten Glasflitter gehören zur barocken Wunderkammersammlung aus dem Museum – Naturalienkabinett Waldenburg, die die Leipziger Apotheker Linck zwischen 1670 und 1807 zusammengetragen haben. „Glasflitter wurden damals als reflektierendes Material bei Farbfassungen etwa an Architekturelementen, als Zusatz in Malmaterialien oder als veredelndes Element im kunsthandwerklichen Bereich genutzt. Dafür war moderne Technologie und Wissen um die Materialien der Region unverzichtbar“, sagt Fanny Stoye. „Obwohl die Sammlung eine Rarität ist, führte sie nicht zuletzt aus konservatorischen Gründen ein Schattendasein; staubgeschützt und hinter Holztüren verborgen“, ergänzt die Museumsleiterin. „Es gibt fast keine vergleichbare Universalsammlung in Europa, aus der heute noch ähnlich viel erhalten ist.“ Die Kooperation mit den MineralogInnen der TU Bergakademie Freiberg soll jetzt dazu beitragen, das Potenzial der speziellen Sammlungen weiter zu erschließen.
Prof. Gerhard Heide, TU Bergakademie Freiberg, Gerhard.Heide@mineral.tu-freiberg.de
Fanny Stoye, Leiterin Museum - Naturalienkabinett Waldenburg, F.Stoye@waldenburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Kooperationen
Deutsch
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