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11.11.1998 00:00

Umweltinformationssystem für Schwan-Stabilo

Dr.rer.pol. Dipl.-Kfm. Ragnwolf Knorr Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Bei der Einführung eines "Null-Emissions-Konzepts" in der Kosmetikproduktion baut das Nürnberger Unternehmen Schwan-STABILO auf Verantwortungsbewußtsein und Eigeninitiative seiner Mitarbeiter. Mit deren maßgeblicher Beteiligung soll eine Dokumentation aller Stoff- und Energieflüsse erstellt werden, die als Basis für die Entwicklung geschlossener Stoffkreisläufe dienen kann. Der Lehrstuhl für Konstruktionstechnik (Prof. Dr.-Ing. Harald Meerkamm) an der Universität Erlangen-Nürnberg arbeitet an einem solchen Planungswerkzeug, das zunächst den Handlungsbedarf sichtbar machen und später durch Erfolgsmeldungen zur weiteren Beteiligung motivieren soll. Das System soll ohne eine zentrale übergeordnete Abteilung - quasi "selbsttragend", gestützt durch die Mitarbeiter des Unternehmens - funktionieren, weshalb es als dezentrale Internet-Anwendung umgesetzt wird.

    Unter dem Leitsatz "Zero Emission" versucht Schwan-STABILO seit einigen Jahren, in geschlossenen Produktionskreisläufen den Ausstoß an Abluft und Abwasser zu minimieren und Abfall so weit wie möglich zu vermeiden. Große Potentiale zur Verringerung umweltbelastender Stoffe werden innerhalb der Produktionskette vermutet. Solange jedoch Daten über die internen Stoffströme nicht im Detail bekannt sind, können keine gezielten Maßnahmen zur Verbesserung eingeleitet werden.

    Verteilte Verantwortung

    Bei der Schwan-STABILO Cosmetics GmbH & Co (SSC), die Produkte der dekorativen Kosmetik für namhafte Firmen herstellt, lag das Augenmerk darauf, schädliche Auswirkungen der verwendeten chemischen Stoffe zu vermeiden. Da viele Produkte der Kosmetikbranche direkt mit der Haut in Kontakt kommen, müssen eventuelle toxische Einflüsse der Ingredienzien auf den Menschen sorgfältig überprüft werden. Fragen des Umweltschutzes traten demgegenüber zurück. Deshalb fehlen genaue Informationen, die es möglich machen, die Rohstoffquantitäten den Abfallmengen exakt zuzuordnen. Beim Übergang zu möglichst geschlossenen Stoffkreisläufen ergeben sich zusätzliche Probleme daraus, daß die Verantwortung für operative Entscheidungen in einem modernen Betrieb wie SSC stark dezentralisiert ist. So lassen sich beispielsweise weder Beschaffung noch Entsorgung und Verwertung zentral bündeln.

    Diese Unternehmensstruktur wird berücksichtigt, wenn der Lehrstuhl für Konstruktionstechnik nun ein Planungswerkzeug konzipiert, das fundierte Zahlen für eine Dokumentation aller Stoff- und Energieflüsse bei SSC bereitstellen soll. Dabei soll jeder Mitarbeiter selbstverantwortlich in die Datenerfassung und -verwaltung dieses neuen Informationssystems eingebunden werden. Abfallaufkommen, abfallbezogene Projekte und Aktivitäten sind ebenso einzubeziehen wie gesetzliche Richtlinien und Verordnungen. Ökologische Schwachstellen können damit in allen Abteilungen - Einkauf, Produktion und Entsorgungsbereich - erkannt und angegangen werden. Über ein plattformunabhängiges Intranet sind alle Daten intern zugänglich, in einer Form, die auf die Benutzer zugeschnitten ist. So werden umweltrelevante Daten transparent. Informiertheit und Beteiligungsmöglichkeiten sollen die Mitarbeiter stärker für ökologische Fragen sensibilisieren.

    Vorbildfunktion erhofft

    Motivation für dezentrale Aktivitäten und Projekte soll geschaffen werden, indem einerseits der Handlungsbedarf konkret sichtbar wird, andererseits Erfolge abzuschätzen sind. Das gilt für den Bereich des Abfalls ("Was geht raus?") ebenso wie für das wirtschaftlich gebündelte Beschaffen ("Was geht rein?"). Die Art der erhofften Aktivitäten und mögliche Kosteneinsparungen bleiben abzuwarten. Das Informationssystem soll jedoch so attraktiv und interessant gestaltet sein, daß es von der Basis getragen und auf Dauer aufrechterhalten wird. Hat das Grundkonzept Erfolg, so kann das Umweltinformationssystem für Firmen verschiedenster Branchen als Vorbild dienen.

    Der Lehrstuhl für Konstruktionstechnik beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit umweltgerechter Produktentwicklung, wobei Wert darauf gelegt wird, ökologisch relevante Faktoren schon in frühen Entwicklungsphasen systematisch zu berücksichtigen. Für eine neue Methodik zur rechnergestützten Entwicklung umweltgerechter Produkte wurde Software zur Recyclingplanung (RecyCon, Regred), zur LifeCycle-Planung (LifeCycle Assistant) und, in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Fertigungsautomatisierung und Produktionssystematik, zur Demontageplanung erstellt.

    Der Lehrstuhl befaßt sich außerdem intensiv mit dem Thema "Informationssysteme der Produktentwicklung", insbesondere unter Nutzung von Multimedia und WWW. So wurde z. B. ein Informationssystem für Audi und ein Produktinformationssystem für SSC - beide auf Intranet-Technologie basierend - entwickelt. Die beiden Kompetenzbereiche stellen eine gute Basis für das nun anstehende Projekt dar, das im Rahmen des Bayerischen Forschungsverbund Abfallforschung und Reststoffverwertung (BayFORREST) von der Bayerischen Forschungsstiftung gefördert wird. Das Projekt hat am 1. März 1998 begonnen und läuft über zwei Jahre. Die Projektkosten betragen ca. 492.000 Mark, wovon bis zu 208.000 Mark aus Fördermitteln finanziert werden.

    * Kontakt:
    Dipl.-Ing. Carsten Mogge, Lehrstuhl für Konstruktionstechnik
    Martensstraße 9, 91058 Erlangen
    Tel.: 09131/619916, E-Mail: mogge@mfk.uni-erlangen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Maschinenbau, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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