Bis zu 80 Prozent aller Krebspatienten wünschen sich Studien zufolge eine stärkere Berücksichtigung naturheilkundlich-komplementärer Ansätze. Das Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung des Uniklinikums und der Medizinischen Fakultät Tübingen hat mit seinen Partnereinrichtungen an den Universitätsklinika-Standorten in Baden-Württemberg ein sektorenübergreifendes, interprofessionelles Programm entwickelt, das eine evidenzbasierte Beratung von Krebspatienten im Bereich Komplementäre Medizin und Pflege (KMP) an den vier Krebszentren, den sogenannten Comprehensive Cancer Centers (CCCs), in Baden-Württemberg erforschen wird.
Ziel des Programms ist es, Patienten in den ersten sechs Monaten nach ihrer
Krebsdiagnose individuell zu Chancen und Risiken von KMP zu beraten
(„empowern“). „Die Patienten sollen dann selbstständig entscheiden können, ob und
wenn ja welche KMP sie in Anspruch nehmen wollen“, beschreibt Studienleiterin
Prof. Dr. med. Stefanie Joos den Ansatz, „von dem Programm erhoffen wir uns eine
Verbesserung der Versorgung onkologischer Patienten, indem wir ihre
Gesundheitskompetenz und ihre Selbstwirksamkeit stärken.“
Im Februar 2021 begannen die Beratungen, die von interprofessionellen Teams aus
speziell im Projekt geschulten Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegenden durchgeführt
werden. Parallel bekommen Hausärzte, der ärztliche Dienst sowie Pflegende an den
vier CCCs Informationen und Schulungsangebote zum Programm. „Jeder Patient von
insgesamt 2.000 Patientinnen und Patienten soll im Zeitraum von drei Monaten
mindestens drei Beratungen erhalten, die auf seine individuellen Bedürfnisse
zugeschnitten sind“, erklärt Dr. Valentini, Leiter des Forschungsbereichs
Komplementäre und Integrative Medizin. Mit einem Patienten-Fragebogen wird die
Wirksamkeit des Programms im Kontrollgruppenvergleich erhoben. Ergänzend dazu
werden im Rahmen einer Prozessevaluation Interviews mit Patienten, dem
beteiligten ärztlichen Dienst sowie dem Pflegepersonal durchgeführt.
Besonders innovativ an dem Beratungsprogramm ist der interprofessionelle Ansatz.
Das heißt, dass das Programm von Medizin und Pflege gemeinsam entwickelt wurde und dass die Erstberatung immer von einem Arzt oder einer Ärztin sowie einer Pflegefachperson gemeinsam durchgeführt werden. „Das ist unseres Wissens nach deutschlandweit das erste versorgungsnahe Forschungsprojekt, indem gleichberechtigt von Anfang bis Ende interprofessionell geplant und gehandelt wird“, ergänzt Prof. Dr. Cornelia Mahler, Direktorin der Abteilung Pflegewissenschaft am Universitätsklinikum Tübingen.
Das Projekt wird über drei Jahre mit ca. 5,2 Millionen Euro vom Innovationsfond des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert. Folgende Partner sind an dem Projekt aktiv beteiligt: AOK Baden Württemberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Comprehensive Cancer Center (CCC) Freiburg, Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, Comprehensive Cancer Center (CCC) Tübingen-Stuttgart, Comprehensive Cancer Center (CCC) Ulm, Institut für Klinische Epidemiologie und angewandte Biometrie, Universitätsklinikum Tübingen, aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie (KOKON).
Patienten, die an einem CCC der vier Universitätsklinika behandelt werden und sich für eine Teilnahme am Programm interessieren, erhalten hier weitere Informationen: https://www.medizin.uni-tuebingen.de/de/ccc-integrativ
E-Mail: ccc-integrativ@med.uni-tuebingen.de
Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung
Prof. Dr. med. Stefanie Joos
Ärztliche Direktorin
E-Mail: stefanie.joos@med.uni-tuebingen.de
Dr. Jan Valentini
Funktionsoberarzt Ambulanz für Akupunktur und Chinesische Medizin
Leitung Forschungsbereich Komplementäre und Integrative Medizin
E-Mail: jan.valentini@med.uni-tuebingen.de
Tel. +49 7071 29-85213
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Medizin
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Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
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