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15.06.2021 15:04

Behinderung, Macht, Moral

Dr. Anke Sauter Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    „Eugenische Phantasmen“: Dagmar Herzog rekonstruiert in ihren Adorno-Vorlesungen die moralpolitischen Debatten um den Wert von Leben mit Behinderung.

    Die US-amerikanische Historikerin Dagmar Herzog hält die diesjährigen Frankfurter Adorno-Vorlesungen, die das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag veranstaltet. Die Reihe, die an drei aufeinander folgenden Tagen im Livestream übertragen wird, trägt den Titel „Eugenische Phantasmen: Behinderung, Macht, Moral“ und beginnt

    am Mittwoch, 23. Juni, 18:30 bis 20:30 Uhr
    im Livestream unter https://youtu.be/HVFXaU43yns

    mit der ersten Vorlesung, die sich mit dem Thema „Liebe, Geld, Mord (1900–1950)“ befasst.

    Wie wurden die moralpolitischen Debatten um den Wert von Leben mit Behinderung in Deutschland vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart geführt? In einem Zeitraum, in dessen Mitte der nationalsozialistische Massenmord stand? Die Zeithistorikerin Dagmar Herzog spannt in ihren Vorlesungen einen Bogen von der fürsorglich-paternalistischen Pflege in christlichen Heilanstalten vor 1900 bis zur Abwehr der AfD-Angriffe in den 2010er Jahren. Moderiert werden die drei Vorlesungen von Prof. Dr. Martin Saar, der an der Goethe-Universität politische Philosophie lehrt.

    Wie konnte sich ein theologisches Paradigma, dem zufolge sich Gott besonders unter den Allerschwächsten entfaltet, in ein verbrecherisches Denken verkehren? Und wie hängt dies mit der Irritation über eine (angeblich jüdisch forcierte) sexuelle Liberalisierung in der Weimarer Zeit zusammen? Wie haben sich in der Nachkriegszeit doch Argumente für den Wert des Lebens mit Behinderung durchgesetzt, so dass heute Menschen mit Behinderung als Subjekte respektiert und nicht mehr als Objekte der Fürsorge oder der Diskriminierung geringgeschätzt werden? Diesen Fragen geht Herzog nach, sie nimmt dabei drei sich überlappende Zeitspannen in den Blick und zeigt, dass die komplexe Beziehung zwischen Tatsachen und Interpretation bis heute eine zentrale Rolle für den Umgang der gesellschaftlichen Mehrheit mit Behinderung spielt.

    Dagmar Herzog ist Distinguished Professor of History am Graduate Center der City University of New York. Sie hat zahlreiche Bücher zur Geschichte der Religion, zur Sexual- und Geschlechtergeschichte in der Moderne geschrieben. Für ihre Forschung wurde sie 2014 mit dem Distinguished Achievement Award der Holocaust Educational Foundation ausgezeichnet.

    Die Frankfurter Adorno-Vorlesungen
    Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern sollen. Dabei geht es nicht um eine philologische Ausdeutung seines Werks, sondern darum, seinen Einfluss auf die heutige Theoriebildung in den Humanwissenschaften zu fördern und die lebendigen Spuren seines interdisziplinären Wirkens in den fortgeschrittenen Strömungen von Philosophie sowie Literatur-, Kunst- und Sozialwissenschaften sichtbar zu machen.

    Die Termine:

    Mittwoch, 23. Juni, 18:30 bis 20:30 Uhr
    Liebe, Geld, Mord (1900–1950)
    https://youtu.be/HVFXaU43yns

    Donnerstag, 24. Juni, 18:30 bis 20:30 Uhr
    Wie erkennt man ein Verbrechen? (1940–1990)
    https://youtu.be/HC2x8gmrAos

    Freitag, 25. Juni, 18:30 bis 20:30 Uhr
    Die lang erkämpfte Menschwerdung (1980–2020)
    https://youtu.be/qOMWWflNMmo

    Ein Bild von Prof. Dr. Dagmar Herzog finden Sie zum Download unter: http://www.uni-frankfurt.de/102361576

    Bildtext: Die Zeithistorikerin Prof. Dr. Dagmar Herzog hält in diesem Jahr die Adorno-Vorlesungen. (Foto: privat)


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Almut Poppinga
    Institut für Sozialforschung
    an der Johann Wolfgang Goethe-Universität
    Senckenberganlage 26
    60325 Frankfurt am Main
    E-Mail: poppinga@em.uni-frankfurt.de
    www.ifs.uni-frankfurt.de


    Bilder

    Die Zeithistorikerin Prof. Dr. Dagmar Herzog hält in diesem Jahr die Adorno-Vorlesungen. (Foto: privat)
    Die Zeithistorikerin Prof. Dr. Dagmar Herzog hält in diesem Jahr die Adorno-Vorlesungen. (Foto: priv ...


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik, Psychologie
    überregional
    Pressetermine, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Die Zeithistorikerin Prof. Dr. Dagmar Herzog hält in diesem Jahr die Adorno-Vorlesungen. (Foto: privat)


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