idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
11.08.2021 09:52

Kreative Tiere: Elefanten erfinden und lernen ungewöhnliche Laute

Alexandra Frey Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Elefanten kommunizieren sehr viel und ausgiebig miteinander und spielen mit ihrer Stimme. Es kommt auch vor, dass sie Laute produzieren, die eigentlich nicht Teil ihres natürlichen Lautrepertoires sind. Angela Stoeger und Anton Baotic vom Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien untersuchten nun drei Typen solcher ungewöhnlicher Laute bei Elefanten in Botswana und im Zoo von Dresden und verglichen sie mit einem riesigen Datensatz an schon vorhandenen gesammelten Lauten. Das faszinierende Ergebnis: Es handelt sich um Laute, die tatsächlich bisher nicht beschrieben wurden. Die Ergebnisse erscheinen in Biology.

    Elefanten sind wahre Stimmkünstler und dabei sehr kreativ: Der Großteil der Laute bei Afrikanischen Elefanten befindet sich im tieffrequenten Infraschallbereich, es kommt aber auch vor, dass sie, ähnlich einem Papagei, Laute imitieren oder neu kreieren. Die aktuelle Studie verglich die ungewöhnlichen Laute mit bereits seit 2003 gesammelten Daten. Dabei konnte festgestellt werden: Die Elefanten haben sie neu entwickelt und sich diese dann vermutlich voneinander 'abgeschaut'. Die Tiere verwenden um die Laute zu produzieren auch nicht ihren Kehlkopf, sondern Muskeln des Rüssels oder auch des Mauls: sie saugen Luft durch die Rüsselspitze ein, um ein außergewöhnlich hochfrequentes Quietschen zu erzeugen, oder ziehen Muskeln an der Rüsselbasis immer wieder zusammen, wodurch sie pulsierende Laute mit niedriger Frequenz produzieren. Zudem zeigte sich, dass jeder Elefant für sich seine eigene, unverwechselbare Strategie zur Erzeugung dieser speziellen Laute entwickelt hat.

    Besonders bemerkenswert ist ein sehr hochfrequenter Laut, ein Quietschen, welches bei Sawu, einer Elefantenkuh aus dem Zoo Dresden beobachtet wurde und eine Frequenz von 1800 Hz erreicht (im Vergleich, ihre tieffrequenten Rumbles liegen bei 16 Hz). Ein kleines Meerschweinchen quietscht bei maximal 1500 Hz Grundfrequenz. Es ist für Sawu unmöglich diese Töne mit ihren massigen Stimmbändern zu erzeugen, daher verwendet sie dazu ihren Rüssel. Dabei presst sie ihre Rüsselspitze zusammen, verschließt einen Nasengang, saugt Luft über den anderen ein, und produziert so ihre hohen Quietscher - eine bis dato völlig unbekannte Weise der Schallproduktion bei Elefanten.

    "Wir konnten zeigen, wie kreativ Elefanten in der Schallerzeugung sind und wie sie ihre kognitive und motorische Flexibilität nutzen, um neue Laute zu erzeugen, Gehörtes zu imitieren, oder Vorhandenes zu modifizieren. Diese Fähigkeit macht Elefanten speziell: Sie sind in der Lage, Laute zu erlernen – eine Fähigkeit, die man außer bei uns Menschen nur bei wenigen anderen Tieren findet", so Angela Stoeger.

    Das Imitieren, aber auch das Kreieren von neuen Lauten bildet eine der Grundlagen für die Entwicklung einer Sprache. Die Erforschung dieser grundlegenden Eigenschaften bei verschiedenen Tiergruppen wie Papageien, Walen oder Elefanten wird auch zu einem besseren Verständnis der Evolution der menschlichen Sprache beitragen, die auf ähnlichen kognitiven Prozessen aufbaut.

    Publikation in Biology:
    Stoeger, A.S.; Baotic, A.; Heilmann, G. Vocal Creativity in Elephant Sound Production. Biology 2021, 10, 750. https://doi.org/10.3390/biology10080750


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Mag. Dr. Angela Stöger-Horwath
    Department für Evolutionsbiologie Department für Kognitionsbiologie
    Universität Wien
    1090 - Wien, Althanstraße 14
    +43-1-4277-761 01
    +43-676-783-73 26
    angela.stoeger-horwath@univie.ac.at


    Bilder

    Angela Stöger bei der Datenaufnahmen im Rahmen dieser Studie in Botswana. (© Natalia Cerqueira)
    Angela Stöger bei der Datenaufnahmen im Rahmen dieser Studie in Botswana. (© Natalia Cerqueira)


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Psychologie, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Angela Stöger bei der Datenaufnahmen im Rahmen dieser Studie in Botswana. (© Natalia Cerqueira)


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).