idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
11.10.2021 14:42

Artenvielfalt auf den Inseln ist extrem bedroht

Dr. Anke Sauter Public Relations und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Inseln machen nur 7 Prozent der weltweiten Landfläche aus – doch sie beherbergen 20 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten. Diese Vielfalt ist extrem bedroht. In einem Beitrag in der Zeitschrift „Global Ecology and Conservation“ beschreibt Biogeograph Prof. Severin Irl von der Goethe-Universität zusammen mit Kollegen den Ist-Zustand der Artenvielfalt.

    Inseln tragen erheblich zur globalen Biodiversität bei. Hier leben nicht nur überproportional viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten; sogar 50 Prozent aller vom Aussterben bedrohter Arten leben hier, und drei Viertel aller dokumentierten, ausgestorbenen Arten waren hier beheimatet. In der jüngsten Ausgabe von „Global Ecology and Conservation“ beschreiben die Mitglieder des Leitungsgremiums der 2020 gegründeten Society of Island Biology (SIB), zu denen auch der Frankfurter Biogeograph Prof. Severin Irl gehört, den Zustand der Artenvielfalt auf Inseln weltweit. Die Ökosysteme auf Inseln stehen durch menschliche Aktivitäten stark unter Druck.

    Durch die Isolation vom Festland haben sich auf Inseln einzigartige Pflanzen- und Tierspezies entwickelt, sogenannte endemische Arten, die weltweit nur auf den jeweiligen Inseln oder Archipelen vorkommen. Diese Arten sind oft besonders durch menschliche Einflüsse wie Übernutzung von Ökosystemen, Habitatzerstörung (z.B. durch die Umwandlung in landwirtschaftliche Nutzflächen), die Einführung von nicht-heimischen, invasiven Arten und den Klimawandel bedroht. Die auf Inseln lebenden Arten können sich aber auch u.a. wegen fehlender Anpassungsstrategien an Fressfeinde häufig schlechter an Veränderungen der natürlichen Ökosysteme anpassen als Arten auf dem Festland. Diese erhöhte Vulnerabilität hat dazu geführt, dass mindestens 800 Arten auf Inseln in den vergangenen 500 Jahren unwiderruflich verloren gegangen sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Art auf einer Insel in der Zukunft aussterben wird, ist zwölfmal höher als bei einer Art auf dem Festland. „Wenn es so weitergeht, ist klar, dass Inseln den Großteil der in Zukunft ausgestorbenen Arten tragen werden“, sagt Prof. Severin Irl.

    Die neugegründete SIB sieht sich als internationales Sprachrohr für die Belange von Arten auf Inseln. Im Artikel schlagen die Autoren um den Präsidenten der SIB Prof. José María Fernández-Palacios von der Universidad de La Laguna auf Teneriffa konkrete Maßnahmen vor, wie weiteres Aussterben verhindert werden kann und wie Naturschutzbelange mit den Belangen der dort lebenden Menschen in Einklang gebracht werden können. Als Grundlage wird ein vollständiges Inventar der Arten auf Inseln benötigt. Dass ein solches oft fehlt, erschwert die Entwicklung geeigneter Naturschutzkonzepte. Zugleich sind konkrete Naturschutzmaßnahmen für akut vom Aussterben bedrohte Arten und deren natürliches Habitat unabdingbar. Alle Maßnahmen müssen in einem sozio-ökologischen Kontext unter Einbeziehung der Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung geschehen, die als Bewahrer der Biodiversität fungieren und mit der Wissenschaft entsprechende Kapazitäten aufbauen sollten.

    Publikation: Fernández-Palacios, J.M., Kreft, H., Irl, S.D.H., Norder, S., Ah-Peng, C., Borges, P.A.V., Burns, K.C., de Nascimento. L., Meyer, J.-Y., Montes, E. & Drake, D.R. (2021) Scientists’ warning – The outstanding biodiversity of islands is in peril. Global Ecology and Conservation, 31: e01847

    https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2351989421003978?via%3Dihub

    Bilder zum Download: https://www.uni-frankfurt.de/106799499

    Bildtext:
    Karte mit Arten (Abb. aus: Fernández-Palacios et al. 2021)
    Die Society of Island Biology (SIB) widmet sich der gefährdeten Artenvielfalt auf Inseln. (Copyright Logo: SIB)
    Prof. Severin Irl forscht an der Goethe-Universität zu endemischen Arten. (Copyright: Andrea Achatz)

    Weitere Informationen
    Prof. Severin Irl (Biogeographie und Biodiversität, Institut für Physische Geographie, FB11)
    https://www.uni-frankfurt.de/71993212/ir


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Weitere Informationen
    Prof. Severin Irl (Biogeographie und Biodiversität, Institut für Physische Geographie, FB11)
    https://www.uni-frankfurt.de/71993212/ir


    Originalpublikation:

    Fernández-Palacios, J.M., Kreft, H., Irl, S.D.H., Norder, S., Ah-Peng, C., Borges, P.A.V., Burns, K.C., de Nascimento. L., Meyer, J.-Y., Montes, E. & Drake, D.R. (2021) Scientists’ warning – The outstanding biodiversity of islands is in peril. Global Ecology and Conservation, 31: e01847


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Biologie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).